Ludwigshafen Als in Ludwigshafen die Bücher brannten

Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz am 10. Mai 1933.
Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz am 10. Mai 1933.

„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Die Prophezeiung Heinrich Heines wird immer wieder gerne angeführt, wenn es um die Bücherverbrennungen geht, die die Nazis bald nach der Machtergreifung im Mai 1933 in Deutschland zelebrierten. Damals wurden die Werke aller dem Regime missliebigen Schriftsteller, insbesondere die Bücher jüdischer Intellektueller, begleitet von markigen Worten und mit der zum faschistischen Gruß erhobenen Rechten, ins Feuer geworfen. Unter den Autoren waren Thomas Mann und Sigmund Freud, Erich Kästner und Kurt Tucholsky, um nur einige wenige zu nennen. In Heinrich Heines Trauerspiel „Almansor“ ist es übrigens der Koran, dem der Feuertod droht. Denn Heines Tragödie spielt vor dem Hintergrund des Untergangs der Maurenherrschaft im spanischen Granada 1492, doch der junge Dichter dachte dabei an die Juden des 19. Jahrhunderts. Die barbarische Unsitte der Bücherverbrennung hat eine lange, wohl die „Kultur“-Geschichte der Menschheit wie ein Schatten verfolgende Tradition. Die frühesten Zeugnisse reichen bis in die Antike zurück. Auch auf dem Wartburgfest 1817, das stets in einer Reihe mit dem Hambacher Fest in Neustadt und mit der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche genannt wird, wenn es um die Entwicklung zu einem demokratischen Deutschland geht, verbrannten die Studenten Bücher. Deshalb sei hier eine noch drastischere Warnung Heines zitiert. „Und wenn ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat“, schrieb er 1835, „so wisst: der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die Französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte.“ Eine Lesung in der Stadtbibliothek aus einst verfemten Büchern In Ludwigshafen fand die Bücherverbrennung in vorauseilendem Gehorsam drei Tage vor den Aktionen überall im Reich statt. Schon am 7. Mai 1933 wurden bei einer öffentlichen Kundgebung der Hitlerjugend 56 Bücher aus der Volksbücherei den Flammen zum Fraß vorgeworfen. Die Initiative Buchkultur und der Verein Stolpersteine erinnern jetzt am Jahrestag an diese Aktion und leisten dem Versuch der Vernichtung und des Auslöschens Widerstand. Am Dienstag, 7. Mai, um 15 Uhr findet in der Stadtbibliothek eine Lesung aus einst verfemten Büchern statt. Eine Ausstellung erinnert an das Mädchen Anne Frank Zu den Opfern der Judenverfolgung und -ermordung durch die Nazis gehörte das durch seine Tagebücher zu einiger Bekanntheit gekommene Mädchen Anne Frank. Am Montag, 6. Mai, um 19 Uhr wird in der gemeinsamen Aula der Anne-Frank-Realschule plus und des Theodor-Heuss-Gymnasiums in der Freiastraße 10 die Wanderausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ eröffnet. Die Ausstellung des Anne-Frank-Zentrums in Berlin richtet sich vornehmlich an Jugendliche und wird bis 28. Mai zu sehen sein. Sie lässt die Lebensgeschichte des im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben gekommenen Mädchens am Betrachter vorüberziehen und sucht die Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus. Im Hemshof steigt nach einer Pause wieder eine Gartenparty Reinhard Spieler, der frühere Direktor des Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museums, hat während seiner Ägide die eingeschlafene Tradition der sommerlichen Gartenfeste in der Scharpf-Galerie wieder aufgenommen. Demnächst wird das Fest nun sogar in noch größerem Maßstab gefeiert. Am Samstag, 18. Mai, tun sich die Rudolf-Scharpf-Galerie des Wilhelm-Hack-Museums und das benachbarte Cinema Paradiso & Arte in der Hemshofstraße 56 zusammen, um ein Fest zu feiern. Eröffnet wird das Hemshofkulturfest um 11 Uhr. Danach gibt es internationale kulinarische Köstlichkeiten, und bis in den späten Abend treten Musiker auf. Es summt und brummt in der Rudolf-Scharpf-Galerie Selbstverständlich laufen währenddessen in den beiden Kulturstätten auch Ausstellungen. Im Cinema Paradiso & Arte stellt Gerry Louisett „Meine neue Heimat“ vor, in der Scharpf-Galerie wird „Ludwigshafen summt und brummt“ eröffnet. Neun Künstler möchten zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur anregen und stehen von 12 bis 13 Uhr für Gespräche bereit. Um 15 Uhr gibt es dann Einblicke in einen Bienenstock und um 16 Uhr einen Spaziergang zu den „Blühstreifen“ – dort, wo Blumen in der Stadt bunt sprießen. Sollte jemand gestochen werden, dann wird es immerhin für einen guten Zweck gewesen sein. Die Kolumne Lieber ins Konzert oder in die Ausstellung gehen? Ins Musical oder zur Lesung? Das Kultur-Angebot in der Region ist groß. Worauf wir uns freuen, erzählen wir freitags in der Kolumne „Ausgesucht“.

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