Nussdorf Miniaturbuch zum Landauer Stadtgeburtstag

Klaus und Hedwig Müller stellen in ihrer Werkstatt schon seit langem auch Miniaturbücher her. Bis heute sind es mehrere Dutzend.
Klaus und Hedwig Müller stellen in ihrer Werkstatt schon seit langem auch Miniaturbücher her. Bis heute sind es mehrere Dutzend.

Die Nußdorfer Buchbinderei Müller hat zum Landauer Stadtgeburtstag ein besonderes Buch herausgebracht. Keine dicke Chronik, sondern ein gerade mal sechs Zentimeter hohes Miniaturbuch. Trotzdem steht auf mehr als 200 Seiten einiges drin.

Klaus und Hedwig Müller haben sich einen Namen gemacht durch das Restaurieren alter Bibeln, Chroniken und Lexika oder sonstiger wertvoller Werke aus vergangenen Zeiten der Druck- und Buchbindekunst. Daneben bindet der traditionelle Handwerksbetrieb Zeitschriften und Manuskripte, repariert Kochbücher und stellt beispielsweise Gästebücher her. Schon seit langem zählen aber auch Miniaturbücher wie jetzt „Sagen und Geschichten aus dem alten Landau“ zum Tätigkeitsbereich.

Miniaturbücher sind Sammlerstücke, oft aufwendig gestaltet und mitunter in hübschen Schubern zusammengefasst, deren Preise denen von normalformatigen Büchern entsprechen. Es gibt sogar Vereine, in denen Freunde der kleinen Buchkunst organisiert sind, beispielsweise in Berlin und Stuttgart. In Letzterem ist auch Klaus Müller aktiv. Eine historische Wurzel für solche Miniaturen liege in der Zeit der Reformation und Gegenreformation, als es gefährlich sein konnte, mit der falschen Bibel oder dem falschen Gesangbuch erwischt zu werden. Die Miniaturen habe man besser verstecken können. Müller betont, dass der Inhalt dem großformatigerer Werke in nichts nachsteht.

Großer Aufwand für kleine Werke

Bisher gibt es aus Nußdorf Minibücher und Leporellos (bei denen die Seiten nicht gebunden sind, sondern der Text auf einem zwischen Buchdeckeln gefalteten Papierstreifen steht) mit einigen von Goethes Balladenklassikern wie dem Erlkönig oder dem Zauberlehrling, Herbstgedichte von Rilke, Zitatesammlungen, Zungenbrecher, Kinderlieder, die Weihnachtsgeschichte nach Luther sowie eine kleine Pfalz-Reihe, die sich mit Wein und Tabak, Koch- und Backrezepten, den Elwedritsche oder Keschde (Kastanien) befasst. Sie kosten zwischen vier und 15 Euro.

Allen kleinen Werken ist gemeinsam, dass sie handwerklich den großen entsprechen, sagt Klaus Müller. Sie haben einen Leineneinband und einen nett gestalteten Schutzumschlag aus Papier, in diesem Fall mit einer Zeichnung von Xaver Mayer, die ein über der Stiftskirche schwebendes Gespenst zeigt. „Wir machen aber keine große Auflage, sondern nach Nachfrage“, sagt der 72-jährige Buchbindermeister. Ein Büchlein zur Geschichte Landaus lag insofern nahe, als das Ehepaar Müller 1989 auch das Große Ratsbuch der Stadt restauriert hat, eine Sammlung von Urkunden, in der auch die einzig erhaltene Abschrift der Urkunde zur Stadtgründung durch Rudolf von Habsburg enthalten ist.

Abbildung der Urkunde

So findet sich denn auch im jüngsten kleinen Buch eine Kopie dieser Urkunde (lesbar ist sie allerdings kaum), nebst etlichen Fotos und Zeichnungen. Der Historiker Harald Bruckert gibt einen Kurzabriss der Stadtgeschichte, sein Kollege Karl-Heinz Rothenberger stellt das Haus zum Maulbeerbaum vor. Ansonsten handelt es sich im Wesentlichen um den Nachdruck einer Sammlung von alten Erzählungen aus und über Landau, in denen es beispielsweise um den Geist einer eingemauerten Nonne, ein gruseliges Erlebnis des einstigen Scharfrichters der Stadt, den Türmer im Stiftskirchenturm, den Kutschentyp des Landauers und den mitunter öden Militärdienst in der Festung geht. Müller selbst hat eine Radtour zu den verschwundenen Dörfern beigesteuert, die früher rings um Landau lagen, aber nach und nach aufgegeben wurden.

Info

Die Buchbinderei Müller informiert im Internet unter www.mueller-buch.de

Das jüngste Mini-Werk befasst sich mit der Stadtgeschichte und alten Sagen und Erzählungen.
Das jüngste Mini-Werk befasst sich mit der Stadtgeschichte und alten Sagen und Erzählungen.
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