Ludwigshafen Brauereistürmung in Oggersheim mit zahlreichen Karnevalisten und Politikern

Die Karnevalisten traten angeführt von „Bierschoff“ Uwe Geißendörfer zum Sturm auf die Brauerei an.
Die Karnevalisten traten angeführt von »Bierschoff« Uwe Geißendörfer zum Sturm auf die Brauerei an.

Die Brauereistürmung in Oggersheim ist fester Bestandteil der Ludwigshafener Fasnacht. Am Rosenmontag sind die Karnevalisten mit ihrer Konfettikanone vor der Privatbrauerei der Gebrüder Mayer aufmarschiert. Nach knapp 30-minütigen hitzigen Wortgefechten hatte Brauereichef Frank Mayer ein Einsehen und ließ die Narren sich an seinem Gerstensaft laben.

Die Mauer stand lange. Und wenn es nach Frank Mayer, dem Eigentümer der Privatbrauerei gegangen wäre, wäre sie diesmal (endlich) geschlossen geblieben. Immer wieder versuchte er, den Angriff der Abordnung der Ludwigshafener Karnevalvereine abzuwehren. Doch gegen die geballte Macht der Ludwigshafener Fasnachter, die mit der Kanone des Karnevalvereins Hans Warsch Oggersheim (HWO) angerückt waren, ließ sich nichts ausrichten. Die Narren ließen sich nicht nach Hause schicken.

„Wir brauchen die Vorräte für die Stadt Ludwigshafen und auch für uns, wir sind alle ausgetrocknet“, führte Mayer vergeblich an. Er befürchtete nach dem Sturm der Karnevalisten am Ende leere Tanks in den Sudhäusern. Zuvor hatte „Bierschoff von Elster vom Orden der Obbarer Dambnudle-Brüder“, Uwe Geißendörfer, mit dem Gebetsbuch unter dem Arm und den Worten „Jubel, Trubel, Heiterkeit, dafür stehen wir bereit“, den Angriff auf die Brauerei gestartet.

Politprominenz hilft

Als Verteidiger standen ihm gegenüber Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) mit ihren Beigeordneten Beate Steeg und Andreas Schwarz (beide SPD) sowie die Stadtratsfraktionsvorsitzenden Peter Uebel (CDU) und David Guthier (SPD), Ebenfalls an vorderster Front waren die Oggersheimer Ortsvorsteherin Sylvia Weiler (SPD) und ihre Amtskollegen Dennis Schmidt (Ruchheim, CDU) und Frank Meier (Oppau, SPD) sowie der Bundestagsabgeordnete Christian Schreider (SPD). „Ach, das ist ja wie im Dschungelcamp, lauter B-Prominenz“, meinte Geißendörfer süffisant.

Die Karnevalisten traten angeführt von »Bierschoff« Uwe Geißendörfer zum Sturm auf die Brauerei an.
Die Karnevalisten traten angeführt von „Bierschoff“ Uwe Geißendörfer zum Sturm auf die Brauerei an.
Brauereichef Mayer hatte prominente Unterstützung aus der Politik bei der Verteidigung.
Brauereichef Mayer hatte prominente Unterstützung aus der Politik bei der Verteidigung.
Die Verhandlungen zur Übergabe dauerten.
Die Verhandlungen zur Übergabe dauerten.
Auch der Präsident des Großen Rates, Christoph Heller (Mitte), mischte mit.
Auch der Präsident des Großen Rates, Christoph Heller (Mitte), mischte mit.

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Davon ließ sich Brauereichef Mayer nicht irritieren und zeigte bei der Diskussion um das Bier kein Erbarmen. „Wir brauchen das Bier für uns“, wiederholte er. „Ich habe gebetet, der Herr hat mir versprochen, die Verteidigung habe keine Chance“, sagte Geißendörfer. Da hielt ihm Mayer entgegen: „Folgt dem Scharlatan nicht, zieht friedlich weiter“. Auch OB Steinruck als auch Uebel und Guthier verteidigten die Biervorräte.

Heller wechselt die Seiten

„Ohne uns würdet ihr auf eurem Bier sitzenbleiben“, gab Horst Fischer, der „Vize“ des Großen Rates zu bedenken. Stadtkommandeuse Christina Foltz versuchte es in sachlicher Manier und im ruhigen Ton. Schließlich nahm das Wortgefecht überraschend eine Wende. Die Fasnachter entdeckten auf einmal im Kreis der Verteidiger den Präsidenten des Großen Rates, Christoph Heller. Sein „Vize“ Horst Fischer rief ihn in die eigenen Reihen zurück. Heller kletterte bereitwillig über die Mauer aus Bierkästen und wechselte wieder die Seiten. Die Narren ließen sich auch nicht weiter einschüchtern, als Mayer ihnen riet, dass sie „kein Bier brauchen, sondern eine psychologische Beratung“. Geißendörfer hielt dagegen: „Macht auf die Tür, das Tor macht weit“. Dann rückten die Kleinsten der Garden der KV Eule immer näher.

Nach Beratung mit der OB gab Mayer schließlich den Weg frei: „Wir machen das nur wegen der Kinder. Ihr trinkt aber nur so viel, wie ihr könnt und ihr lässt uns auch noch was“. Als ihm das von Stadtkommandeuse Christina Foltz zugesagt wurde, war der Bann gebrochen. Nach einer halben Stunde Belagerung floss dann auch für die Ludwigshafener Narren das Bier. Brauereichef Mayer zeigte am Ende wieder einmal ein Herz für die Fasnacht. Ganz zur Freude der Karnevalisten, die so zahlreich wie selten zuvor in die Schillerstraße gekommen waren.

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