SÜW Qualitätsglühwein statt Kopfwehfusel

Schmeckt und wärmt: Winzerglühwein.
Schmeckt und wärmt: Winzerglühwein.

Vorweihnachtszeit ist Glühweinzeit. Tausende Pfälzer genießen das Heißgetränk auf den Weihnachtsmärkten. Der gute Stoff hat oft nur einen kurzen Weg von der Produktion bis in die Tassen. Wir haben mit drei Südpfälzer Winzern gesprochen, die im Winter Glühwein herstellen.

Beim Discounter gibt es den Liter deutlich unter zwei Euro. Aber schmeckt der? In der Pfalz sind die Ansprüche an einen guten Wein oft höher, auch in der Heißversion. Stefan Kuntz ist bereits ein alter Hase im Glühweingeschäft. Seit 32 Jahren stellt er das Getränk auf seinem Bioland-Weingut in Mörzheim her. „Der Glühwein, den es vorher gab, das war der Fusel, den man sonst für nichts mehr verwenden konnte. Da musste man die Kopfschmerztablette gleich hinterherwerfen“, erinnert er sich.

Das können wir besser, dachte sich der Winzer. Und zwar mit der einfachen Idee, einen hochwertigen Wein als Grundstoff zu nehmen und auch bei der Würze auf gute Zutaten zu setzen. Anderswo werde einfach ein Flüssigaroma dazugekippt. Bei Kuntz haben sowohl Wein als auch die Aroma-Gewürze das Biolandlabel. Das heißt, dass beim Anbau strenge Vorgaben erfüllt werden müssen, zum Beispiel werden kein chemischer Pflanzenschutz und kein Mineraldünger eingesetzt.

Nach einem Alpaka benannt

Sein Glühwein trägt den Markennamen „Heißer Wicht“, benannt nach einem frühreifen Vertreter seiner Alpaka-Zucht. Eine Institution geworden ist Kuntz inzwischen auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt. Dort serviert er seit 1990 seinen Glühwein. Zunächst an einem kleinen Eckstand, jetzt als eine der Hauptattraktionen. Insgesamt sind es etwa 25 Weihnachtsmärkte, die er beliefert. Auch im Einzelhandel gibt es den „Heißen Wicht.“ Im Jahr füllt Kuntz etwa 80.000 Liter ab.

Sein Kollege Ralf Anselmann aus Edesheim hat ebenfalls lange Erfahrung mit dem Heißgetränk – rund 25 Jahre werden es sein, sagt er. Sein Weg zum Selbermachen klingt fast identisch. Auch er war wenig beeindruckt von der damaligen Qualität. „Wir machen Glühwein aus gutem, fehlerfreien Pfälzer Wein. Wir würden uns gerne auf das Etikett schreiben, dass der Glühwein zu 100 Prozent pfälzisch ist, aber das ist nicht erlaubt.“ Stattdessen muss da „100 Prozent Deutsch“ stehen.

Jeder fängt mal klein an

Bei Anselmann gibt es roten, weißen und Dornfelder Glühwein. Er werde gern als Präsent genommen. Und natürlich beliefert Anselmann auch Weihnachtsmärkte, bis nach Wiesbaden und Trier. Die 100.000 Liter, die er im Jahr abfüllt, fallen bei der Jahresbilanz nicht übermäßig ins Gewicht. Vor allem in diesem Jahr, wo die Preise für Zucker, Flaschen und Etiketten gestiegen sind, ist mit dem Glühwein kein großer Reibach zu machen.

Neu dabei ist Bruno Leiner aus Wollmesheim. Relativ kurzfristig hat der Jungwinzer des Jahres 2017 sich dazu entschieden, einen eigenen Glühwein zu machen: Den Glühleiner. Auch er legt großen Wert auf Authentizität und Handarbeit. „Es gibt Betriebe, die geben ihren Wein an einen Hersteller ab und bekommen ihn als Glühwein zurück, das gibt es bei uns natürlich nicht.“ Mit 600 Litern ist sein Glühleiner – wie die meisten Produkte des Weinguts in Bio-Qualität – in diesem Jahr noch etwas exklusiver. Die meisten Kunden hätten durch Mund-zu-Mund Propaganda von seinem neuen Produkt erfahren. Die Reaktionen sind bis jetzt sehr positiv, sagt Leiner, und will im nächsten Jahr weitermachen.

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