Ludwigshafen Eine denkwürdige Saison

FUSSGÖNHEIM. Die abgelaufene Saison war für den Fußball-Verbandsligisten ASV Fußgönheim keine wie jede andere in der 117-jährigen Vereinsgeschichte. Die Schwarz-Weißen schrieben neben dem Spielfeld negative Schlagzeilen, auf dem Platz eher positive. Am Ende steht für den ASV sportlich das beste Ergebnis seit der Gründung – eine Bilanz.

Bis weit in die Saison waren zwei brisante Punkte die vorherrschenden Themen beim ASV. Zum einen der unwürdige Abgang von Spielertrainer Christian Schäfer, dem übel mitgespielt wurde. Und zum zweiten die höchst emotionale Mitgliederversammlung, die damit endete, dass sich nach einer Kampfabstimmung um die Ausrichtung des Klubs ein von Hauptsponsor Klaus F. Meyer gebilligter komplett neuer Vorstand bildete. Alteingesessene, verdiente und teilweise prägende Mitglieder kehrten dem Verein daraufhin verbittert den Rücken (wir berichteten jeweils ausführlich). So allmählich gewann der Sport wieder die Oberhand. War die Vorrunde von einer eklatanten Heimschwäche, dafür aber von starken Vorstellungen auf fremdem Platz gezeichnet, so war es nach der Winterpause gerade umgekehrt. Zu Hause wurde nur gegen Vizemeister Waldalgesheim verloren (1:3), dafür lief es auswärts nicht mehr so gut. „Wenn ich die Unruhe, die vielen Verletzungen und den kleinen Kader berücksichtige, dann haben wir eine herausragende Rückrunde gespielt“, bilanziert der junge Trainer Jan Kamuf. Er hatte Schäfer im November abgelöst und das Team mit 47 Punkten auf Rang sechs geführt. Exakt diese Punktzahl und ebenfalls ein sechster Platz aus der Saison 2004/05 bedeuteten das bislang beste Abschneiden des ASV. Das wurde jetzt gelöscht, weil das Torverhältnis besser war als vor zehn Jahren. Negativer Höhepunkt der Rückrunde war der Spielabbruch in Mutterstadt. Nach einem groben Foul von Niko Matios an Yasin Usta wurde der Mutterstadter mit dem Hubschrauber in die Klinik gebracht. Nicht nur die vielen Verletzten dezimierten den Kader. Fußgönheim musste auch lange Sperren für Said Rhannam und Matios verkraften, dazu schieden in Schäfer, Christian Brunsch und Florian Graberg drei Spieler aus und Ronald Kesselring absolvierte ein Auslandssemester. Deshalb kamen etliche Spieler von den A-Junioren und aus der Zweiten Mannschaft zum Einsatz. Als einziger absolvierte Kapitän Vitalij Roth alle Begegnungen. Der Mittelfeldspieler hat zuletzt am 1. April 2012 in einem Punktspiel gefehlt. Danach absolvierte Roth 97 Partien am Stück, in denen er immer in der Startformation stand und nur einmal ausgewechselt wurde. In der vergangenen Runde bestritten nach ihm Osman Sanli (28), Kelly Botha, Steffen Euler, Kevin Knödler, Fisnik Myftari und Marco Sorg (je 27) die meisten Spiele. 29 Akteure wurden eingesetzt. Spieler der Saison war Myftari mit elf RHEINPFALZ-Bestnoten. Der ehemalige Profi machte sich als Arbeitsbiene im defensiven Mittelfeld unersetzlich. Er stopfte Löcher und kurbelte eigene Angriffe gleichermaßen an. „Fisnik ist ein Vorbild, ein unglaublich wichtiger Spieler, der zudem eine hohe Trainingsbeteiligung aufweist“, lobt Kamuf. Hinter Myftari folgen Schäfer (8) sowie Euler und Matios (7). Die Fußgönheimer mussten nur 37 Gegentore hinnehmen, was die viertbeste Quote der Liga ist und das beste Resultat des ASV in neun Jahren Verbandsliga. Allerdings sind 48 Treffer für einen Tabellensechsten ein eher unterdurchschnittlicher Wert. Die meisten Tore gelangen Osman Sanli (10), Sorg (9), Graberg (6) und Euler (5). „Die Mannschaft hat sich in den Bereichen Kurzpassspiel, Spielaufbau und Passsicherheit verbessert“, hat der Coach erkannt. Das Umschaltspiel in beide Richtungen sei noch steigerungsfähig. Der 28 Jahre alte Kamuf ist ein Förderer der Jugend, was wohl auch damit zusammenhängt, dass er noch Trainer beim DFB-Stützpunkt Heidelberg in Sandhausen ist. „Das macht mir riesig Spaß“, versichert der angehende Lehrer. Er ist sich auch nicht dafür zu schade, beim ASV mal die E-Junioren zu trainieren. „Wir wollen in der Jugend Strukturen schaffen, mit denen der ASV wieder den früheren Stellenwert erreicht“, erklärt Kamuf. Vor rund zehn Jahren hatte Fußgönheim beim Nachwuchs einen guten Namen und speiste seine erste Mannschaft immer wieder mit eigenen Talenten. Da soll der Verein wieder hinkommen. Dafür müssen aber alle an einem Strang ziehen.

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