Ludwigshafen Der lange Weg zu „Gilgamesch“

Mit einem Buch hat sich Hansgünther Heyme gestern aus Ludwigshafen verabschiedet. Es geht darin um die Theaterarbeit Heymes außerhalb der großen Ensembletheater, besonders um sein „Gilgamesch“-Projekt, seine letzte Inszenierung am Theater im Pfalzbau.

Fast ein Jahr lang hat sich der Ludwigshafener Theaterleiter mit dem antiken Versepos beschäftigt und am Ende eine eigens erstellte Bühnenfassung mit 40 Laien zur Premiere gebracht. „Das war schwieriger als Wagners ,Ring’“, sagte Heyme rückblickend, „ich war mir nicht sicher, ob die Aufführungen am Ende stattfinden“. Statt „eine große Leidensgeschichte“ zu erzählen, lobte Heyme nun aber lieber seine Laiendarsteller, aus denen im Laufe der Probenarbeit „ein Team mit großer Zuneigung zueinander“ geworden sei. Beim geplanten Shakespeare-Projekt mit Migranten in Mannheim will er mit einigen von ihnen weiterarbeiten. Das nun veröffentlichte Buch mit dem Titel „Darum Theater. Hansgünther Heyme“ versucht im kleinen Format und auf grafisch eigenwillige Weise den Weg zu dieser Produktion zu beschreiben. Der Dramaturg Christian Marten-Molnár, der auch die Publikation zum „Ring“ betreut hat, hat es aus Texten und Interview-Zitaten Heymes und vielen Fotos zusammencollagiert. Heymes „Volkstheaterarbeit“ in Köln, Essen und Stuttgart wird gestreift, seine Jugendtheaterprojekte, die Theaterarbeit mit psychisch Kranken. Den Hauptteil des Buches mit vielen Schwarzweiß-Fotos nimmt das „Gilgamesch“-Projekt ein, dessen Werdegang von der Ideenfindung bis zur Premiere ausführlich geschildert wird. Das ansprechende Buch, das den Leser wohl weniger dokumentierend informieren als zum assoziativen Blättern verführen möchte, ist auch ein Rückblick auf Heymes Theaterarbeit insgesamt, auf seine Entwicklung, seine Überzeugungen, seine politische Haltung. Immer wieder findet man im Stile von Statements groß gedruckte Kernaussagen, denen dann Erläuterungen im Normalsatz folgen. Marten-Molnár und der Grafiker Wolfgang Seidl haben versucht, ein wenig Ordnung in Heymes weitläufigen Kosmos zu bringen. Ganz fassen konnten sie ihn nicht. (dw)

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