Ludwigshafen Auf zu neuen Ufern

Gedachte in seiner Predigt auch dem in Kandel getöteten 15-jährigen Mädchen: Kirchenpräsident Christian Schad.
Gedachte in seiner Predigt auch dem in Kandel getöteten 15-jährigen Mädchen: Kirchenpräsident Christian Schad.

„Die Hoffnung auf Wandel kennt auch den Zweifel und die Angst“, hat Kirchenpräsident Christian Schad am Altjahresabend in der Apostelkirche gesagt. Fast 100 Gläubige waren an Silvester in die evangelische Kirche im Hemshof gekommen, um seine Predigt zu hören.

„Bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten“, sang die Gemeinde. Diese Zeilen des Lieds „Der du die Zeit in Händen hast“ hat Jochen Klepper am Vorabend des Zweiten Weltkriegs geschrieben. Auf ein Jahr mit viel Gewalt und zahlreichen Anschlägen blickte Christian Schad in seiner Predigt zurück. Auch der 15-jährigen Mia aus Kandel, die von ihrem afghanischen Ex-Freund erstochen wurde, gedachte der evangelische Kirchenpräsident. Er rief dazu auf, den Täter seiner gerechten Strafe zuzuführen, aber kein pauschales Urteil über alle Flüchtlinge zu fällen. Christian Schad blickte auch zurück auf die zu Ende gehende Amtszeit von Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) und voraus auf die Zeit ihrer Nachfolgerin Jutta Steinruck (SPD). Ebenso nahm er das Reformationsjubiläum in den Blick. Es sei das erste international gefeierte ökumenische Jubiläum gewesen. Der eine Grund, auf dem die Kirchen gemeinsam stehen und nicht die Abgrenzung war im Mittelpunkt des Geschehens, so die positive Bilanz von Schad. „Ich wäre ein wenig verrückter, als ich es gewesen bin. Ich würde mehr mit Kindern spielen“, zitiert Schad den argentinischen Schriftsteller Jorge Borges, der mit 85 Jahren auf sein Leben zurückschaute. Wir könnten uns im nächsten Jahr zu neuen Ufern aufmachen, meinte der Kirchenpräsident. „Es bleibt zwar vieles dunkel, was kommt. Aber in der Zukunft wird auch der sein, den wir schon längst kennen und der uns kennt“, so schrieb Marie-Luise Kaschnitz laut Schad. Gott werde uns in Liebe ansehen, sagte der Kirchenpräsident. „Er sah ihn an und gewann ihn lieb“, erinnerte er an Worte aus dem Lukas-Evangelium. „Von guten Mächten wunderbar geleitet“ – von Dietrich Bonhoeffer war das Schlusslied des Gottesdienstes. Die Lieder und Gebete hatten der stellvertretende Dekan des Kirchenbezirks und Apostelkirchenpfarrer Stefan Bauer und Presbyterin Ute Schill-Schneider ausgesucht. Dietrich Bonhoeffer hat den Text kurze Zeit vor seiner Hinrichtung durch die Nazis gedichtet. „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“, heißt es dort. Mit diesen trostvollen Worten ging die Gemeinde in den Silvesterabend hinaus und in das neue Jahr 2018.

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