Landau Narren setzen Bürgermeister vor die Tür

Prinz und Prinzessin sollen Gemeindekasse plündern

Mit der Erstürmung des Amtssitzes von Ortsbürgermeister Reiner Hör durch die Narren der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß „Die Stecher“ (KGR) hat am 11.11. in Rülzheim die fünfte Jahreszeit begonnen. Angeführt von den Pfälzer „GuggeGlucke“ zogen Elferrat und das noch amtierende Prinzenpaar in den Hof der Gemeindewerke ein, in deren Gebäude sich das Büro des Ortschefs befindet. Die KGR-Vorsitzende Yvonne Tüllmann erklärte den Bürgermeister für abgesetzt und übergab den närrischen Tollitäten, Prinzessin Carolin und Prinz Andreas, die Regierungsgeschäfte. Das neue Prinzenpaar wird bei der Faschingsgala im Januar inthronisiert. Tüllmann erläuterte die anstehenden Aufgaben und wie dafür das Gemeindesäckel bis zum Aschermittwoch geleert werden könne. „Wenn wir die Macht wieder aus der Hand geben, sind die Kassen leer. Ich bin mir aber sicher, dass es unser Bürgermeister verstehen wird, diese bis zum nächsten 11.11. wieder zu füllen“, war die Vorsitzende zuversichtlich. Bürgermeister Schardt greift zum Putzeimer Auch Leimersheims Ortsbürgermeister Matthias Schardt musste unter den Augen vieler Einwohner vergangene Woche das Rathaus räumen. Bei ihrem Sturm auf das Gebäude wurden die „Wasserhinkel“-Fasnachter von Sitzungspräsident Michael Huber und dem Elferrat angeführt, auch die vier Garden des Turn- und Gymnastikvereins sowie der Sitzungskapelle marschierten mit. In den Vorjahren konnte sich Schardt – selbst Büttenredner – nach der Amtsenthebung stets in die Vorbereitung seiner Beiträge für die Prunksitzungen stürzen. Für dieses Jahr hatte der Bürgermeister der Orts- und Verbandsgemeinde jedoch eine fasnachtliche Pause angekündigt. Wie er nun die freie Zeit nutzen könnte, trieb ihn in seiner Rede zum Rathaussturm um: Urlaub, Krankenhausaufenthalt, Lotsendienst in Kuhardt, „Holzbeere“ stutze und „Alla-hopp“ in Rülzheim putzen nannte Schardt als Alternativen. Sitzungspräsident Huber warb für die „Wasserhinkel“-Veranstaltungen der Kampagne, die unter dem Motto „Mit Herz und Hand ins Schlagerland“ steht. Auf der Treppe des Rathauses wurden auch Laura Ochsenreither und David Klein, das Prinzenpaar der vergangenen Kampagne, verabschiedet. In seiner Rede empfahl sich Prinz David für die nächste Kampagne, während er von Prinzessin Laura umgehend „in die Realität zurückgeholt“ wurde. „Gerlinde“ besteigt mit „Medinight“-Rocker Narrenthron „Es rockt und rollt die Fasenacht, die Swinging Fifties sind erwacht“ – unter diesem Motto steht die Kampagne der Kandeler Bienwald-Karnevalsgesellschaft (Bi-Ka-Ge), die am Samstag mit dem Rathaussturm eröffnet wurde. Noch vor der Schlüsselübergabe stellte Bi-Ka-Ge-Präsident Karlheinz Schöttinger das neue Prinzenpaar vor, das anstelle des abgesetzten Bürgermeister Günther Tielebörger Kandel und seine närrischen Vororte bis zum Aschermittwoch regieren wird: Es sind Prinzessin Melanie I. und Prinz Sascha II., die im bürgerlichen Leben als Ehepaar den Namen Fath führen. Beide sind in Kandel als „Fasenachter erster Güte“ bekannt. Prinzessin Melanie war schon auf verschiedenen Posten aktiv und wurde als „Gerlinde“ zu einem Star der Kandeler Fasenacht. Ihr Prinz sorgte als Chef der närrischen Band „Vicky and the Medinights“ dafür, dass bei den Sitzungen stets zur rechten Zeit ein Tusch ertönte. Einem solch närrischen Paar übergab der „schöne Günther“ mit dem Wunsch, „die Bienwaldhalle soll jetzt beben, die Swinging Fifties sollen leben“ gerne den Rathausschlüssel. Stadtpolitik im Visier der närrischen Meute Pünktlich um 11.11 Uhr am 11.11. eröffneten die Fasnachter aus Hagenbach die närrische Saison. Der Obernarr Alex Scherrer nahm beim Rathaussturm Begebenheiten der Stadt aufs Korn und frotzelte unter anderem über den Kreisel am Hirtengärtel, die Baumfällung bei Wörth, das Wachthäusel und die Stadtplanung. Stadtbürgermeister Franz Xaver Scherrer hieß die Fasnachter willkommen: „Der Spott, der macht vor nichts und niemand Halt und zielt auch auf die Politik, eiskalt. Die Narren haben stets und hier die Politik in ihr’m Visier.“ Mit Humor lasse sich alles leichter lösen, meinte der entmachtete Scherrer. „Humor ist, wenn man trotzdem lacht, drum haben die Narren jetzt die Macht.“ Beim anschließenden Umtrunk wurde gefeiert, bevor die Narren durch die Straßen Hagenbachs marschierten. Erfolgreicher Putsch mit Megafon und viel Radau Am Aschermittwoch haben die Narren des Karnevalvereins (KV) „Lustavia“ Lustadt traurig „die Fasnacht“ in einer Holzkiste beerdigt. Am Mittwoch haben sie die Kiste mit den närrischen Symbolfiguren voller (Vor-)Freude wieder ausgegraben, mit Gesang die fünfte Jahreszeit begrüßt und sind anschließend bestens gelaunt, mit viel Radau und Megafon, zum Rathaus gezogen. Ihr Ziel: die Macht an sich zu reißen. Das lautstarke Agieren der rund 50 „Lustavianer“ vor dem Rathaus verfehlte seine Wirkung nicht: Aufgeschreckt vom Krach, so berichtet es KV-Vorsitzender Michael Ott, betraten Ortsbürgermeister Volker Hardardt und die Beigeordneten den Rathausbalkon. Der Forderung der Narren, sofort den Rathausschlüssel rauszurücken, kamen die Regierenden zunächst nicht nach. Letztendlich blieb ihnen aber gar nichts anderes übrig, als sich der Narrenübermacht zu beugen und den Schlüssel aus dem Fenster abzuseilen. Die Narren stürmten daraufhin das Rathaus und feierten den gelungenen Putsch bei einem Umtrunk. Rote Flotte kapituliert vor Übermacht der Piraten Auch in Westheim hat die Gemeindeführung nichts mehr zu melden: Am Freitag übernahmen die Narren des Turnvereins (TVW) das Sagen. TVW-Vorsitzende Susanne Bentz fiel als Piratin mit dem Elferrat auf dem Schiff „Narrenwind“ im Dorf ein. Ortsbürgermeisterin Inge Volz, Anführerin der roten Flotte, kapitulierte – und übergab den Narren Schlüssel und Gemeindesäckel. Matthias Renner verlas im Bürgerhaus die Narrengesetze: Demnach gibt es bis Aschermittwoch bei jeder Ratssitzung wieder Sekt. Wer Elferratsmitglieder trifft, muss die mit dem Satz „Helau, Ahoi und Alaaf, schön, dass ich dich traf“ begrüßen. Als blinder Passagier war „s’Prinzel Maierle“ dabei: Gemeinsam mit seiner Frau Katja sorgte Fabian Maier für Lacher. Seine indischen Kollegen rockten tanzend die Bühne. Von der Lustadter „Lustavia“ begeisterten Tanzmariechen Dorothea Kohler und die Junggarde. Stolz war Bentz auch auf Sohn Nico, der mit Lea Wagner ein Tanzpaar bildete. Bärbel Hardt ließ die Puppen, das Männerballett, tanzen. „Harry & Wolfgang“ unterhielten musikalisch. Die Narren waren sich einig: „So ist es halt in Weschde ewe, es lässt sich hier ganz fröhlich lewe.“ (rud/zir/wm/nti/red)

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