Ludwigshafen Eine kichernde Kinski

Filmmusik des deutschstämmigen Komponisten Hans Zimmer hat bei Cinema-Enthusiasten Kultstatus. Was liegt da näher, als diese Werke originalgetreu mit großem Orchester, Chor und Solisten auf die Bühne zu bringen. Eine große sinfonische Besetzung unter der Leitung des weißrussischen Dirigenten Juri Karavaev hat sie im Ludwigshafener Pfalzbau zum Besten gegeben.

Es seien Originalpartituren, die man spiele, versicherte der Dirigent nach dem Konzert, das nach und nach das Publikum immer mehr gefangen nahm. Dass es keine schmissigen Arrangements der wirkungsträchtigsten Themen und Motive diverser Soundtracks waren, die hier zu Gehör gebracht wurden, konnte der unbedarfte Nicht-Kino-Freak bald gegenwärtigen. Bei den bisweilen langatmigen Darbietungen sorgte eine Kinoleinwand für die optischen Bezüge zur alles in allem gekonnt intonierten Musik. Doch wie die Bilder des Films von der Musik leben, entfaltet auch die Musik oft erst durch die Bilder ihre Eindringlichkeit und volle Wirkungsmacht. Die Ausnahme bestätigt auch hier die Regel. „Fluch der Karibik“, „König der Löwen“ oder „Da Vinci Code“ entwickeln sich schnell zu Ohrwürmern. Großen Eindruck machte auch „The circle of life“, der Song mit afrikanischem Kolorit aus „König der Löwen“ und der Feder Elton Johns. Hier konnte neben den Gesangsolisten auch der 20-köpfige schön swingende Chor glänzen. Das trifft auch auf zahlreiche Kompositionen von Zimmers großem Vorbild Ennio Morricone zu, die ebenfalls in einigen außerordentlichen Titeln zu Gehör gebracht wurden. Dabei war die Titelmelodie von „Zwei glorreiche Halunken“ herausragend. Sie wurde von einem kraftvollen Sopran parallel zu Flötenstimme mit Gänsehautfaktor intoniert. Dann wieder kam langatmige Sphärenmusik, die durch ein zuckendes Stroboskop etwas aufgelockert wurde. Bilder zeigten eine immer schneller werdende Reise durch die faszinierenden Weiten des Weltalls. „Spiderman“, „Superman“ und „Batman“ durften da auch nicht fehlen. Und eine Filmikone als Moderatorin bot der Veranstalter ebenfalls auf. Nastassja Kinski kam als in die Jahre gekommene Lolita, kichernd und im Morgenmantel auf die Bühne und gab diverse Einblicke in das Leben Hans Zimmers zum Besten. Der in Frankfurt geborene, heute in Los Angeles lebende und arbeitende, so außerordentlich erfolgreiche Starkomponist habe nur eine Woche lang Musikunterricht gehabt. Sowohl er als auch sein Lehrer hätten das Ende dieser Beziehung wohl als Erlösung empfunden. Trotzdem habe sich Zimmer zu einem der produktivsten und erfolgreichsten Künstler in diesem Genre entwickelt. Den Durchbruch hatte er mit der Musik zu „Rain Man“. Es folgten Jahr für Jahr weitere Erfolge: „Calendar Girl“, „Mission: Impossible II“ oder „Hannibal“ – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Der bisher letzte Höhepunkt in dem glanzvollen Künstlerleben: 2018 wurde Hans Zimmer mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet. „Einfach ein wunderbarer Mensch“, sagte Kinski, kicherte und ging ab. Wunderbar war auch das disziplinierte, durch Schlagzeug und Synthesizer verstärkte Orchester aus dem weißrussischen Minsk.

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