Landau Marathon: Ausstellung im Pariser Louvre würdigt Michel Bréal

Michel Bréal auf einer Fotografie von Pierre Petit, Archiv Bréal.
Michel Bréal auf einer Fotografie von Pierre Petit, Archiv Bréal.

Wenn am 10. August in Paris der Startschuss zum Marathonlauf fällt, der Krönung der Olympischen Sommerspiele, erinnern sich die Landauer an Michel Bréal. Er ist, wie der Karikaturist Thomas Nast, eine herausragende Persönlichkeit der Stadtgeschichte.

Der Pariser Louvre würdigt Bréal derzeit in einer Ausstellung zur ersten Olympiade der Neuzeit 1896 in Athen. Der am 26. März 1832 geborene Sohn eines angesehenen Landauer Advokaten, in späteren Jahren lehrender Sprachforscher am College de France in Paris, gilt als „Erfinder“ des Marathonlaufs der Olympischen Spiele von 1896 in Athen.

Ausschnitt des Silberpokals von 1896.
Ausschnitt des Silberpokals von 1896.

Mit antikem Charakter

In einem im Jahr 1894 verfassten Schreiben an seinen Freund Pierre de Coubertin, dem Gründer des Internationalen Olympischen Komitees, regte Bréal an, den Marathonlauf als neue olympische Disziplin für die Spiele 1896 in Athen einzuführen. Um den antiken Charakter zu wahren, sollte er an den Sieg der Griechen gegen die Perser in der Schlacht bei Marathon 490 vor Christus erinnern. Das olympische Komitee stimmte dem Vorschlag zu. Bréal, der den Spielen in Athen nicht beiwohnte, stiftete für den Sieger, den Griechen Spiridon Louis, einen Pokal.

Die alte Aufnahme des Landauer Stadtarchivs zeigt das Geburtshaus Bréals, das Böckingsche Haus am Rathausplatz.
Die alte Aufnahme des Landauer Stadtarchivs zeigt das Geburtshaus Bréals, das Böckingsche Haus am Rathausplatz.

Auf der internationalen Sportbühne fanden Bréals Verdienste um den Marathonlauf bisher kaum Beachtung. Dies hat sich durch die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris geändert. Denn in der Ausstellung im Pariser Museum findet Bréal neben anderen Persönlichkeiten, die sich ebenfalls um die Spiele verdient gemacht hatten, einen ihm gebührenden Platz. Briefe, Urkunden, ein Gemälde und großflächige Personenaufnahmen mit erläuternden Texten dokumentieren sein Leben und Wirken.

Michel Bréal, seine jüngeren Kinder Hermine und Emma und Emma Guieysee, die Mutter von Louise Guieysee, die Auguste, den Sohn vo
Michel Bréal, seine jüngeren Kinder Hermine und Emma und Emma Guieysee, die Mutter von Louise Guieysee, die Auguste, den Sohn von Breal, heiratete.

Grandiose Würdigung

Die professionell gestaltete und seit dem 24. April zugängliche Ausstellung erfreute sich bereits vor der Eröffnung der Spiele eines großen Zuspruchs, heißt es. Auch Professor Heinz-Helmut Lüger, Vorsitzender der in Landau ansässigen Michel-Bréal-Gesellschaft, zeigte sich von ihr angetan. „Es ist meines Erachtens das erste Mal, dass Bréal außerhalb seiner Verdienste als Sprachwissenschaftler und Bildungsreformer eine so grandiose Würdigung als Erfinder des Marathonlaufs erfährt.“ Die Michel-Bréal-Gesellschaft hat sich in Paris um das Grab des Wissenschaftlers gekümmert, der in Frankreich in Vergessenheit geraten war.

Besonders erfreut hat Lüger, wie er der RHEINPFALZ berichtet, dass die bei Athen ansässige international ausgerichtete Kulturstiftung Stavros Niarchos Foundation den Siegerpokal des Marathonlaufs von 1896 zur Verfügung gestellt habe. Der nur fünfzehn Zentimeter hohe Silberpokal mit dem eingravierten Namen des Stifters ist zweifellos das interessanteste und wertvollste Exponat der Ausstellung im Louvre.

 Michel Bréal auf einer Fotografie, die heute im Besitz der französischen Nationalbibliothek ist.
Michel Bréal auf einer Fotografie, die heute im Besitz der französischen Nationalbibliothek ist.

Vögel und Wasserpflanzen

Zuvor im Besitz der Nachfahren des Marathonsiegers von 1896, wurde er 2012 im Auktionshaus Christie’s in London von der Stiftung für rund 600.000 Euro erworben. Die auf dem Reliefdekor dargestellten Vögel und Wasserpflanzen dokumentieren in Auszügen die in der Antike in den Sumpfgebieten bei Marathon beheimatete Fauna und Flora und sollten nach dem Wunsch Bréals die Verbindung von der Historie zur Gegenwart herstellen.

Hier am Boulevard Saint-Michel in Paris hat Breal 1915 im Alter von 83 bis 87 Jahren gelebt.
Hier am Boulevard Saint-Michel in Paris hat Breal 1915 im Alter von 83 bis 87 Jahren gelebt.

Die Hauptinitiatorin der historischen Dokumentation, die griechische Archäologin Christina Mitsopoulou aus Athen, hatte Professor Lüger, mit dem sie sich seit Jahren in der Bréal-Forschung austauscht, bei den Vorbereitungen um Unterstützung gebeten. In Zusammenarbeit mit Professor Hans W. Giessen, ebenfalls Mitglied der Michel-Bréal-Gesellschaft, veröffentlichte Lüger in einem Buch zur Ausstellung einen Beitrag unter dem Thema „Michel Bréal – L’homme qui a inventé le Marathon“.

In dem 334 Seiten umfassenden, vom Musée du Louvre de Paris herausgegebenen Werk ist auch das Böckingsche Haus in Landau abgebildet, das Geburtshaus von Michel Bréal. Die Ausstellung ist bis zum 16. September geöffnet.

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