Mannheim 25 Jahre in drei Stunden: Gala zum Abschied von Thorsten Riehle als Capitol-Chef

 Zuhause vieler Künstler: das Capitol.
Zuhause vieler Künstler: das Capitol.

Freunde und Weggefährten verabschieden Thorsten Riehle, den langjährigen Chef des Mannheimer Capitols.

Sie haben ihn geradezu angefleht, er möge doch noch bleiben. Nur ein bisschen wenigstens. Bitte, bitte, bitte. Aber auch der mit Inbrunst vorgetragene Song „Stay (Just a little bit longer)“ nützte nichts: Thorsten Riehle hat sich schon vor Monaten entschlossen, das von ihm und seinen Partnern vor 25 Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckte Capitol zu verlassen. Zunächst, um sich auf die Oberbürgermeisterwahl zu konzentrieren, die er als SPD-Kandidat gegen Christian Specht (CDU) verloren hat. Nun soll er Mannheims Bürgermeister für Wirtschaft und Kultur werden.

Aber darum ging es an diesem Abend nicht. Sondern darum, mit Freunden und Weggefährten zurückzublicken auf 25 gemeinsame Jahre, in denen das Capitol nicht nur Gastgeber für unzählige Konzerte, Comedy-Auftritte, Diskussionsrunden und Filmvorführungen war. Sondern vor allem der Ort, an dem 40 Eigenproduktionen entstanden sind – und da ist das Kindertheater noch nicht einmal mitgezählt: Musicals wie „Der kleine Horrorladen“, „Cabaret“, „Einer flog übers Kuckucksnest“ oder zuletzt „Ein Lied kann eine Brücke sein“, das Tausende Besucherinnen und Besucher der Buga begeisterte. Das Programm „25 Jahre Leidenschaft“ erinnerte an viele dieser Produktionen. In kurzen Auszügen und in den unterschiedlichsten Konstellationen präsentierten sie die Sängerinnen und Sänger aus dem Capitol-Ensemble. Anna Krämer und Darius Merstein-MacLeod waren da, die schon 1995 im legendären Musical „Human Pacific“ mit Xavier Naidoo auf der Bühne standen. Mit einer Menge Mut, einer Portion Verrücktheit und geliehenem Geld der Eltern hatten Riehle und Freunde damals den Rosengarten gemietet – und ihn 15 Mal ausverkauft. Der wunderbare Markus Beisel war da, trug glitzernde Ohrringe und hatte eine Stimme aus Gold. Beide Saschas waren da, Sascha Kleinophorst und Sascha Krebs, der vor einigen Monaten im Capitol das Booking übernommen hat.

„Hau rein, alte Sau!“

Drei Stunden lang feierten sie und ihre Kollegen: Susanne Back, Stefanie Titus, Jeanette Friedrich, Smaida Platais, Bernd Nauwartat und Katja Friedenberg. Sie feierten Riehle, das Capitol, Mannheim, die Musik und sich selbst. Dazwischen traten mit Chako und Bülent Ceylan zwei Mannheimer Comedians auf, für die das Capitol in vielen gemeinsamen Jahren eine Art Homebase geworden ist – der Ort, von dem aus sie ihre Karrieren starteten und an den sie immer wieder zurückkehren. Chako überreichte Riehle ein umgeschriebenes Blumengedicht aus seinem Buga-Programm und eine echte Blume noch dazu. Ceylan erinnerte gewohnt launig an gemeinsame Zeiten und gab einen Ausblick auf sein nächstes Jahr erscheinendes Rock-Album. Mit Rolf Stahlhofen und Jonathan Zelter sangen noch zwei Mannheimer Musiker Ständchen, und auch an den 2020 verstorbenen Stephan Ullmann wurde erinnert.

Der schönste Satz des Abends kam per Video von Karl Bruchhäuser, der jahrelang als „Caveman“ das Capitol geprägt hat: „Hau rein, alte Sau!“

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