Ludwigshafen Das Cello als Mordwaffe

Klassik mit Humor: Salut Salon im Capitol.
Klassik mit Humor: Salut Salon im Capitol.

„Liebe“ scheint erst mal kein sonderlich origineller Programmtitel zu sein. Was aber die vier Musikerinnen von Salut Salon dann auf der Bühne des Mannheimer Capitols entfesseln, ist ein Feuerwerk an Witz und Virtuosität. Musik, Komik und am Ende auch noch Akrobatik sorgten für einen Riesenspaß.

Gleich die ersten zehn Minuten machten klar, dass Salut Salon kein klassisches Kammermusik-Programm abspulen würde. Von Astor Piazzolla und seinem „Libertango“ ging es zum Jazzstandard „Let’s fall in Love“ und weiter zu Sergei Prokofjews „Romeo und Julia“. Genregrenzen interessieren diese Musikerinnen kein bisschen. Und sie bewegen sich auch völlig sicher in allen Stilen. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass klassisch ausgebildete Musiker auch swingen können. Liebe ist natürlich ein dankbares Thema, denn damit lassen sich von romantischer Verzückung über sehnsüchtiges Schmachten bis hin zu Melancholie und Wahnsinn alle möglichen Gefühle verknüpfen. Verknüpft wurde das alles durch eine stets amüsante Moderation, bei der alle vier im Wechsel das Publikum ansprachen. Das Tempo war durchgehend hoch, es ging Schlag auf Schlag und war überaus unterhaltsam. Die Vier saßen auch nicht brav hinter ihren Notenpulten beziehungsweise am Klavier, sondern waren ziemlich viel in Bewegung. Prokofjews „Streit“ wurde buchstäblich ausgefochten – und dabei doch auch richtig gut gespielt. Hier ist es nämlich keineswegs der Fall, dass die Musik unter der Show leiden müsste. Ziemlich viel „Action“ gab es bei einem Medley aus Krimi-Musik deutscher und amerikanischer Serien. Da wurde der Stachel des Cellos zur Mordwaffe, und die Kollegin mit der Geige musste dran glauben. Gegen Ende des Programms spielten die Streicher ihre Instrumente hinterm Rücken und unterm Knie, die Pianistin traf rückwärts auf dem Rücken liegend immer noch jeden Ton. „Wir spielen Musik, die wir selber mögen und arrangieren sie für uns“, sagte Geigerin Iris Siegfried in einem Interview. Sie hat zusammen mit Angelika Bachmann (Geige und Gesang) Salut Salon gegründet. Die beiden kennen sich seit ihrer Schulzeit in Hamburg, wo sie als Geigerinnen im Schulorchester nebeneinander saßen. Dass sie mal professionelle Konzerte geben würden, hatten sich die Musikerinnen damals nicht träumen lassen. Sie trafen sich mit Freunden im kleinen privaten Kreis, machten Musik, lasen sich Texte vor und unterhielten sich damit. Ein Geburtstagskonzert für Iris Siegfrieds Vater kam so gut an, dass die damalige Besetzung beisammen blieb. Nun sind die Musikerinnen keine Laien, alle haben Musik studiert – aber nicht alle haben damit gerechnet, im Musikbetrieb zu landen. Iris Siegfried hat auch ein Jurastudium abgeschlossen und arbeitet als Rechtsanwältin, Angelika Bachmann hat auch Germanistik und Philosophie studiert. Vielleicht war es diese Absicherung, die den Musikerinnen das Gefühl gab, nicht um jeden Preis Erfolg haben zu müssen. Mit Sonja Lena Schmid am Cello und Anne-Monika von Twardowski am Piano ergänzen zwei Klassik-Profis das Gründerinnen-Duo. Kleinere Auftritte in Hamburg standen am Anfang der gemeinsamen Karriere, nach dem ersten Live-Album bot ihnen Warner Brothers einen Vertrag an. Inzwischen ist Salut Salon weltweit unterwegs. In Mannheim haben sie das Capitol sogar zweimal gefüllt.

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