Ludwigshafen Die beiden SOS-Notunterkünfte sind gestern von den ersten Flüchtlingen bezogen worden

91-73741694.jpg

Shakur schneidet Kartoffeln und Zwiebeln klein. Der 25-jährige Somalier bereitet sich mit einem Landsmann ein Mittagessen zu. Die beiden stehen in einem Container neben den beiden Hallen, in die sie gerade eingezogen sind. Zwei Dutzend Kochplatten reihen sich hier an zwei Wänden entlang. In der Mitte stehen ein paar Kühlschränke. Zuvor hat Shakur mit 80 anderen Flüchtlingen ein paar Wochen in den Zelten der Stadtranderholung an der Blies gelebt. Dort ist es immer kälter geworden. Die Flüchtlinge ziehen seit gestern von der Blies auf den Messplatz um. Shakur ist einer der ersten neuen Bewohner. In den beiden Hallen sind mit Gitterzäunen und weißen Planen sogenannte Kojen abgetrennt worden. Darin stehen vier bis sechs Stockwerkbetten und entsprechend viele Stahlspinde. Die Flüchtlinge haben ihre wenigen Habseligkeiten in Plastiktüten oder -säcke gepackt. Ein paar haben auch Taschen oder Koffer. Einer hat von irgendwoher eine Gitarre mitgebracht, die nun auf einem Bett liegt. 240 alleinstehende Männer leben bald auf engstem Raum in den beiden Hallen, die an Messezelte auf dem Maimarkt erinnern. Unter Leitung der Feuerwehr sind die beiden SOS-Unterkünfte in nur fünf Wochen aus dem Boden gestampft worden. „Das ist Rekordzeit“, sagt Feuerwehrchef Peter Friedrich. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer hätte es länger gedauert. Wie es wohl ist, hier zu wohnen? Shakur lächelt höflich und sagt: „Das hier ist besser als die Zelte an der Blies. In Italien musste ich im Freien unter Bäumen schlafen.“ Seit drei Monaten ist er nun in Deutschland. Im Februar hat er einen Termin für seine Anhörung als Asylbewerber. In Somalia konnte und wollte der 25-jährige Student nicht mehr leben. Also hat er sich auf den Weg nach Europa gemacht. „Ich hoffe, dass ich hierbleiben und mir eine neue Existenz aufbauen kann.“ Auf einem ramponierten Handy zeigt er ein paar Bilder aus der Heimat. Draußen diskutieren die Neuankömmlinge, wer wo unterkommt. Die Kojen mit Fenstern sind begehrt. Die Schlafstätten in der Mitte der Hallen weniger. Die Männer kommen größtenteils aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea. Die Flüchtlinge helfen mit beim Umzug von der Blies, schleppen Spinde, bauen Tische und Stühle zusammen. Manche haben nur Badeschlappen und keine richtigen Schuhe an. Es gibt eine Hausordnung, die etwa festlegt, dass Rauchen in den Hallen verboten ist. Der Arbeitersamariterbund (ASB) kümmert sich um den Betrieb der Unterkünfte, die Stadt stellt einen Hausmeister. Ein Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr vor Ort. Die Polizei fährt regelmäßig Streife, wie Dezernent Dieter Feid (SPD) erläutert. Sicherheitsvorkehrungen sind notwendig, wie im Oktober ein missglückter Brandanschlag auf die noch leeren Unterkünfte gezeigt hat. Bis zum Abriss der Hochstraße Nord sollen die Unterkünfte auf dem Messplatz stehen. Flüchtlinge werden hier so lange leben, bis besserer Wohnraum zur Verfügung steht. Ein entsprechendes Bauprogramm hat die Stadt auf den Weg gebracht. „Es wird schon gehen – das ist ja nur für ein paar Monate“, sagt Shakur.

91-73741698.jpg
x