Interview Bundestagswahl: Wer springt nach Baldaufs Absage in die Bresche?

Will für seine Familie da sein: der Ludwigshafener CDU-Parteichef Torbjörn Kartes (45).
Will für seine Familie da sein: der Ludwigshafener CDU-Parteichef Torbjörn Kartes (45).

Die Absage des CDU-Schwergewichts Christian Baldauf zwingt die Union im Wahlkreis Ludwigshafen-Frankenthal dazu, sich nach einem anderen Kandidaten für die Bundestagswahl umzuschauen. Der Ludwigshafener Parteichef Torbjörn Kartes war schon einmal Abgeordneter in Berlin und wäre eine personelle Alternative. Steffen Gierescher hat bei dem 45-Jährigen nachgehakt.

Herr Kartes, am Dienstag haben CDU und FWG mit Klaus Blettner erstmals einen gemeinsamen Oberbürgermeisterkandidaten präsentiert. Reden die Freien Wähler jetzt auch ein Wörtchen mit, wenn es um den Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Ludwigshafen-Frankenthal geht?
(lacht) Darüber haben wir nicht gesprochen.

Das wird also nicht der Fall sein?
Nach aktuellem Sachstand nicht.

Ihr Frankenthaler Parteikollege Christian Baldauf will nach Mainz und nicht nach Berlin. Heißt das, Sie müssen wieder ran?
Nein. Meine Entscheidung, nicht anzutreten, steht schon länger fest. Das habe ich der Partei mitgeteilt, um in einem geordneten Verfahren einen Kandidaten zu bestimmen, der dann auch den Wahlkreis gewinnen kann.

Wer löst das Ticket für den Bundestag? Spätestens am 28. September 2025 wird diese Frage im Wahlkreis Ludwigshafen-Frankenthal a
Wer löst das Ticket für den Bundestag? Spätestens am 28. September 2025 wird diese Frage im Wahlkreis Ludwigshafen-Frankenthal auch für die Vorderpfalz beantwortet.

Wie läuft die Kandidatensuche konkret mit den CDU-Kollegen aus Frankenthal und dem Rhein-Pfalz-Kreis?
Wir sind im Gespräch und bilden eine Findungskommission. Die Verbände werden dazu aufgefordert, Kandidaten zu benennen. Idealerweise resultiert daraus ein Vorschlag, der konkurrenzfähig ist. Im Anschluss gibt es Parteitage, auf denen sich die Bewerber vorstellen können, sowie offizielle Nominierungsveranstaltungen.

Wann fällt eine Entscheidung?
Ziel muss es sein, bis Jahresende Klarheit zu schaffen. Darauf konzentrieren wir uns jetzt. In Ludwigshafen waren wir zuletzt stark auf einen OB-Kandidaten fokussiert. Nun liegt der Fokus darauf, einen Bundestagskandidaten zu präsentieren.

Mit der Vorstellung des OB-Kandidaten sind Sie in die Offensive gegangen. In Sachen Bundestagswahl hinken Sie etwas hinterher. „Titelverteidiger“ Christian Schreider (52, Ludwigshafen) von der SPD und der Grüne Armin Grau (65, Altrip) haben bereits signalisiert, Ende September 2025 wieder antreten zu wollen. Wer ist denn bei der Union in der Verlosung?
Für Namen ist es noch zu früh. Mit dem jetzt angeschobenen Prozess soll sich ja erst herauskristallisieren, wer für die Mehrheit letztlich das Zeug zum Bundestagskandidaten hat.

Gibt es ein Zugriffsrecht für einen der Verbände?
Das ist ein gemeinsamer Wahlkreis, da gibt es keine Vorfestlegungen. Unser aller Verständnis ist es, dass es nicht maßgeblich ist, woher die Person kommt, sondern ob sie überzeugen kann und eine realistische Chance hat, den Wahlkreis zu gewinnen.

2017 ist Ihnen das gelungen. Warum wollen Sie nicht mehr nach Berlin?
Das sind ausschließlich familiäre Gründe. Wir haben zwei Jungs, vier und neun Jahre alt. Es ist einfach so, dass man für so ein Mandat in der Summe das halbe Jahr in Berlin ist. Und selbst daheim ist man durch viele Abend- und Wochenendtermine gebunden. Das ist mit einem guten Familienleben kaum vereinbar. Wenn meine Söhne mal größer und froh sind, dass der Papa nicht mehr so oft zu Hause ist, dann kann ich mir auch wieder eine politische Kandidatur vorstellen. Aber jetzt ist mein Platz bei meiner Familie.

Hat Baldaufs Absage der Partei einen Strich durch die Rechnung gemacht?
Wir haben gewusst, dass er über eine Kandidatur für den Bundestag nachdenkt. Darüber hatte er uns informiert. Wir hätten seine Kandidatur getragen. Aber wir denken auch schon länger in anderen Szenarien.

Will nicht nach Berlin: Christian Baldauf (57).
Will nicht nach Berlin: Christian Baldauf (57).

Welches Profil muss für Sie ein in der Vorderpfalz konkurrenzfähiger Bundestagskandidat haben?
Wir brauchen jemand, der in der Lage ist, den Wahlkreis zu gewinnen. Er sollte einen hohen Bekanntheitsgrad haben oder sich diesen schnell aufbauen können. Diese Person muss von ihrem gesamten Werdegang so aufgestellt sein, dass die Menschen ihr die Aufgabe zutrauen, den Wahlkreis in Berlin gut zu repräsentieren.

Beim jüngsten Parteitag in Frankenthal hat sich die Landes-CDU an der Spitze neu aufgestellt. Kann der neue Chef Gordon Schnieder 2026 tatsächlich Ministerpräsident werden?
Absolut. Die Chancen stehen gut.

Womit speist sich Ihre Zuversicht?
In den Umfragen in Rheinland-Pfalz stehen wir so schlecht nicht da. Schnieders Job ist es nun, sich inhaltlich und als Person zu profilieren.

Will Ministerpräsident werden: Gordon Schnieder (49).
Will Ministerpräsident werden: Gordon Schnieder (49).

In der Vergangenheit stand die CDU in Umfragen häufig besser da als die SPD, wurde letztlich aber immer wieder abgefangen. Was macht Sie optimistisch, dass sich das 2026 nicht wiederholt?
Die CDU muss nach außen die notwendige Geschlossenheit zeigen und auf die richtigen Themen setzen. Schnieder muss alles daran setzen, die Rheinland-Pfälzer von sich und seinem Programm zu überzeugen. Dann ist das ein absolut offenes Rennen. Es liegt aber auch noch eine Bundestagswahl dazwischen. Deren Effekte sind nicht zu unterschätzen.

In Österreich ist die FPÖ stärkste Kraft geworden. Was würde es für Deutschland bedeuten, wenn die AfD bei der Bundestagswahl 2025 in ähnliche Dimensionen vorstoßen würde?
Ich glaube nicht daran. Aber sollte dem so sein, werden wir alles dafür tun, dass die AfD nicht regiert.

Zur Person: Torbjörn Kartes

Mit 95 Prozent der Stimmen ist der 45-Jährige beim jüngsten Parteitag im April als Vorsitzender des 570 Mitglieder zählenden CDU-Kreisverbands für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt worden. Mit seiner Frau, einer Medizinerin, lebt Kartes auf der Parkinsel. Sie haben zwei Söhne. Der Jurist hat am Carl-Bosch-Gymnasium sein Abitur gemacht und arbeitet als Personalchef bei den Technischen Werken (TWL). 2017 gewann der gebürtige Freiburger überraschend das Direktmandat im Wahlkreis Ludwigshafen-Frankenthal und zog in den Bundestag ein. 2021 verpasste er den Wiedereinzug als Zehnter der Landesliste knapp. Kartes ist seit 2001 in der CDU und seit 2018 Parteichef in Ludwigshafen.

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