Ludwigshafen Das Ende einer Ära

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Ludwigshafen

. Markus Impertro, der Sportliche Leiter des FC Arminia, beschlich ein ungutes Gefühl. Deshalb suchte er Thomas Fichtner am Samstagmorgen zu Hause auf. „Ich habe versucht, ihn zu ermutigen“, erklärt Impertro seinen Besuch. Als ihn der Coach gegen Abend anrief, um ihm seine Entscheidung mitzuteilen, als Trainer aufzuhören, fuhr Impertro noch einmal zu Fichtner. „Ich wollte ihn bewegen, zumindest die vier Spiele bis zur Winterpause im Amt zu bleiben. Danach hätten wir uns zusammengesetzt, alles auf den Prüfstand gestellt, Bilanz gezogen und gemeinsam entschieden wie es weitergeht“, erläutert der Sportchef seine ursprünglichen Überlegungen. Doch Fichtner war nicht mehr umzustimmen. Tief getroffen von der katastrophalen Vorstellung des Teams hatte er schon am Freitagabend innerlich einen Schlussstrich gezogen. „Ich habe eine Nacht darüber geschlafen, doch mit Leistungen wie gegen Zweibrücken, in Burgbrohl und Mehring kann ich mich nicht identifizieren“, betont Fichtner. Er habe innerhalb der Mannschaft Strömungen gegen sich festgestellt. Das Team habe vieles nicht mehr aufgenommen, weshalb er nicht glaube, dass er das Ruder noch hätte herumreißen können, verdeutlicht Fichtner. „Ich habe nicht mehr alle erreicht, die Trennung wäre nur aufgeschoben gewesen“, sagt der scheidende Trainer, der den Kader zweigeteilt sieht. Was auch an unterschiedlichen Spielphilosophien liege. Co-Trainer Stefan Malz bevorzuge Ballbesitz, spielerische Lösungen und Kombinationsfußball. Er stehe mehr für das schnelle Umschaltspiel, mit dem das Team lange Erfolg hatte. Kapitän Eduard Hartmann und sein Amtsvorgänger Pietro Berrafato bestätigen, dass nicht mehr alle Spieler hinter dem Trainer gestanden haben. „Das habe ich auch so wahrgenommen. Ich habe mich mit ihm gut verstanden, er war immer korrekt“, sagt Hartmann. Berrafato ergänzt: „Es hätte wohl nichts mehr gebracht, weiterzumachen. Thomas Fichtner hat viel für den Verein geleistet, wir können uns nur bei ihm bedanken. Ein Zyklus ist zu Ende gegangen.“ Fichtner, der seit 35 Jahren Mitglied bei der Arminia und zu Recht stolz auf Erfolge in seiner Zeit ist, hatte bis zum Schluss die volle Rückendeckung des Vereins. „Wir hätten auf jeden Fall an ihm festgehalten“, sagt Impertro. Vorsitzender Alfred Schaar stimmt dem zu: „Wir hätten ihn nicht entlassen, weil wir von Thomas überzeugt sind. Er hat eine super Arbeit gemacht.“ Der Vereinschef sieht keine Abnutzungserscheinungen, obwohl Fichtner fünfeinhalb Jahre lang Cheftrainer war – für die heutige Zeit außergewöhnlich. Schaar nimmt das Team in die Pflicht. „Die Misere liegt an Einstellung und Leistung der Mannschaft“, ist der Vorsitzende sicher. Impertro hatte sich das Team am Samstagmorgen vorgeknöpft. Die Spieler seien durchaus selbstkritisch mit ihren Leistungen umgegangen, es habe aber auch die eine oder andere Kritik am Trainer gegeben. Näher ins Detail mochte Impertro nicht gehen. Die Mannschaft habe aber versprochen, die Ärmel hochzukrempeln und sich am Samstag beim Spiel in Pfeddersheim zu zerreißen. Co-Trainer Stefan Malz übernimmt ab heute die Trainingsleitung und wird die Mannschaft am Samstag betreuen. Wie lange er das macht, lässt der ehemalige Profi offen. „Zwei, drei Wochen, vielleicht bis zur Winterpause. Da hat der Verein genug Zeit, sich umzuschauen“, sagt Malz. Er selbst stehe für einen Job als Cheftrainer nicht zur Verfügung. „Ich bin im zweiten Glied besser aufgehoben“, so der 43-jährige Co-Trainer. Eine Philosophie habe er nicht vorgegeben. „Wenn ich eine Mannschaft trainiere, dann nach meinen Vorstellungen. Es sei denn, der Cheftrainer gibt etwas anderes vor“, unterstreicht Malz. Impertro ist bis kommenden Sonntag in Urlaub und wird sich nach seiner Rückkehr mit dem Vorstand über einen Nachfolger Fichtners beraten.

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