Ludwigshafen Auf wen eine Pfarrerin immer mittwochs auf der Parkbank wartet
„Ursprünglich wollten wir mit dem Bollerwagen auf die Parkinsel und durch die Neubaugebiete ziehen“, verrät Pfarrerin Barbara Schipper die ursprüngliche Idee, die sie mit ihrem Dekan schon vor Jahren entwickelt hatte. „Kirche. Für Dich. Vor Ort“ nannte sich das Konzept, dass schließlich von Corona ausgebremst worden ist.
„Geblieben ist davon letztlich nur das Logo“, sagt Schipper und zeigt auf die Aufstellfahne, die sie mit auf ihre Parkbank auf der Parkinsel gebracht hat. „Wir wollen als Kirche einfach Präsenz zeigen.“ Ursprünglich sei sie dafür sogar im Talar vor Ort gewesen. „Aber das ist mir mittlerweile zu warm.“ Handpuppe Frederick trägt nun als Einziger das schwarze Priestergewand.
Mit Fahne und Segenssprüchen
Dabei sei ein solches äußeres Erkennungszeichen auf der Hannelore-Kohl-Promenade nicht ganz unwichtig: „Ich weiß, dass hier die Zeugen Jehovas sehr aktiv sind. Einige Leute nähern sich deshalb eher skeptisch.“ Dabei spielt es auch eine Rolle, dass die Kontakte tatsächlich völlig offen sind. „Bevor wir damit begonnen haben, habe ich einen Gemeindebrief an alle Mitglieder verschickt. Davon haben mich dann auch einige hier besucht.“
„Hier“, bedeutet auf der Parkbank unmittelbar vor dem Zugang zum Filmfestival, wo Schipper und Frederick ihre Fahne und Segenssprüche aufgebaut sind. „Eine Frau kam vorbei, deren Mann ich vor Kurzem beerdigt habe.“ Und auch theologische Gespräche über das Sakrament der Taufe habe sie schon einige geführt. „Aber man muss sich von dem Gedanken lösen, dass auf Grund einer Person oder einer solchen Aktion weniger Menschen aus der Kirche austreten“, sagt sie.
Profil zeigen, aber nicht verkaufen
Immerhin deckt sich der Ansatz der evangelischen Pfarrerin mit dem ihres katholischen Kollegen Rainer-Maria Schiessler aus München, der die Idee von Kirche unlängst so definiert hatte: „Gehen wir an den Anfang der Jesus-Bewegung: Menschen sind einfach mit ihm mitgegangen, waren fasziniert von seinen Worten und seinem Umgang. So müssen wir uns auch heute aufstellen: Menschen einladen, auf sie zugehen, und nicht warten, bis sie zu uns kommen.“
Ein Ansatz, mit dem Barbara Schipper sich identifizieren kann. „Es gehört für mich als Pfarrerin dazu, dass ich Profil zeige, aber ich werde mich deshalb hier nicht verkaufen, um Leute in der Kirche zu halten.“ Der Weg aus dem Kirchenraum heraus hält sie deswegen trotzdem für richtig. „Hallo, darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten“, ist immer wieder der Einstieg in ein kurzes Gespräch.
Das allerdings vorerst nur noch bis zum kommenden Mittwoch, 14. August. „Über das Filmfestival werde ich hier eine Pause machen.“ Aber im Anschluss will Barbara Schipper mittwochs zwischen 16 und 18 Uhr auf ihrer Parkbank wieder ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen haben – ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit. „Im Grunde genommen ist das hier so etwas wie eine offene Sprechstunde“, beschreibt sie ihre Definition von „Kirche aus dem Häuschen.“