Landau Wettbewerb: Gute Ideen für lebendige Innenstadt

Martin Messemer (links) und Dominik Geißler machen eine Probefahrt mit der Rikscha von Armin Trösch.
Martin Messemer (links) und Dominik Geißler machen eine Probefahrt mit der Rikscha von Armin Trösch.

Landau lebt, und das soll auch so bleiben. Die Stadt hat mit Bundesmitteln einen Fördertopf aufgestellt. Sie unterstützt gute Initiativen, die den Pulsschlag der Innenstadt hochhalten und Besucher anlocken.

[Ergänzt 15. August: Fördersumme Vereinsfenster] Oberbürgermeister Dominik Geißler und Wirtschaftsförderer Martin Messemer kommen mit der Rikscha zum Pressetermin, um den neuen Verfügungsfonds vorzustellen, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt. In die Pedale tritt ein Mann mit fröhlichem Lachen im Gesicht und Melone auf dem Kopf: Armin Trösch ist einer der Preisträger.

Mit guten Ideen zur Belebung der Innenstadt war die Stadt bei Land und Bund erfolgreich, wie der Oberbürgermeister und sein Wirtschaftsförderer vermelden. Denn auch wenn es rings um das Prinzregenten-Reiterstandbild noch ganz munter zugeht, spürt beispielsweise der Einzelhandel die Konkurrenz aus dem Netz. Vom Land gab es aus dem Programm Innenstadt-Impulse 250.000 Euro bei einer Förderquote von 90 Prozent. Anders ausgedrückt: Die Stadt kann ihren Eigenanteil von 25.000 Euro verzehnfachen. Aus diesem Topf soll unter anderem ein digitales Parkleitsystem angeschafft werden. „Wir haben viele Parkplätze“, unterstreicht Messemer, aber die Autofahrer sollen sie auch gut finden. Frequenzmessungen in der Innenstadt (wo ist viel los, wo wenig?) und die Leerstandsbekämpfung mit Pop-up-Stores wie Cacopardo in der Gerberstraße, also die Zwischennutzung leerstehender Geschäfte, sind weitere schon angelaufene Projekte. Im Juni hat sich die Stadt um eine Neuauflage dieses Programms beworben – Ergebnis offen.

613.000 Euro für die Innenstadt

Doch am Mittwoch ging es um den viel fetteren Fördertopf „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundes (bei allerdings einer Förderquote von nur 45 Prozent), aus dem 613.000 Euro nach Landau fließen. Damit ist unter anderem der Spielpunkt auf dem Rathausplatz bezahlt worden. In diesem und dem nächsten Jahr werden 80.000 Euro dafür aufgewandt, Ideen aus dem Kreis der Landauer umzusetzen. Es gab bis Ende Mai elf Bewerbungen, acht hat eine Jury als förderwürdig anerkannt. Dies sind sie (in Klammern der Zuschuss):

Im September geht Armin Trösch mit seinem Rikscha-Service (3000 Euro) an den Start. Bisher kutschiert er mit Muskelkraft regelmäßig behinderte Kinder des Caritas-Förderzentrums in Queichheim. Künftig wird er dienstags und samstags von 10 bis 14 Uhr gegen einen kleinen Obolus Rundfahrten in Landau anbieten, um Gästen die Schönheit der Stadt zu zeigen. Man muss ihm nur winken.

Einkäufe nicht selber schleppen

Verleger Markus Knecht bietet seinen Service Lieferknecht (3000 Euro)

an den Marktsamstagen vom 31. August bis 28. September kostenlos an: Man kann seine Samstagseinkäufe abgeben und bekommt sie von Flora Dahlhausen und Elfi Rau per Lastenrad nach Hause gebracht. Bis zu 80 Kilo passen in die Kästen. Regulär kostet eine Fahrt 6,20 Euro. Weitergehende Leistungen sind möglich, beispielsweise ein Einkaufsservice, der beispielsweise Senioren Mühen abnimmt. Derzeit fahren die jungen Frauen Schulbücher an die Schulen aus.

Anna Köhr, Janna König, Simone Rapp-Schneider und Peter Karl wollen mit einem Rahmenprogramm Zauberhaftes Landau

(14.500 Euro) an vier Terminen (23. August, 21. September und 20. Oktober sowie einmal im Frühjahr 2025) Stationen mit Clowns, Zauberer, Kinderschminken und Artisten in der Innenstadt organisieren.

Der Verein Leben und Kultur (Haus am Westbahnhof) will die Schaufenster leerstehender Geschäfte (4000 Euro) nutzen, wie Sven Kaemper erläuterte: Kulturtreibende und Vereine können sich vier bis sechs Wochen lang in den Fenstern präsentieren und die Ödnis verdecken. Der Verein tritt als Vermittler auf und kann dabei helfen, die Schaufenster herzurichten.

Digitale Sichtbarkeit verbessern

Der Verein hat auch einen zweiten Zuschlag (5000 Euro) erhalten: Nach Angaben von Peter Damm ermöglicht der Zuschuss eine weitereKulturnacht des Kulturnetzes Landau im kommenden Jahr mit einer Mischung aus Musik, Literatur, Malerei, Tanz und vielen weiteren Angeboten, verteilt auf vielfältige Spielstätten in der Stadt.

Peter Siebert, der Entwickler der Uferschen Höfe, plant dort einen

Adventszauber (6000 Euro) in zwei bis drei Zelten und Beleuchtung, der den Nikolausmarkt der Stadt ergänzt und sich mit Kreativangeboten insbesondere an Kinder und Jugendliche wendet.

Eine nachhaltige Unterstützung der Innenstadt-Akteure (Handel, Gastronomie und andere) will Marc Apfel erreichen. Weil viele Besuche in der Stadt mit einer Internetrecherche beginnen, wie er sagt, will er sie in digitaler Sichtbarkeit (14.000 Euro) schulen, damit sie mit ihren Angeboten von Suchmaschinen gefunden werden. Er will ihnen Tools (Werkzeuge) an die Hand geben, damit sie sich selbst ohne viel Aufwand gut im Internet präsentieren können.

Zu viele Dönerläden und Barbershops

Die Leerstandsinitiative Landau im ehemaligen Gasthaus zum Trifels , vertreten durch Lisa Bensel, will die Stadt bei der Ansprache von Eigentümern von Gewerbeimmobilien und bei der Vermittlung an neue Nutzer unterstützen. Weil das ehrenamtlich kaum zu leisten ist, wie Marc Siener von der Wirtschaftsförderung sagt, gibt es einen Personalkostenzuschuss (14.000 Euro). Die Initiative will eng mit der Wirtschaftsförderung zusammenarbeiten. Siener denkt, dass die Ehrenamtlichen leichter mit den Eigentümern ins Gespräch kommen können.

Der Oberbürgermeister betont, dass der Versuch der Stadt, Leerstände durch die Zweckentfremdungsverbotssatzung zu verringern, ausschließlich auf Wohnraum abzielt. Bei Gewerbeimmobilien seien ihm die Hände gebunden. Das gelte auch für die Art der neuen Nutzung: Geißler sagt, er würde gerne den x-ten Dönerladen oder Barbershop verhindern, habe aber keinerlei Einflussmöglichkeiten.

Sie sind die Menschen hinterm Lieferknecht (von links): Elfi Rau und Flora Dahlhausen mit Chef Markus Knecht.
Sie sind die Menschen hinterm Lieferknecht (von links): Elfi Rau und Flora Dahlhausen mit Chef Markus Knecht.
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