Ludwigshafen Eine sportverrückte Familie

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Ludwigshafen. Die Vorfreude von Mia und Joshua Kärcher auf das Deutsche Turnfest in Berlin ist riesengroß. Vom 3. bis 10. Juni nehmen sie dort an den deutschen Jugendmeisterschaften teil – Mia in der Rhythmischen Sportgymnastik, Joshua im Gerätturnen. Das Turnfest ist für sie so etwas wie die Teilnahme an Olympischen Spielen.

Der 17 Jahre alte Joshua schwärmt von Olympia. „Da läuft der Fernseher bei uns daheim immer durch“, sagt er, „wir sind eine absolut sportliche und sportbegeisterte Familie.“ Mama Nicole Kärcher wirft da gleich in die Runde: „Mein Mann und ich haben Joshua und Mia aber nie auf die Leistungsschiene gesetzt. Uns ging es immer nur darum, dass sie sich bewegen und Spaß am Sport haben.“ Lieber einmal mehr an einem Wochenende in den Pfälzer Wald war die Devise. Will so viel heißen wie: Mit einer Olympiateilnahme von Josh und Mia wird’s eher nichts. Darum hat solch ein Turnfest mit all den sportlichen Auseinandersetzungen einerseits und all den sozialen Bindungen mit den Trainingspartnern und den Konkurrenten andererseits einen ganz besonderen Stellenwert. „Ich finde es toll, all die Leute zu treffen, und für mich ist es noch bedeutender, dass es gerade in Berlin ist. Das ist meine Lieblingsstadt. Ich war da schon vier- oder fünf Mal, bei den Berlin Masters, einem RSG-Camp und bei zwei deutschen Meisterschaften“, erzählt die 13 Jahre alte Mia. Klar ist: Die Beiden streben in ihren Sportarten eine Finalteilnahme an. „Wenn ich noch fleißig weiter trainiere, und wenn die Nerven gut sind, habe ich im Einzel eine Chance auf eines der Finals, aber eine Medaille muss nicht sein“, sagt die pfiffige Mia. Wohlwissend, dass sie aber mit der Gruppe des TB Oppau schon sehr aussichtsreich an den Start geht. Joshua spricht dezent von „Finalwünschen“ am Pauschenpferd, Reck und Barren. Beim letzten Turnfest 2013 in der Metropolregion war er verletzt, nun stehen seine letzten deutschen Meisterschaften in der Jugendklasse an. Er hatte als Steppke alles ausprobiert: Schwimmen, Tischtennis, Hockey, bis er dann im TB Oppau und im Mutter-Kind-Turnen bei Traudel Hunziker hängen blieb. Mit sechs Jahren kam er zu Bernd Stoffel, der seit elf Jahren schon sein Trainer ist. Er übt einen riesigen Einfluss auf Joshua aus. „Er will mich schonend durchbringen, macht nichts mit der Brechstange. Er setzt auf Spaß und auf das Ligaturnen“, sagt Joshua, der nie in eines der Turnzentren in Cottbus, Chemnitz oder Berlin wechseln wollte. „Da hätte ich ja meine Jugend komplett aufgeben müssen. Außerdem ist der Verschleiß sehr hoch ist. Nur ein minimaler Prozentsatz kommt da durch. Ich aber will, dass ich als Senior noch turnen und dass mein Körper hält“, sagt er. Was seine Schwester gleich mal lobend kommentiert: „Ich bin oft auf seinen Wettkämpfen. Ich bin total stolz auf ihn, wie er das alles meistert mit dem Sport und dem Abitur und so.“ Joshua geht in die MSS 12 am Theodor-Heuss-Gymnasium und macht im kommenden Frühjahr sein Abitur. Er turnt für den TB Oppau, zuletzt war er auch als Gastturner für Würzburg in der Bayernliga aktiv. Nun hat ihn die TG Saar für die Dritte Liga engagiert. Mit dem Saarland machte auch Schwester Mia ihre Erfahrungen – als Mitglied einer RSG-Gruppe in Saarbrücken. Auch für die SG Dahner Felsenland startete sie für kurze Zeit, doch nun setzt die Achtklässlerin an der IGS Edigheim voll auf den TB Oppau. Ihr Bezugspunkt ist Sari Öholm, ihre Trainerin. „Ich finde das absolut cool, dass Mia Rhythmische Gymnastik macht. Manchmal habe ich ein bisschen Angst um sie, wenn’s ums Dehnen geht, aber die Sportart mit der Musik passt so absolut zu ihr“, sagt Joshua. Mit Fünf kam sie zur RSG. Turnen und Gymnastik waren die beiden „Hass“-Sportarten von Florian und Nicole Kärcher. Die Eltern konnten in ihrer Jugend damit überhaupt nichts anfangen. Papa Florian, der aus Neu-Isenburg stammt, war Ruderer, Mama Nicole, die in Boppard aufwuchs, spielte Handball und studierte Sport in Köln. Dort lernten sich die beiden kennen, dann verschlug es sie nach Ludwigshafen. Diplom-Ingenieur Florian Kärcher arbeitet in der Ablage- und Verfahrenstechnik, Nicole Kärcher ist Lehrerin an der IGS in Edigheim. Die beiden sind absolut sportbegeistert und etwas sportverrückt. Das drückt sich in ihrer ständigen Fahrbereitschaft für die Kinder aus. „Wir reisen gerne und verbinden mal einen Auswärtskampf wie zuletzt in Bayern mit einem genüsslichen Wochenendtrip“, sagt die Frau Mama, die mit der Familie Öholm vor gut acht Jahren von der VT Frankenthal zum TBO wechselte, wo sie nun als Abteilungsleiterin einer immer größer werdenden Gymnastikabteilung vorsteht. „Wir machen das alles, die Fahrerei, das Organisieren, das gelegentliche Aufteilen, die beratenden Unterstützung, das Zuschauen supergerne, weil wir sehen und spüren, dass es den Kindern dabei gut geht“, betont Nicole Kärcher. Für die Zeit des Turnfestes haben sie sich in Berlin eine schöne Wohnung gemietet. Sozusagen für einen verlängerten Wochenendtrip…

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