Landau Wie Thomas Nast in den USA Karriere machte

Eine Karikatur von Thomas Nast aus dem Jahr 1885.
Eine Karikatur von Thomas Nast aus dem Jahr 1885.

Er hätte sicher gegen Trump und dessen Politikstil gezeichnet, der Begründer der politischen Karikatur in den USA und gebürtige Landauer Thomas Nast.

Thomas Nast wird am 27. September 1840 in bescheidenen Verhältnissen in Landau als Sohn eines bayerischen Militärmusikers geboren. Wie viele andere Pfälzer wagt die Familie 1846 einen Neubeginn und wandert in die USA aus. Dabei hatten die Auswanderer nichts im Gepäck außer wenigen Habseligkeiten, einem zähen Überlebenswillen und der großen Hoffnung auf ein besseres Leben in der Neuen Welt.

Vor allem die „Palatines“, für lange Zeit das Synonym für alle ausgewanderten Deutschen, zogen nach Westen. Über 150.000 Menschen verließen aus wirtschaftlichen und politischen Gründen die Pfalz und träumten den „amerikanischen Traum“ von Wohlstand und Erfolg. Ein New Yorker Verleger entdeckt das zeichnerische Talent des erst 15-jährigen jungen Mannes und verhilft ihm zu einer erstaunlichen Karriere: Nast wird zu dem bekanntesten amerikanischen Karikaturisten des 19. Jahrhunderts. Seine Interpretationen der politischen Verhältnisse beeinflussen die Wahl von Präsidenten und leben in vielen amerikanischen Symbolen fort. Jahrzehnte arbeitet er für die Wochenzeitschrift Harper’s Weekly, danach versucht er sich selbst als Zeitungsverleger. Doch seine Erfolgsjahre enden und er gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Präsident Theodore Roosevelt schätzt seinen politischen Intellekt und bietet ihm einen Posten als Generalkonsul in Ecuador an. Nur wenige Monate im Amt, stirbt Thomas Nast dort am 7. Dezember 1902 an Gelbfieber.

Eigener Zeitungsverlag

Über Jahrzehnte galt Nast als der einflussreichste amerikanische Bildjournalist, der zeitgenössische Ereignisse mit gezielter Symbolik in Szene setzen konnte. Er erscheint auch heute noch aktuell und gegenwärtig. Das liegt vor allem an seiner geschliffenen Bildsprache. Die von ihm geschaffene Figur des Uncle Sam oder der Columbia sind nicht aus der amerikanischen Politik wegzudenken. Der demokratische Esel und der republikanische Elefant, das sind die Parteisymbole, die ihre Popularität Nast verdanken. Auch im Präsidentschaftswahlkampf 2024 werden sie präsent und kaum wegzudenken sein.

Manche seiner Karikaturen weisen geradezu frappierende Ähnlichkeit mit derzeitigen politischen Ereignissen und Entscheidungen in den USA auf. Spätestens die Präsidentschaft Donald Trumps offenbarte die Schwächen des amerikanischen Regierungssystems. Schwächen, die bereits im 19. Jahrhundert offen zu Tage traten und die Nast in seinen Karikaturen unnachsichtig illustrierte und interpretierte und die damit eine neue Aktualität erhalten: Zum Beispiel die Frage nach der Zukunft der großen Parteien in den USA, vor allem der Republikaner, die sich nach anfänglich offener Ablehnung und Skepsis hinter Donald Trump mehrheitlich versammelten und die Schwächen des amerikanischen Regierungssystems einmal mehr offenbaren.

Korruption aufgedeckt

Der Kampf mit dem Zeichenstift für ein demokratisches Amerika ließ Nast nicht ruhen. In den 1870er-Jahren stieß er auf die größte Herausforderung seiner Karriere, den Kampf gegen Korruption und Machtgier in der Politik. Sein besonderes Interesse galt William Marcy Tweed. Es war vor allem den Veröffentlichungen von „HarpWeek“ und Nast zu verdanken, dass dessen System der Korruption und politischen Willkür gestürzt wurde.

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