Ludwigshafen 2200 Spiele in 60 Jahren

Die Lehrersportgemeinschaft (LSG) feiert heute ihr 60-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum werden auf der Bezirkssportanlage West zwei Fußballspiele ausgetragen. Um 16 Uhr spielen die Old Boys der LSG gegen die Old Boys Ludwigshafen. Eine Stunde später fordert die „Erste“ der LSG den FSV 03 Osthofen heraus.

Wie viele private Fußballmannschaften oder Sportvereine muss auch die LSG mit einem strukturellen Problem fertig werden, das mit dem Wandel der Zeit zu tun hat. Die Lehrer bestreiten pro Saison 20 bis 25 Spiele und nehmen an mehreren Turnieren teil, doch es müssen Einschränkungen gemacht werden. „Im Großen und Ganzen haben wir zwar genügend Spieler, auch jüngere. Aber meist nur zu den Partien. „Der Trainingsbetrieb und der ursprüngliche Geist wird oft nur von den wenigen Alten getragen“, sagt Bernd Dieffenbacher. Der pensionierte Lehrerausbilder am Studienseminar in Kaiserslautern leitet die LSG gemeinsam mit Wolfgang Wilbert. Zum engeren Kreis der Führung gehören außerdem Jochen Schröder (Chronik), Klaus Wittstock (Computerarbeit) und Niko Schneider (Finanzen). Viele von ihnen sind älter und schon „ewig“ dabei. „Bei dieser Entwicklung ist ein Ende der LSG absehbar“, befürchtet Dieffenbacher. Das war früher anders, obwohl der Start schwierig war. Als im Frühjahr 1955 Horst Oskar Bayer mit Kollegen und dem Schulrat über die Gründung einer Lehrer-Fußballmannschaft sprach, erntete er nur Unverständnis und Kopfschütteln. Lehrer und Fußballspielen, das passe nicht zusammen, hieß es. Doch der inzwischen verstorbene Bayer ließ sich nicht beirren, er setzte seine Idee mit einigen Mitstreitern in die Tat um. Am 21. Mai 1955 lief zum ersten Mal ein Team der Lehrersportgemeinschaft auf und verlor gegen Pauker aus Frankenthal mit 0:1. Vor 60 Jahren war nicht absehbar, wie lange die Verbindung der kickenden Pädagogen bestehen würde, ob die LSG eine Zukunft hat. Wichtigster Mann war Gründungsmitglied Otto Bog, der Bayer nach drei Jahren ablöste und die Leitung der Gruppe übernahm. Der 1996 verstorbene Bog war über Jahrzehnte der Organisator und Chef, bei dem die Fäden zusammenliefen. Von Joachim Lehmler übernahm Bog die Chronik, die heute ein mehrbändiges Werk darstellt. Jedes der inzwischen über 2200 Spiele, die die LSG gegen rund 370 Gegner ausgetragen hat, ist feinsäuberlich mit Datum, Gegner, Ergebnis, Aufstellung und Torschützen festgehalten. Viele Fotos machen die Bücher zu lebendigen Nachschlagewerken. Ludwig Kochner ist mit unglaublichen 1146 Partien der Rekordspieler. Die Ludwigshafener Lehrer, die vom Gymnasium bis zur Sonderschule an allen Schultypen unterrichten, trugen ihre Begegnungen nicht nur auf dem Postsportplatz aus, der seit Beginn ihre Heimat ist, sondern reisten auch viel. Berlin, Konstanz oder Prag sind nur einige von vielen Stationen im In- und Ausland. Einer der Höhepunkte war ein Spiel gegen die Alten Herren von Bayern München. Die Lehrer verstehen aber nicht nur Fußball zu spielen, sie können auch feiern. Zu den Senioren zählen Rudi Wiegand (87), Hans Hauck (85) und Bruno Gerner (82), die die Gemeinschaft und Kameradschaft pflegen. Da die Mannschaft überaltert ist, hat die LSG jedoch schon häufiger auf Gastspieler oder Söhne von Lehrern zurückgreifen müssen. Heute gibt es auch noch einen weiteren Grund zu feiern. Torwart Heinz Schlösser (72) steht noch mal im Kasten und macht dann nach 670 Spielen Schluss. Übrigens: Die Auffassung von 1955, dass Lehrer und Fußballspielen nicht zusammenpassen, vertritt heute keiner mehr.

x