750 Jahre Landau Was Lore Metzger für die Versöhnung getan hat

Kurt und Lore Metzger
Kurt und Lore Metzger

„Landau ist mir das Liebste, was es gibt.“ Diese Worte kennzeichnen die enge Verbundenheit von Lore Metzger mit ihrer Heimatstadt. Selbstverständlich ist das nicht nach der Verfolgung im Nationalsozialismus.

Die Landauer Jüdin Lore Metzger wurde als Lore Scharff am 3. November 1920 in Landau geboren und wohnte mit ihrer Familie, der Vater war Lederhändler, im Südring 1. 1938 erlebte sie als junge Erwachsene den Brand ihrer Synagoge aus nächster Nähe. Sie schrieb ihre Erlebnisse nieder, bis heute sind diese Erinnerungen eine erschütternde Beschreibung der Tage und Nächte um den 9. November 1938. Die elterliche Wohnung wurde durchsucht, der Vater in das Konzentrationslager Dachau deportiert.

Rabbiner Metzger geheiratet

Die Familie konnte im Dezember 1938 in die USA flüchten. Dort traf Lore ihren ehemaligen Religionslehrer wieder, den letzten Landauer Rabbiner Kurt Metzger. Sie heirateten im Dezember 1942, fünf Jahre später kam Sohn Ralph zur Welt. Kurt Metzger wurde am 10. Dezember 1909 in Nürnberg geboren. Nach seinen Studien, die er mit der Promotion in Philosophie abschloss, wurde er als Rabbiner nach Landau berufen, wo er von 1935 bis 1938 als Nachfolger von Berthold Einstein in den jüdischen südpfälzischen Gemeinden wirkte. Sein besonderes Augenmerk galt der jüdischen Jugend. 1927 hatte er bereits in Nürnberg eine Ortsgruppe des „Jüdischen Jugendbundes“ gegründet. Auch in Landau entstand auf seine Initiative eine solche Gruppierung. Er amtierte bis 1936 als Vorsitzender in der Ortsgruppe des Jüdischen Kulturbundes der Pfalz und redigierte das „Jüdische Gemeindeblatt“.

Am 10. November 1938, einen Tag nach dem Brand der Synagoge, wurde auch er verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Nach seiner Entlassung musste er in seine Heimatstadt Nürnberg zurückkehren und konnte im Oktober 1939 in die USA flüchten, wo er bis zu seinem Tod als Rabbiner wirkte.

In den USA bei null angefangen

Für Lore Metzger war es ein Lebenstrauma, dass sie ihre geliebte Stadt verlassen musste. Hier war sie die behütete Tochter aus gutem Haus, dort ein Flüchtling mit zunächst geringen Englisch-Kenntnissen, noch weniger finanziellen Ressourcen und kaum einer gesellschaftlichen Anbindung. Doch das Ehepaar war in ganz besonderer Weise mit Landau verbunden. Bereits 1961 besuchten die Metzgers zum ersten Mal Landau, viele Besuche sollten folgen. Beide waren immer vor Ort, wenn ihre Hilfe und ihr Netzwerk zu anderen geflüchteten Landauer Juden und Jüdinnen benötigt wurden. Die Realisierung des Synagogenmahnmals im Jahr 1968 oder die Nutzung des Frank-Loebschen-Hauses als Ort der Begegnung mit einem eigens ausgestatteten Synagogenraum wäre ohne sie kaum denkbar gewesen. Vor allem viele Landauer Schülerinnen und Schüler konnten von den autobiografischen Erzählungen der beiden Zeitzeugen profitieren. Kurt und Lore Metzger reichten die Hände zur Versöhnung. Nicht zuletzt ihnen ist es zu verdanken, dass sich die Landauer Stadtgesellschaft mit ihrer Geschichte auseinandersetzte und sich ihr stellte.

2005 letzter Besuch in Landau

1987 wurden beide mit der Ehrenplakette der Stadt Landau für ihr vielfältiges Engagement für unsere Stadt ausgezeichnet. Kurt Metzger starb am 13. März 1992 in den USA und wurde wunschgemäß auf dem jüdischen Friedhof in Landau bestattet. Seine Frau Lore erhielt 2005 das Bundesverdienstkreuz und besuchte bei dieser Gelegenheit zum letzten Mal ihre Heimatstadt. Sie starb am 19. März 2010 in Florida, wo sie auch bestattet wurde.

Landau Logo.
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