Landau Weisheit zum Löffeln

Unter Anleitung von Anne Sator (rechts) kochen die Teilnehmerinnen Rezepte Hildegard von Bingens nach.
Unter Anleitung von Anne Sator (rechts) kochen die Teilnehmerinnen Rezepte Hildegard von Bingens nach.

„Altes Heilwissen neu entdeckt – die Heilkunde der Hildegard von Bingen“ lautete das Motto zweier Themenabende der katholischen Pfarrei St. Michael in Bellheim, die diese beliebte und erstaunlich aktuelle Heilige seit der Pastoralreform vor zwei Jahren als Kirchenpatronin der Gesamtpfarrei hat. Das Interesse am Vortrag und dem gemeinsamen Kochen war so groß, dass die Veranstaltung wiederholt werden soll.

Was macht die Faszination der Hildegard von Bingen aus? Warum ist diese Benediktinernonne (1098− 1179) auch fast 1000 Jahre nach ihrem Tod so aktuell und beliebt? Die Universalgelehrte, die sich aufs Dichten und Komponieren ebenso verstand wie auf Heilkunde, Kräuterlehre und Mystik, schafft es mühelos, auch heute zum Star vieler Bücher und Lebensberater zu werden. Nur könne sie sich leider nicht mehr dagegen wehren, von allen möglichen Strömungen, mit denen sie rein gar nichts am Hut gehabt hätte, vereinnahmt zu werden, meint Anne Sator, gelernte Hauswirtschaftslehrerin aus Herxheim, die in der Volkshochschule Kochkurse gibt und als Referentin der Doppelveranstaltung in Bellheim gewonnen werden konnte. „Mir ist die Hildegard vor 20 Jahren begegnet und ich war sofort ganz von ihr angetan“, verrät die vierfache Mutter, die an der Heiligen vor allem deren ganzheitliche Lebensauffassung im festen Glauben an Gott schätzt. „Weil sie eine so zeitlose Ernährungsweise hatte, wusste sie schon vor 1000 Jahren, was gut ist“, staunt die Fachfrau, die sich auch während ihrer Ausbildung zur Logotherapeutin intensiv mit der Lehre Hildegard von Bingens beschäftigte. Denn: „Hildegard kannte nicht nur die Wirkung der Nahrungsmittel auf den Körper, sondern auch auf die Seele“, erklärt Sator ein Phänomen, das heute durch wissenschaftliche Studien belegt werde. Auch von Bingens Grundsatz vom „Leben mit dem Kosmos und nicht gegen die Natur“ sei heute aktueller denn je. Bei all den Lebensregeln, die Hildegard vor 1000 Jahren aufstellte, sei es – im Gegensatz zu heutigen Diäten − allerdings wichtig gewesen, „nie die Freude zu vergessen“. Kein Wunder, dass sich die überlieferte Ernährungslehre der Ordensfrau in besonders leckeren Rezepten niederschlug. Das konnten die Kursteilnehmer am eigenen Leib erfahren. Nach dem Vortragsabend zu der Kirchenpatronin und ihrer Lehre, bei dem sie etwa erfuhren, dass „Dinkel froh macht“ und das Gewürz Bertram „den Magen aufräumt“, ging es am vergangenen Donnerstag an die Kochtöpfe. Das Menü, das Anne Sator mit dem Schwerpunkt auf Dinkel und naturbelassenen Zutaten ohne Zusatzstoffe kreiert und vorbereitet hatte, wurde nach viel Spaß am Herd zum Festessen. Schon der „Fruchtige Dinkelkörnersalat mit Birnen, Frischkäse und einer Messerspitze Bertram“ war ein Knüller, den alle 13 Teilnehmerinnen daheim nachkochen wollten. Und die „Dunkelbratlinge mit Tomatenbutter auf Fenchelgemüse“ haben den Appetit und die Kochleidenschaft noch mehr angeregt. „Schnitzel kochen kann ja jeder, dafür wäre ich nicht nach Bellheim gekommen“, sagt Irene Kern aus Maximiliansau lachend. „Aber wer weiß schon, was Quendel und Galgant sind?“ Info Wegen der großen Nachfrage soll es Anfang Juni einen zweiten Hildegard-von-Bingen-Kochabend im katholischen Pfarr- und Jugendheim in Bellheim geben. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Anmeldung im Pfarrbüro unter 07272 973050.

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