Ludwigshafen „Das optimale Fahrzeug für die Stadt“

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„Irgendwo in Lu“ sind wir jede Woche unterwegs auf der Suche nach interessanten Gesprächspartnern. Gestern trafen wir in Oggersheim den Mannheimer Peter Brunner-Schel. Der 54-Jährige Kfz-Meister ist Spezialist für Vespa-Roller.

Nutzen Sie die letzten Sonnenstrahlen für eine Ausfahrt?

Nein, ich mache gerade eine Probefahrt. Wir haben für einen Kunden ein neues Motorgehäuse gebaut, und ich wollte testen, ob alles passt. Und? Passt’s? Im Prinzip ja. Nur der Auspuff ist mir persönlich etwas zu laut. Da gäbe es andere Möglichkeiten. Sie selbst fahren ebenfalls Vespa? Selbstverständlich. Ich vermeide Autofahrten, wenn es irgendwie geht. In meinen Augen ist ein Roller das optimale Fahrzeug. Er ist schnell genug für die Stadt, spurtstark und auch ein Transportmittel. Vorne passt zum Beispiel locker eine Getränkekiste rein, und hinten kann man noch eine Tasche befestigen. Außerdem bleibt man von unten immer trocken, und der Verbrauch ist gering. Und wenn dann auch noch das Wetter gut ist… Sie sind dieses Jahr sicher viel gefahren? Ja, es hat selten geregnet. Aber früher war das auch mehr. Da bin ich mit einem Kumpel zusammen in einem halben Jahr, also die Saison über, 25.000 Kilometer gefahren. Da haben wir jedes Vespa-Treffen mitgenommen. War die Vespa dann auch ein gutes „Baustellenfahrzeug“ bei den Baustellen über die Rheinbrücken? Naja, ich bin ja zunächst einmal ein Verkehrsteilnehmer und stand dann eben von hier bis Mannheim mit dem Roller im Stau. Allerdings sind die Autofahrer hier in der Gegend wirklich sehr kulant und diszipliniert und haben meistens einen Streifen freigelassen, durch den man mit dem Roller durchgekommen ist. Das ist so ähnlich, wie wenn man mit dem Mountainbike im Pfälzer Wald unterwegs ist. Ich war erst gestern wieder fünf Stunden unterwegs. Da gibt es nur ganz selten mal ein böses Wort. Das ist im Odenwald definitiv anders. Dort wird nur gemeckert. Wie sind Sie eigentlich auf den Motorroller gekommen? Das hat mich irgendwie schon immer fasziniert. Nur konnte ich es mir als Schüler nicht leisten. Meine erste Vespa habe ich 1979 vom Sperrmüll geholt und so lange daran geschraubt, bis sie gefahren ist. Aber das war eher ein Hobby, bis ich 1984 über eine Empfehlung eines Kumpels hier in Ludwigshafen gelandet bin, und ich mein Hobby sozusagen zum Beruf gemacht habe. Hat sich bei den Vespas seither viel geändert? Ja und zwar gewaltig. Es gibt heute noch die alten Schaltgetriebe, aber auch seit zehn Jahren die Einspritzer mit Automatik-Getriebe. Das sind zwei völlig verschiedene Richtungen. Die einen fahren nur dies, die anderen nur das. Das ist auch keine Altersfrage. Hier kommen auch 16-Jährige her, die unbedingt ein altes Schaltgetriebe und einen Kickstarter wollen. Die kennen das wahrscheinlich genauso von ihren Eltern oder sogar Großeltern. Und wie viele Fahrzeuge haben Sie selbst? Bei mir stehen sieben in der Garage und drei im Hof. Die werden aber auch von meiner ganzen Familie – von den Kindern bis zum Opa – gefahren. Da ist es oft nicht ganz einfach, zu entscheiden, welchen Schlüssel man mitnimmt.

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