Insheim Ukrainische Familie freut sich über Förderung ihres Erstgeborenen

Serhiy und Olena Marchenko mit ihrem erstgeborenem Sohn Ilya.
Serhiy und Olena Marchenko mit ihrem erstgeborenem Sohn Ilya.

Freudenstimmung in einem Insheimer Anwesen: Die ukrainische Familie Marchenko freut sich über die Geburt ihres zweiten Kindes. Journalistin Diana Nakonechna, die im selben Haus wohnt, berichtet, wieso sie sich in ihrer neuen Heimat besser aufgehoben fühlen als in der Ukraine.

Serhiy und Olena Marchenko sind seit neun Jahren verheiratet und bereits Eltern. Ihr Sohn Ilya ist sieben Jahre alt. Und doch scheint es so, als würden sie mit ihrem kürzlich in Speyer neu geborenen Kind alles zum ersten Mal erleben. Nicht nur, weil es in ihrer neuen Heimat auf die Welt gekommen ist. „Schlaflose Nächte machen uns keine Angst, aber wenn sie beide etwas zur gleichen Zeit brauchen, dann ist es eine ganz andere Aufgabe“, berichtet das Paar.

Ihr Säugling bewege schon die Finger und drehe bereits seinen Kopf. Bei ihrem älteren Sohn sei das nicht der Fall gewesen. Seine Finger und Zehen funktionierten nicht, aufgrund seiner Behinderung kann er nicht sprechen und sich auch nicht bewegen. Die Familie versuchte, Medikamente zu finden, die ihrem Sohn helfen. Dabei haben sie ihr gesamtes Geld dafür ausgegeben.

Neues Lebensgefühl in der neuen Heimat

Die Marchenkos wollten unbedingt ein zweites Kind, aber trauten sich zunächst nicht. Die Angst und das fehlende Geld hielt sie lange Zeit davon ab. All dies änderte sich mit dem Umzug nach Deutschland. Ilya geht auf eine Förderschule in Landau, was seine Eltern etwas entlastet. In der Ukraine gibt es solche Einrichtungen nämlich nicht. Serhiy Marchenko sagt: „Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl, dass wir die Hände frei hatten. Dass sich außer uns noch jemand anderes um ihn kümmern kann.“

Auch die Mama ist begeistert: „Bei unserem ersten Besuch in der Schule wurden wir gefragt, wie unser Sohn seine Zeit gerne verbringt oder welches Essen oder Lied er am liebsten mag. Nirgendwo sonst sind wir so etwas gefragt worden.“ Sie merke, wie gut das Ilya tue und wie glücklich er sei. In der Ukraine gab es keinerlei Freizeitaktivitäten für ihn.

„Was passiert nach Ende der Aufenthaltserlaubnis?“

Auch deshalb möchte die Familie Marchenko in Deutschland bleiben. Derzeit hat sie, wie ihre Landsleute, vorübergehend Asyl mit einer Gültigkeit von zwei Jahren. Basierend auf den Paragrafen 24 des Aufenthaltsgesetzes erhalten die ukrainischen Geflüchteten eine befristete Aufenthaltserlaubnis mit der Möglichkeit, legal zu leben und zu arbeiten. „Mein Ehemann und ich haben diese Erlaubnis bis März 2024. Wir fragen uns, was danach kommt.“

Meine Familie hingegen weiß noch nicht, ob wir hier bleiben wollen. Erstens wissen wir nicht, unter welchen Bedingungen wir in Deutschland bleiben können. Und zweitens ist es emotional sehr schwierig für uns, mit dieser Ungewissheit zu leben, ebenso mit der Angst um unser Land und um unserer Verwandten, die dort zurückgeblieben sind. Mein Ehemann Ivan sagt: „Unsere Familien sind auf der ganzen Welt verteilt. Mein Bruder ist im Krieg, meine Eltern leben in Charkiw, das ständig bombardiert wird. Die Eltern meiner Frau leben in Polen, ihr Bruder ebenfalls in Deutschland, allerdings weit entfernt in Detmold.“

Der stolze Papa: Der zweiter Sohn Daniel kam in Speyer auf die Welt.
Der stolze Papa: Der zweiter Sohn Daniel kam in Speyer auf die Welt.

Die meisten ukrainischen Freunde, die als Geflüchtete im Ausland leben, wissen nicht, wo sie in zwei oder fünf Jahren leben, was sie belastet. Sie leben im Hier und Jetzt und sind glücklich und zufrieden mit der Hilfe, die sie erhalten. So auch Olena Marchenko: Sie nahm bis zum achten Monat ihrer Schwangerschaft an Deutsch-Kursen teil und bestand den B1-Test. Ihr Mann setzte sein Studium fort und lernt zudem Deutsch in der Sprachstufe B2. Die Sprachbarriere stand der Schwangerschaft und der Geburt ihres Kindes nicht im Wege. Nur die Namenswahl wurde zu einem Problem. Das Paar entschied sich letztlich für einen ukrainischen Vornamen, der Deutsch klingt. Der Sohnemann heißt Daniel, in der Ukraine Danylo.

Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Paul.

Die Autorin

Diana Nakonechna ist im März 2022 mit ihrer Tochter vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet und lebt nun in Insheim. Die 28-jährige Journalistin berichtet in unregelmäßigen Abständen für die RHEINPFALZ von Menschen, die im Krieg leben oder in der Südpfalz untergekommen sind.

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