Landau Unermüdlich auf der Bühne

Denken nicht ans Aufhören: Auguste Scheid und Günter Wendel singen seit 50 Jahren im Erlenbacher Gesangverein, Thea Ullmer ist s
Denken nicht ans Aufhören: Auguste Scheid und Günter Wendel singen seit 50 Jahren im Erlenbacher Gesangverein, Thea Ullmer ist sogar seit nunmehr 70 Jahren treues Mitglied.

«Erlenbach.»Thea Ullmer, Auguste Scheid und Günter Wendel eint nicht nur ihre Leidenschaft für das Singen, sondern auch, dass sie bereits in jungen Jahren dem Erlenbacher Gesangverein beitraten. Für ihr jahrzehntelanges Engagement wurden sie nun geehrt. Sorgen bereitet ihnen allerdings die Zukunft der Gesangvereine.

„Als ich aus der Schule kam, 14 Jahre war ich damals alt, kam der Nauerth Jakob zu uns und sagte, ich solle mit in die Singstunde gehen!“, erinnert sich Thea Ullmer. Widerspruch wäre sinnlos gewesen, schließlich war der Nauerth Jakob ihr Onkel, und außerdem gab es in Erlenbach so kurz nach dem Krieg kein anderes Freizeitangebot. Den Kirchenchor aber gab es schon lange, und auch den Gesangverein, als „Männerchor“ schon im Jahre 1882 gegründet. Und seit nunmehr 70 Jahren geht Thea Ullmer regelmäßig in die Singstunde. Beim jüngsten Liederabend des Gesangvereins Erlenbach wurde sie mit einer Dankurkunde des Deutschen Chorverbands ausgezeichnet. Die heute 84-jährige Sängerin lieh ihre Sopranstimme zunächst dem protestantischen Kirchenchor von Erlenbach, ehe sie auch zu den Singstunden des gemischten Chors ging, der hier schon 1977 gegründet worden war. Singen mache ihr noch heute viel Spaß. Sie möchte singen, solange ihre Stimme mitmache. Thea Ullmer nimmt aber auch regelmäßig am Vereinsleben teil und hilft immer gerne mit, wenn es etwas zu feiern gibt. Für den Vereinsvorsitzenden Lothar Pfalzgraf gehört sie zu den „treuen Seelen“ des Gesangvereins, auf die man nicht verzichten möchte. Die geehrte Sängerin erinnert sich noch an die Zeiten, in denen interessierte Frauen und Männer vorsingen mussten, ehe sie aufgenommen wurden. Heute sei man froh über jedes neue Mitglied. In die Singstunden ging Thea Ullmer immer allein. Ihr vor 22 Jahren verstorbener Mann habe es auch einmal versucht. Alle hätten aber bemerkt, dass seine Stimme für den Chorgesang nicht geeignet sei, und so habe er es dabei belassen. Mit dem Namen Jakob Nauerth − der dirigierte den Erlenbacher Gesangverein schon von 1934 bis 1959 und dann noch einmal von 1963 bis 1972 − verbindet auch Auguste Scheid ihren Eintritt in den Gesangverein. Auch sie hatte gerade die Schule beendet und wurde vom Dirigenten des Chors eingeladen, mitzusingen. Ihre Alt-Stimme konnte man damals wie heute gut gebrauchen, und der Verein wie auch der Chorverband Südliche Rheinpfalz zeichnete sie jetzt für 50-jährige Sängertätigkeit mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Chorverbands aus. Sie gehe gerne zur Singstunde, erzählt Auguste Scheid. Daran habe die heutige Dirigentin Petra Nuber großen Anteil: „Sie kann uns immer wieder motivieren. Und sie merkt bald, was mit unserem Chor geht und was nicht.“ Mit Nuber, die den Chor seit 25 Jahren dirigiert, kämen auch die älteren Sängerinnen und Sänger gut zurecht. Mit den Gesangvereinen insgesamt habe sie„Mitleid“, denn es gehe ja bei den meisten eher abwärts, meint die Sängerin. Auch in Erlenbach wurde zunächst ein „Männerchor“ gegründet. Die Statuten des Vereins waren hart: „Jeder gesittete Mann kann in den Verein aufgenommen werden.“ Es gab eine Eintrittsgebühr und Strafen für den, der die Singstunden öfter versäumte. All das ist heute unvorstellbar. Auch für Günter Wendel, der seit fünf Jahrzehnten dabei ist und ebenfalls die „Goldene“ verliehen bekam. Nur noch drei Männer seien in der Stimmlage „Bass“ dabei, was bald zum Problem werden könne. Und beim jüngsten Liederabend standen für den Erlenbacher Chor insgesamt nur noch acht Männer auf der Bühne. Wendel war ebenfalls von Jakob Nauerth für den Verein geworben worden, auch er trat mit 14 Jahren ein. Im Verein übernahm er vor 18 Jahren die Aufgabe des Schriftführers, die der frühere Eisenbahner gewissenhaft ausführt, wie Pfalzgraf bestätigt. Wendel wäre froh, wenn sich mehr junge Männer für den Chorgesang interessieren würden, sieht aber auch die aktuellen Probleme: Schichtarbeit sowie die vielen konkurrierenden Freizeitangebote. Ulrike Hock, eine der beiden Vorsitzenden der Sängergruppe Bienwald im Chorverband Südliche Rheinpfalz, kennt die vielfältigen Probleme der Gesangvereine. Sie durfte in Erlenbach drei besondere Urkunden überreichen. Thea Ullmer, Auguste Scheid und Günter Wendel jedenfalls sind übereinstimmend der Meinung, dass ihnen das Singen im Chor etwas gegeben habe, was sie nicht missen möchten. Und sie denken noch lange nicht ans Aufhören.

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