Landau Wo sind denn alle? Ein Stadtbummel während des EM-Spiels

Janina Croissant genießt die Einsamkeit.
Janina Croissant genießt die Einsamkeit.

Freitagabend, 18 Uhr: Ganz Fußball-Deutschland sitzt vor dem Fernseher. Ganz Deutschland? Nein! Eine kleine Minderheit entzieht sich dem Fußballfieber und nutzt dich Gelegenheit in Ruhe durch Landau zu bummeln. Ein Spaziergang durch fast menschenleere Straßen.

Bereits am Freitagnachmittag ist eine pulsierende Bewegung in der Stadt zu beobachten. Eine schwarz-rot-goldene Menschentraube zieht in Richtung Neuen Messplatz, auf dem das Fußball-Fanfest bereits lange vor Anpfiff in vollem Gange ist. Es ist eine fröhlich-aufgeregte und ausgelassene Stimmung – zumindest bei den Leuten, die frei haben und in Ruhe zuschauen können, wie sich Deutschland gegen Spanien schlägt.

Die kleinen Geschäfte haben anlässlich des Spiels geschlossen.
Die kleinen Geschäfte haben anlässlich des Spiels geschlossen.

McDonald’s und Media Markt, in unmittelbarer Nachbarschaft des Public Viewing-Events gelegen, haben noch auf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten ihren Dienst, wenn auch teils mit nur mäßiger Begeisterung. Das haben die kleineren Geschäfte in der Landauer Innenstadt kulanter gelöst. „Wir schließen heute ausnahmsweise um 17.30 Uhr und drücken der Deutschen Mannschaft die Daumen“, ist auf zahlreichen Aushängen in den Schaufenstern zu lesen. Und so geht dann auch alles ganz schnell: Waren werden in die Läden geräumt, Tische zusammengeklappt, Türen abgeschlossen. An einem lauen Freitagabend sind die Bordsteine in den Straßen und Gassen ziemlich fix hochgeklappt.

„Fußball? Ne, wir gehen zu dm“

Doch nicht so bei den großen Ketten. H&M hat bis 19 Uhr geöffnet. Die Nationalhymnen sind gesungen, der Ball rollt bereits und in dem Modegeschäft, in dem es gerne mal ziemlich hektisch zugeht, sind etwa zehn Kundinnen unterwegs. Zeit zum Schauen und Shoppen. Die Freundinnen Anja und Anna machen das ganz bewusst. „Wir interessieren uns halt nicht für Fußball und dachten, das nutzen wir heute aus“, sagt Anja. Beide lachen über ihre gute Idee und die Verkäuferin, die eine stattliche Menge T-Shirts und Hosen durch die Kasse zieht, lächelt höflich dazu. Sie freue sich schon, wenn gleich Feierabend ist. Kim sitzt im weißen Trikot vor dem Einkaufstempel und schaut gebannt auf sein Smartphone. Ist schon ein Tor gefallen? „Noch nicht. Sie spielen aber ganz gut“, sagt er und erzählt, dass er nur noch auf seine Freundin wartet und dann auch fix vor einen größeren Bildschirm umzieht. Den Hinweis, dass im „Le Bistro“ am Rathausplatz ein Fernseher aufgestellt ist, nimmt er dankbar entgegen und verschwindet rasch ums Eck.

Erinnert die Autorin an die Corona-Zeit: Innenstadt.
Erinnert die Autorin an die Corona-Zeit: Innenstadt.

Und tatsächlich hat sich dort im Schatten der Reiterstatue eine bunte Gruppe von Fußballfans versammelt, die bei Bier und Snacks das Spiel verfolgt. Ansonsten ist es in den Gassen ein ungewöhnliches Bild. Nicht nur die Läden, auch viele Restaurants haben zu. Erinnerungen aus pandemischen Zeiten kommen hoch. Durch die Gerberstraße geht es in die Kronstraße. Bei Thalia und Bonita brennt noch Licht. Vor den verschlossenen Türen von Postleb steht eine leicht verdutzte Mutter, die eigentlich „noch schnell“ etwas für den Sprössling besorgen wollte, der mit dem Papa in der Greenbar das Spiel verfolgt. Auch hier sind die Tische beim Outdoor-Public Viewing gut besetzt. Während das erste Tor für Spanien fällt, schieben zwei Frauen ihre Kinderwagen an der Queich entlang. Tüten von C&A und H&M baumeln daran. „Fußball? Ne, wir gehen jetzt noch schnell zu dm“, sagt Hülya beim kurzen Getränkestopp für die Kinder mit Blick auf den Bildschirm der Bar.

Ein paar Tauben queren lässig die leere Königsstraße, ein Nagelstudio hat noch Kundschaft. In die menschenleere Martin-Luther-Straße dringen aus geöffneten Fenstern Geräusche des Fußballspiels. Am Weißquartierplatz ist dann wieder mehr los, auch hier sind einige Fernseher ins Freie gerückt worden. Eine Autofahrerin ärgert sich, denn das Ordnungsamt schaut offenbar kein Fußball und verteilt stattdessen lieber Knöllchen. Und auch beim Hinausfahren aus der Schwüle der Stadt über so gut wie freie Straßen kann die vorbildliche Dienstpflicht der Ordnungshüter beobachtet werden: In der Weißenburger Straße wird während der zweiten Halbzeit die Blitzanlage aufgebaut.

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