Ludwigshafen „Die Abläufe der Natur verstehen“
Seit vier Jahren haben Kindertagesstätten (Kita) in Rheinland-Pfalz die Möglichkeit, am Projekt „KinderGartenpaten“ teilzunehmen, das der Naturschutzbund (Nabu) im Auftrag der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz umsetzt. Die Kitas bekommen vom Nabu Material und Saatgut für ein Hochbeet, das sie dann selbst bepflanzen und pflegen. Diplom-Umweltwissenschaftlerin Carmen Schauroth ist Leiterin der Nabu-Regionalstelle Süd in Landau und betreut das Projekt in der Süd- und Vorderpfalz. Im Interview spricht die 39-Jährige über Inhalte und Ziele des Projektes.
Es ist ein generationenübergreifendes Projekt, bei dem die Kinder auf dem Außengelände der Kita selber Gemüse anbauen. Sie sollen sehen, wie aus einem kleinen Samenkorn eine Pflanze entsteht, die bestimmte Dinge zum Leben braucht. Zum Beispiel Wasser, Sonnenlicht und Nährstoffe, die im Boden vorkommen. Sie können den Regenwürmern bei der Arbeit zuschauen. Und es gehört auch dazu zu sehen, welche Teile der Pflanze man essen kann und wie die Pflanze im Ganzen aussieht. Es ist ein sehr komplexes Thema. Denn es geht darum, die natürlichen Zusammenhänge und Abläufe in der Natur zu verstehen. Nicht zuletzt geht es auch um gesunde Ernährung und um die Frage, woher unsere Lebensmittel kommen. Wer unterstützt die Einrichtungen? Die Kitas sind aufgerufen, sich einen ehrenamtlichen Paten zu suchen. Dabei sind vor allem Senioren angesprochen. Viele Leute, die jetzt Großeltern sind, hatten früher selbst Gemüse im Garten und wissen noch viel darüber. Und welchen Part übernehmen die Kinder? Zunächst wird das Hochbeet zusammen mit den Kindern aufgebaut. Es ist mehr wie ein Hügelbeet angelegt. Ganz unten hinein kommt eine Schicht aus Gehölz, das die Kinder etwa bei einem Waldtag selber sammeln können. Dann werden die ersten Pflänzchen vorgezogen. Wenn diese eine bestimmte Größe haben, dürfen die Kinder sie gemeinsam mit dem Paten einpflanzen. Und dann übernehmen sie einen Teil der Verantwortung für die Pflanzen. Im Herbst kann das erste Gemüse geerntet und probiert werden. Müssen die Kinder danach bis zum nächsten Frühjahr warten? Im Winter gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, das Beet zu bepflanzen. Oder man beobachtet einfach mal, was in der Natur passiert. Es gab auch schon Kinder, die ein Gummibärchen gepflanzt haben. Sie wollten sehen, was da rauskommt. Aber da kam natürlich nichts. Es gibt die „KinderGartenpaten“ bereits seit vier Jahren. Wie groß ist die Resonanz? Die Resonanz ist sehr groß. Wir hatten letztes Jahr über 30 Bewerbungen und konnten nur zehn Kitas aufnehmen. Es können sich zwar noch weitere Kindergärten bewerben, aber sie sollten darauf gefasst sein, dass es nicht direkt im ersten Jahr klappt. Das Projekt ist wirklich sehr beliebt. Wir bekommen viele positive Rückmeldungen. In der Regel ist die Teilnahme am Projekt nur ein erster Anstoß. Viele Kitas bauen im folgenden Jahr ein zweites Hochbeet, legen eine Kräuterspirale an, pflanzen Beerensträucher oder setzen Kartoffeln. Es ist ein Projekt, das allen etwas gibt. Für die Paten ist es natürlich eine schöne Erfahrung, zu sehen, wie sich die Kinder dafür begeistern. Haben Sie den Eindruck, dass das Bewusstsein der Kinder für eine gesunde Ernährung nachhaltig gestärkt wird? Das ist schwer zu sagen, weil wir die beteiligten Kitas nur jeweils ein Jahr lang begleiten. Aber wir wissen, dass Kinder im Vorschulalter durch spielerisches Erleben und praktische Erfahrung sehr viel lernen. Da werden wichtige Grundsteine gelegt, die nicht verloren gehen. Ich habe den Eindruck, dass das gelingt und die Begeisterung bleibt. Welche Pflanzen werden angebaut? Bei der Auswahl des Saatgutes ist uns wichtig, dass samenfeste Sorten verwendet werden. Auf jeden Fall gibt es immer Tomaten, Radieschen, Möhren und Bohnen. Man kann auch mal am Beetrand einen Kürbis pflanzen. Und manchmal werden außergewöhnliche Sorten gepflanzt. Da ist dann auch mal eine lila Kartoffel dabei. Es geht erst einmal darum, die Vielfalt der Sorten kennenzulernen. Da reicht der Ertrag dann oft nur zum Probieren. Wer kann sich bewerben? Jede Kita in der Süd- und Vorderpfalz, die noch nicht teilgenommen hat. Ein Außengelände wäre hilfreich. Aber das Schöne ist, dass man das Hochbeet zur Not auch auf die Terrasse stellen kann. Das Hochbeet hat auch den Vorteil, dass die Kinder nicht auf den Gemüsepflanzen toben, und sie können wie an einem Tisch arbeiten. Was müssen die Paten mitbringen? Sie sollten Lust haben auf die Gartenarbeit und natürlich auch Freude an der Arbeit mit den Kindern. Toll wäre auch, wenn sie schon Erfahrung mitbringen. Das ist aber keine Voraussetzung. Man sollte allerdings bereit sein, rund zwei Jahre lang regelmäßig in der Kita vorbeizukommen und sich zu engagieren. Mindestens ein Termin in der Woche wäre sinnvoll. Bekommen die Paten und die Kitas auch nach den Workshops Unterstützung vom Nabu? Ja, sie können sich jederzeit mit Fragen an uns wenden. Wie viele Kitas in Ludwigshafen haben schon mitgemacht? 2014 war mit der Kindertagesstätte St. Martin II in Oppau das erste Mal eine Teilnehmergruppe aus Ludwigshafen dabei. Es haben sich inzwischen allerdings viele Kitas aus Ludwigshafen beworben. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass in diesem Jahr mindestens eine Gruppe aus Ludwigshafen dabei sein wird.