Ludwigshafen Berliner Platz: 3000 Menschen demonstrieren gegen Rassismus und für Demokratie

OB Jutta Steinruck auf der Bühne am Berliner Platz. Hinter ihr Mitglieder des Stadtrats.
OB Jutta Steinruck auf der Bühne am Berliner Platz. Hinter ihr Mitglieder des Stadtrats.

Rund 3000 Menschen haben am Samstagnachmittag auf dem zentralen Berliner Platz in Ludwigshafen gegen Rassismus und Rechtsradikalismus demonstriert. Die emotionalste Rede bei der von musikalischen Beiträgen begleiteten 75-minütigen Kundgebung hielt Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos). „Dass Sie da sind, ist ein wichtiges Zeichen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Dunkelheit und Fanatismus unser Land vergiften. Nächstenliebe und Toleranz sind unsere obersten Prinzipien“, sagte die 61-Jährige. Sie wurde von zahlreichen „demokratischen Vertretern des Stadtrats“ auf die Bühne begleitet. Auch viele Ortsvorsteher waren gekommen. „Lasst uns weiter auf die Straße gehen. Deutschland ist bunt, Ludwigshafen ist bunt“, appellierte Steinruck an die Teilnehmer, die Proteste gegen rechts fortzusetzen. „Bitte seid laut und wehrt Euch gegen Rassismus.“ Am besten gefallen habe ihr ein Plakat, dessen Aufschrift sie mit Blick auf die deutsche NS-Vergangenheit unter großem Beifall zitierte: „Hatten wir schon mal – war scheiße.“ Sie sei glücklich, sagte die OB, dass die lange schweigende Mehrheit sich endlich gegen Rassismus erhebe und nun Hunderttausende für die freiheitlichen Grundwerte dieses Landes einstehen würden.

„Kein Fußbreit den Faschisten“

Als Sprecher der Kirchen und Religionsgemeinschaften der Stadt betonte der protestantische Dekan Paul Metzger: „Wer an Gott glaubt, wählt keine Nazis.“ Lisa Heßler, Geschäftsführerin des Handball-Zweitligisten Eulen Ludwigshafen, sagte: „Rechtsaußen ist eine Position, die nur im Handball cool ist, aber sonst keineswegs. Lassen Sie uns den Mut beibehalten, weiter zusammenstehen.“ Für den Stadtjugendring erklärte Niels Tekampe: „Es ist Zeit, zu handeln. Faschisten sollen sich hier nicht willkommen fühlen. Rassismus, Antisemitismus und Sozialdarwinismus sollen sich hier nicht willkommen fühlen.“ Die AfD sei eine „protofaschistische Partei“. Sein Fazit: „Kein Fußbreit den Faschisten.“

Eine gemeinsame Erklärung ließen die sechs Ludwigshafener Landtags- und Bundestagsabgeordneten (SPD, CDU, Grüne) vorlesen. Darin hieß es unter anderem: „Wir unterstützen diese Kundgebung und solidarisieren uns mit ihren Zielen.“ Die Enthüllungen des Recherche-Verbunds Correctiv seien unglaublich. Die in einem Potsdamer Hotel von AfD-Funktionären sowie Mitgliedern der erzkonservativen Werteunion geschmiedeten Pläne zur „Remigration“, also zur massenhaften Rückführung von Menschen mit Migrationshintergrund, seien unerträglich. Die Demos in Ludwigshafen, in vielen anderen Städten und Gemeinden zeigten, dass diese Pläne geächtet würden und die Demokratie lebendig sei. „Rechtsextremismus ist ein Teil des Problems und nie ein Teil einer Lösung.“

„Ein super Bild für Ludwigshafen“

Zu der Kundgebung „für eine offene, solidarische und vielfältige Gesellschaft“ hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) aufgerufen. Dessen Regionsgeschäftsführer Rüdiger Stein moderierte die Veranstaltung und bilanzierte gegen 15.15 Uhr beeindruckt von der großen Resonanz: „Das war ein super Bild für Ludwigshafen. Das ist wichtig für die Stadtgesellschaft.“ Ganz im Sinne eines Lieds zweier Sängerinnen des Adrem-Jugendtheaters, die aus Kamerun stammen. Sein Titel: „Pour la vie“ – Für das Leben.

Ein ursprünglich geplanter Marsch durch die Innenstadt wurde wegen der großen Teilnehmerzahl aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagt. Die Polizei zeigte massive Präsenz rund um die Kundgebung. Ihren Angaben zufolge verlief die Veranstaltung friedlich und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Es habe keine Verkehrsbeeinträchtigungen gegeben.

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