Landau Stahlriese investiert eisern

20 bis 30 Tonnen wiegen die Blechrollen, die sogenannten Coils.
20 bis 30 Tonnen wiegen die Blechrollen, die sogenannten Coils.

«Edenkoben.» „Safety first“, Sicherheit zuerst. Ohne Unterschrift am Eingang, genaue Zeit der Ankunft und Angabe des Presseorgans geht gar nichts. Im Konferenzraum angekommen, hängen schon die Sicherheitsschuhe und -westen, die beim Rundgang obligatorisch sind. Doch zunächst informiert Niederlassungsleiter Peter Walter bei der Pressekonferenz über die aktuelle Entwicklung bei dem größten Stahlhersteller der Welt – und die anstehende Investition von rund 3,5 Millionen Euro im Edenkobener Industriegebiet, für Digitalisierung und Automatisierung. In dem vorgezogenen Filmtrailer stellt sich der Stahl in Ich-Form als der Werkstoff des Lebens vor, als Fundament der Zukunft, ob bei rekordverdächtig hohen Gebäuden, ob bei Leitplanken oder bei Gitarrensaiten. Sicherheit ist das Gebot der Stunde, also werden die Medienvertreter auch über die Fluchtwege informiert. Noch zu gut ist bei Peter Walter die Evakuierung des Betriebs in Erinnerung, als in der benachbarten Chemiefabrik ACC Beku ein Großbrand ausgebrochen war. Arcelor Mittal – das ist ein Konzern mit 197.000 Mitarbeitern in 60 Ländern, einer Produktion von 85 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr und einem Umsatz von knapp 69 Milliarden US-Dollar 2017. In Edenkoben waren es 130 Millionen Euro. In Europa stehen 78.000 Beschäftigte mit 400 Standorten, in Deutschland 9000 mit 16 Niederlassungen und einer Jahresproduktion von 7,5 Millionen Tonnen zu Buche. In Edenkoben verarbeiten 100 Mitarbeiter pro Jahr 210.000 Tonnen Stahlband. Der Standort versteht sich als Stahl-Service-Center. Wo Flachstahl, der auf 20 bis 30 Tonnen schweren Blechrollen, sogenannte Coils, in unterschiedlichen Qualitäten aus eigenen Stahlwerken angeliefert, für Kunden individuell zugeschnitten und konfektioniert wird. 75 Prozent des Materialeingangs kommen über die Schiene, der Rest in Lastwagen. Bei der Auslieferung wird nur auf Lkw gesetzt. 90 Prozent der Kunden sind im Umkreis von 350 Kilometern zu finden. Automobilindustrie, Maschinenbau, Haushaltsgerätehersteller, Regalebau sowie Hersteller von Heizkörpern, Heizungs- und Klimaanlagen. In diesem Zusammenhang nennt der Niederlassungsleiter Abnehmer wie Siemens, Bosch oder Bito. Im Mittelpunkt der neuen Investitionen stehen Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit. Zu den Kernpunkten gehören vollautomatische Messung von Breite und Dicke bei der Stahlverarbeitung, die vollautomatische Welleneinstellung an den Anlagen sowie die Automatisierung von Schrottentsorgung und Abbindestation. „Bei den scharfen Kanten ist absolute Präzision das Maß aller Dinge“, sagt Peter Walter. Die Mitarbeiter müssten von Gefahrenstellen so weit wie möglich weg sein. Der letzte Unfall eines eigenen Mitarbeiters datiert aus dem Juni 2009. Auch in Edenkoben steht alles unter dem Motto Industrie 4.0. Der Einsatz von Robotern ist an anderen Standorten schon Alltag. Auch die Steigerung der Produktivität bei gleicher Mitarbeiterzahl ist ein Ziel. Im Schichtbetrieb. Peter Walter fasst dabei ein Plus von 15 bis 30 Prozent ins Auge. Aber: Es ist schwierig, gutes Personal zu bekommen. Also setzt Arcelor Mittal auf firmeneigene Ausbildung, vor allem im Werk Neuwied. Noch gibt es allerdings in der Produktion keine einzige Frau.

Millimeterarbeit dank PC.
Millimeterarbeit dank PC.
Betriebsleiter Helmut Ciba bei der Kontrolle.
Betriebsleiter Helmut Ciba bei der Kontrolle.
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