Ludwigshafen Ein Angebot für Neugierige

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In ihrem 54. Konzertjahr wartet die Gesellschaft für Neue Musik in Mannheim mit einem breiten Panorama zeitgenössischer Musik auf. Die sechs Programme versprechen Entdeckungen, Wiederbegegnungen und spannende Höhepunkte. Entworfen wurde das Angebot für Neugierige vom künstlerischen Leiter der Gesellschaft, Sidney Corbett, im Hauptberuf Kompositionsprofessor an der Musikhochschule.

Der Schwerpunkt liegt auf dem Nebeneinander von Bewährtem und konzessionslos Innovativem. Womit Corbett treu blieb seiner in den beiden Vorjahren verfolgten „offenen“ Linie, die Neue Musik „ohne stilistische Fixierung in allen ihren unterschiedlichen Facetten“ zu exponieren. Dementsprechend führt die Werkfolge auch diesmal Klassiker der Moderne mit experimentierfreudiger Musik zusammen. Zu den Klassikern gehören die Streichtrios von Schönberg und Henze, zwei zentralen Tonschöpfern des 20. Jahrhunderts. Gespielt werden sie im fünften Konzert durch Melise Mellinger (Violine), Barbara Maurer (Viola) und Asa Akerberg (Cello), Mitglieder des Ensemble Recherche, eines regelmäßigen Gastes der Gesellschaft für Neue Musik. Ihnen stehen Trios noch weniger bekannter Komponisten gegenüber: von Mark André, Ivan Fedele, Gabriele Manca und Catherine Kunz. Das zweite Konzert bringt die Wiederbegegnung mit Nurit Stark, der israelischen Violinistin, die bei der Gesellschaft vor zwei Jahren mit György Kurtágs Kafka-Fragmenten für Furore gesorgt hat. Mit ihrem Schweizer Klavierpartner Cédric Pescia führt sie zentrale Werke aus der Violinliteratur des 20. Jahrhunderts auf. Dazu zählen Klassiker der Moderne von György Ligeti, John Cage, dem Griechen Iannis Xenakis und dem hierzulande kaum bekannten ukrainischen Altmeister Walentyn Sylwestrow. Eine Wiederbegegnung auch gleich zu Beginn der Konzertreihe: Den Auftakt gibt in wenigen Tagen das Boulanger Trio mit Birgit Erz (Violine), Ilona Kindt (Cello) und Karla Haltenwanger (Klavier), das hier bereits zwingende Akzente gesetzt hat. Das Spiel dieses Ensembles hat einen der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, Wolfgang Rihm, zum Kommentar hingerissen: „So interpretiert zu werden, ist wohl für jeden Komponisten ein Wunschtraum“. Neben Musiken Elliott Carters, des 2012 im Alter von fast 104 Jahren verstorbenen Ahnvaters der amerikanischen Avantgarde, spielt es Stücke des Schweizer Komponisten Michael Jarrell, des Österreichers Johannes Maria Staud und der hoch geschätzten finnischen Tonsetzerin Kaija Saariaho. Auch in diesem Jahr sind zwei Komponistenporträts geplant. Das erste, eine Matinee unter Mitwirkung des Ensemble Ascolta, setzt die Kooperation mit dem Nationaltheater fort und gilt Chaya Czernowin, deren Musiktheater „Infinite Now“, ein Auftragswerk der Schiller-Bühne, am 26. Mai uraufgeführt wird. Die Israelin, unter anderem Artist in Residence bei den Salzburger und Luzerner Festspielen, zählt zu den profiliertesten zeitgenössischen Tonschöpfern. Mit dem Schweizer David Philip Hefti steht auch beim zweiten Atelierprogramm ein renommierter Komponist im Mittelpunkt. Der Wahl-Mannheimer (wie auch Czernowin) trat in der vorigen Saison in einem Akademiekonzert in der Doppelfunktion des Komponisten und Dirigenten auf. Ausführende sind das international gefeierte Amaryllis Quartett und Nikolaus Friedrich, Soloklarinettist des Nationaltheater-Orchesters. Das Konzert findet in der Mannheimer Galerie Zeitraumexit statt: Corbett hält damit fest an seiner Idee, „die Neue Musik soll in die Stadt hinausgehen“. Die Reihe der vier Konzerte Junger Künstler (aus der Region) eröffnet Pianist Florian Heinisch am 9. Juni mit einem Beethoven-Programm. Termine —13. Januar, Boulanger Trio: Musiken von Michael Jarrell, Johannes Maria Staud, Elliott Carter und Kaija Saariaho. —31. März, Nurit Stark (Violine), Cédric Pescia (Klavier): Werke von Ligeti, Cage, Iannis Xenakis und Walentyn Sylwestrow. —21. Mai, Ensemble Ascolta: Porträt Chaya Czernowin. —9. Juni, Amaryllis Quartett und Nikolaus Friedrich: Porträt David Philip Hefti. —29. September, Ensemble Recherche: Streichtrios von Schönberg, Henze, Mark André, Ivan Fedele, Catherine Kunz und Gabriele Manca. —13. Oktober, E-Mex-Ensemble. —Matinee am 21. Mai um 11 Uhr im Mannheimer Nationaltheater, Porträtkonzert am 9. Juni um 20 Uhr bei Zeitraumexit. Die anderen Konzerte 20 Uhr im Waldeck-Saal der Reiss-Engelhorn-Museen.

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