Landau Seniorenheim setzt Rikscha für Ausflüge ein

Peter Knaak fährt die Bewohnerinnen Gisela Benzinger und Brigitte Kondziella mit der Rikscha.
Peter Knaak fährt die Bewohnerinnen Gisela Benzinger und Brigitte Kondziella mit der Rikscha.

Bewohner des Katholischen Altenzentrums werden nun mit der Rikscha auf Ausflüge gefahren. Möglich macht das ein Förderverein. Ein Vorbild?

Jede der rund einstündigen Fahrten mit der Rikscha ist ein neues Abenteuer – sowohl für die ehrenamtlichen Fahrer als auch ihre Gäste. Letztere sind die Bewohner des Katholischen Altenzentrums Landau, die anderen für den Förderverein unterwegs. „Die Leute an der Strecke winken und die Gäste auf der Rikscha winken begeistert zurück“, berichten die Fahrer bei einer Austauschrunde. Zwei Fahrgäste können bei den Ausfahrten mit dem Fahrrad-Transporter bei den Ausfahrten mitfahren. Dabei kommen nach Beobachtungen der Mitarbeitenden der Einrichtung in der Zweibrücker Straße durch intensive Gespräche auch Bewohner miteinander in Kontakt, die sich bisher weniger gut kannten.

Viele Bewohner wollen gerne mit

Geradelt wird vorzugsweise in die Landauer Parks. Oder auf die Wollmesheimer Höhe mit einer Pause an einer Eisdiele in einer ehemaligen Bäckerei. Beliebtes Ausflugsziel sei auch das ehemalige Landesgartenschaugelände. Dabei gebe es nicht selten einen regen Austausch von Lebensgeschichten und Erinnerungen. Nach jeder Fahrt sei die Freude groß – und das wirke nachhaltig auf die Lebensqualität.

Wie finden sich Radelnde und Gäste? Die Ehrenamtlichen sind über Soziale Medien vernetzt. Jeder Radler meldet seine Verfügbarkeit. Die Mitarbeitenden in den Wohnbereichen halten dann nach geeigneten Fahrgästen Ausschau. Viele Bewohner melden sich freiwillig und wollen immer wieder das Angebot nutzen, andere werden motiviert. Auch Rollstuhlfahrende können an den Ausfahrten teilnehmen. Aktuell wünsche sich eine Bewohnerin eine Fahrt zum Riesenrad auf dem alten Messplatz.

Getränke und Decken sind dabei

Die Bewohnerinnen Brigitte Kondziella und Hedwig Kern tauschten schon mehrmals den Rollstuhl gegen die Rikscha für eine Fahrt in die Richtung, in der sie vor dem Einzug ins Altenheim gelebt haben und finden es beide „sehr schön, die Gegend wiederzusehen“.

Inspiriert vom Verein Radeln ohne Alter Deutschland hatte Peter Gewehr vor einem Jahr die Idee, auch in Landau ein solches Projekt zu starten. In Heimleiterin Ursula Seelinger und Sabine Thornemann vom Sozialdienst fand er Mitstreiterinnen. „Nach einer Boulebahn im Gartenbereich und dem Indoor-Radeln im Bike-Labyrinth ist die kostenfreie Rikscha-Fahrt das dritte Bewegungsangebot, das die Bewohner begeistert annehmen“, berichtet Seelinger. Auch sie engagiert sich als Rikscha-Fahrerin und ist eine von vier Ausbildenden, die interessierten Radlern den sicheren Umgang mit dem Gefährt und den Gästen vermitteln. Erst nach der gründlichen Einweisung und mehreren Testfahrten darf ein „Pilot“ mit den betagten Fahrgästen auf die Straße. Anschnall- und Helmpflicht sind bei den Ausfahrten ebenso selbstverständlich wie das Mitführen von Getränken und warmen Decken.

Rikscha auch für Hochzeiten?

Gemeinsam mit Führungskräften aus dem Altenheim und wenigen Bekannten, die ebenso wie er begeisterte Radfahrende sind, hat Peter Gewehr vor etwa einem Jahr den Förderverein Katholisches Altenzentrum Landau gegründet. Darüber wird unter anderem die Versicherung für alle Beteiligten finanziert. Dank Spenden kam innerhalb kurzer Zeit ein fünfstelliger Betrag für den Kauf einer motorisierten Rikscha zusammen. Seit ungefähr einem halben Jahr sind mittlerweile zwölf Ehrenamtliche regelmäßig mit Bewohnern des Altenheims unterwegs. Die meisten sind selbst bereits im Ruhestand und verbinden die eigene Lust am Radeln mit der guten Tat. Aber auch ein junger Pfleger und der Haustechniker sowie ein in Landau praktizierender Augenarzt verschaffen in ihrer Freizeit mit den Rikscha-Fahrten den Bewohnern die Möglichkeit, die Stadt, in der viele Zuhause waren, zu erkunden.

Angeregt von fragenden Passanten und einer ersten Ausnahme überlegt der Förderverein laut dem Vorsitzenden, ab dem kommenden Frühjahr Rikscha-Touren gegen eine Spende zum Beispiel auch für Hochzeitsfahrten anzubieten.

In der Region gibt es bereits ähnliche Angebote. Der Förderverein des Altenzentrums in Herxheim nahm die erste Rikscha 2018 in Betrieb. Im Herbst 2019 zog die Pro-Seniore-Residenz in Bad Bergzabern nach.

Info

Ansprechpartner für Interessierte, die sich als Rikscha-Fahrer engagieren wollen: Peter Gewehr, Telefon: 0175 1670566, E-Mail: peter.gewehr@sed-valere.de; oder Lisa Thomas, Telefon: 06341 3818 1113, E-Mail: lisa.thomas@cbs-speyer.de.
Spendenkonto: Förderverein Katholisches Altenzentrum Landau, IBAN DE58 5486 2500 0003 7400 80.

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