Ludwigshafen Debussy im Taschenformat

Dirigent Lorenzo Di Toro beim Gespräch über Debussys Kammeroper im Mannheimer Theatercafe.
Dirigent Lorenzo Di Toro beim Gespräch über Debussys Kammeroper im Mannheimer Theatercafe.

Eine französische Oper in deutscher Sprache hat am Sonntag im Mannheimer Nationaltheater Premiere. Die neue Produktion der Jungen Oper im Studio Werkhaus bringt mit „Pelléas und Mélisande“ Claude Debussys einzige vollendete Oper auf die Bühne. Die Aufführung ist für junge wie ältere Besucher gleichermaßen gedacht.

Verantwortlich für die Inszenierung zeichnet die in Bonn geborene und in Hamburg lebende junge Regisseurin Luise Kautz, die dort 2015 schon die Uraufführung des Projekts in Szene gesetzt hat. Die musikalische Leitung übernimmt Lorenzo Di Toro, seit der Spielzeit 2011/12 Korrepetitor am Nationaltheater. Zuvor war Di Toro an der Opéra National de Paris verpflichtet, an der er mit prominenten Dirigenten und Sängern, darunter Natalie Dessay, Dorothea Röschmann, Marcelo Alvarez, Daniel Oren und dem früheren Mannheimer Generalmusikdirektor Dan Ettinger, zusammengearbeitet hat. Seine Ausbildung absolvierte er in seiner Geburtsstadt Catania und am römischen „Santa Cecilia“ Konservatorium. Seine Familie sei „sehr weit verzweigt, mit einem starken römischen Kern“ und „sehr wissenschaftlich“, erzählt der Dirigent. Sein Großvater war Astronom, der Vater, „ein waschechter Römer“, ist Professor für Kernphysik und Forscher in Catania, seine Schwester lehrt Chinesisch an der Universität in Siena, der Bruder Geologie in Padua. Akademischer geht es tatsächlich wohl kaum. Lorenzo Di Toro selbst will Musik möglichst mehrgleisig praktizieren und sich nicht spezialisieren. „In erster Linie“, sagt er, „verstehe ich mich als Theatermusiker. Die Arbeit mit Sängern, das gemeinsame Formen von Bühnenpartien begeistert mich. Ich möchte dirigieren, Klavier spielen, Kammermusik machen und dabei neue Formate ausprobieren“. Solch ein neues Format hat Di Toro mit Musikern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz bei den Programmen seines Landsmanns, des Konzertpädagogen und „Audience Developers“ Andrea Apostoli entwickelt. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Begegnungen unterschiedlicher Kulturen, an denen Di Toro ebenfalls ausgeprägtes Interesse zeigt. Vokalmusik, italienische und andere, ist ihm dabei besonders wichtig. „Dazu gehören auch Lied und Folklore“, so der Dirigent. „Ein offenes Ohr habe ich auch für die Liedermacher Fabrizio De Andre und den Neapolitaner Roberto Merolo.“ Am Mannheimer Nationaltheater hat Di Toro Mozarts „Zaide“, „Mozart in Moskau“ vom zeitgenössischen Wiener Komponisten Kurt Schwertsik und dem niederländischen Dramatiker und Regisseur Ad de Bont, und diverse Familienkonzerte dirigiert. An der Dirigentenlaufbahn zeigt sich der mit seiner französischen Ehefrau und seiner vier-jährigen Tochter in Mannheim lebende Musiker grundsätzlich interessiert, freilich „solange sie nicht einschränkt und andere Aktivitäten und Interessen nicht in den Hintergrund drängt“. Auch „Pelléas und Mélisande“ ist keine übliche Opernproduktion, sondern „ein Angebot für Theaterbesucher jeden Alters“. Man möchte damit gerade Jugendliche ab 14 Jahren ansprechen und damit dieses Spitzenwerk und überhaupt die Gattung Oper einem jungen Publikum erschließen. Die Besetzung besteht aus 16 Instrumenten, die einen großen Klangraum einnehmen. Der Streichersatz wird von einem Quintett solistisch ausgeführt, die Zahl der Bläser ist in Mannheim halbiert. Hinzugefügt hatte der Bearbeiter Vibraphon und Klavier, in dessen Part er alles hineinpackte, wofür er sonst keinen Platz fand. „Alles in allem“, findet Di Toro, „vermag dieses Arrangement Debussys Klangwelt mit seiner exquisiten Koloristik umzusetzen.“ Es entstehe nicht das Gefühl, durch die Reduktion sei etwas verloren gegangen und es wäre schöner, das Original zu hören. Termine Premiere am Sonntag, 25. März, 19 Uhr, im Studio Werkhaus des Mannheimer Nationaltheaters. Weitere Vorstellungen am 29. März, 6. und 12. April, 12. Mai.

Iris Marie Sojer als Melisande zusammen mit Allan Evans, der den Arkel singt, bei den Proben zur neuen Opernproduktion.
Iris Marie Sojer als Melisande zusammen mit Allan Evans, der den Arkel singt, bei den Proben zur neuen Opernproduktion.
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