Ludwigshafen Das Multitalent

HOCHDORF-Assenheim. Marc Ehmann spielt sowohl Fußball als auch Handball, was viele Jugendliche in seinem Alter ebenfalls tun. Aber bei dem 15-Jährigen ist es doch etwas anders: Fußball spielt er bei den C-Junioren des 1. FC Kaiserslautern, mit denen er Meister der Regionalliga wurde. Dazu spielt er mit der B-Jugend des TV Hochdorf in der Oberliga Handball.

Je mehr sich der Uhrzeiger auf 16 Uhr bewegt, desto unruhiger wird Marc Ehmann. Das hat einen besonderen Grund: Um diese Zeit muss er seine Hausaufgaben bewältigt und seine Sporttasche gepackt haben. Dann wartet Mutter Heike mit dem Auto auf die Abfahrt ins benachbarte Meckenheim, wo das Talent in den Kleinbus des 1. FC Kaiserslautern einsteigt, der den Nachwuchs ins FCK-Leistungszentrum Fröhnerhof bringt. Ehmann ist einer von sechs Jugendlichen aus der Region, die viermal in der Woche so zum Training kommen. Knapp 40 Minuten ist er in die Westpfalz unterwegs. Ein Service, den seine Eltern besonders schätzen. Auch deswegen, weil sie in den vergangenen acht Jahren für ihren jüngsten Sohn unzählige Autobahn-Kilometer zurückgelegt haben. Ehmann, der mit vier Jahren bei der FG Dannstadt mit dem Kicken begann, und dort mit seinem älteren Bruder Maximilian viel Zeit verbrachte, verließ mit sieben Jahren seinen Heimatverein und ging zum SV Waldhof. Es folgten die Stationen Karlsruher SC, 1899 Hoffenheim und erneut Karlsruhe. Seit Sommer 2014 trägt der Schüler der neunten Klasse der Realschule Haßloch das Trikot des FCK. Dort gehört er jetzt zu den B-Junioren. „Es war nicht immer einfach, aber wir haben Marc gesagt, es ist seine Entscheidung, die wir unterstützen“, sagt Heike Ehmann. Ein Wechsel ins Internat kam nicht in Frage. Ganz vom Tisch ist dies aber nicht. „Wenn ich mich nach der zehnten Klasse entscheide, das Abitur machen, dann könnte es ein Thema werden“, sagt Ehmann. Er wisse aber nicht, ob der 1. FCK mit ihm plane. Mancher Jugendspieler passte nicht mehr ins Konzept und musste gehen. Dieses Negativerlebnis blieb dem aus Hochdorf stammenden Talent bisher erspart. „Meine Wechsel kamen aus eigenem Entschluss“, sagt der Mittelfeldstratege. Ein 2:0 beim Tabellenzweiten FSV Mainz 05 bedeutete die Meisterschaft in der Regionalliga. Daran hatte Ehmann großen Anteil. Im Hinspiel sorgte er mit seinem Treffer in letzter Sekunde für den 4:3-Erfolg. Ein Moment, den er nicht vergisst. Er träumt davon, den Sprung zu den Profis zu schaffen. „Es ist ein Traum, aber noch ein langer Weg, der von vielen Faktoren mitbestimmt wird“, betont Ehmann, der auch Fan und Mitglied beim FC Bayern München ist. Das Bayern-Trikot trägt er beim Training der B-Jugend des TV Hochdorf. Das Interesse für den Handball hat er wohl von seinen Eltern geerbt. Schließlich stand sein Vater Frank über viele Jahre zwischen den Pfosten des TVH, spielte in der A-Jugend um die Südwestdeutsche Meisterschaft. Mutter Heike gehörte zu den Leistungsträgerinnen beim TV Dannstadt, deren weibliche B-Jugend damals ebenfalls um den Südwest-Titel gespielt hatte. Auch Großvater Alois war einer der Aktivposten des Traditionsvereins, als dieser sowohl in der Halle (1967) als auch im Feld (1970, 1972) die deutsche Vize-Meisterschaft gewann. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb ihn der Handball nicht ganz loslässt. Als Spielmacher gehörte er zu den Stärksten in der C-Jugend von Trainer Nicolas Dreyer. Dabei hatte er kaum Gelegenheit mit dem Team zu trainieren. „Wenn ich da bin, macht es mir viel Spaß, dazu treffe ich auch meine Freunde aus dem Ort“, nennt Ehmann einen Aspekt. Nicht selten steht er zweimal am Tage auf dem Spielfeld. Erst auf dem Rasen in Sachen Fußball, dann in der Halle beim Handball. „Ich versuche so lange Handball zu spielen, wie es mir Spaß macht, die Schule und der Fußball nicht darunter leidet. Und mein Trainer Thorsten Laubscher diese Situation ohne Training akzeptiert“, verdeutlich Marc Ehmann.

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