Ludwigshafen „Einfach ein netter Kerl“

Hat ein großes soziales Herz: Ansgar Schreiner. Für Musik bei seiner Feier sorgte ein Ensemble der Werkstätten Ludwigshafen. Mit
Hat ein großes soziales Herz: Ansgar Schreiner. Für Musik bei seiner Feier sorgte ein Ensemble der Werkstätten Ludwigshafen. Mit einer Spendenbox sammelte er für die Einrichtung für Menschen mit Behinderungen sowie fürs Ludwigshafener Hospiz. Abschiedsgeschenke wollte er nicht.

Am Amtsgericht Ludwigshafen geht eine Ära zu Ende: Direktor Ansgar Schreiner tritt Ende Februar in Ruhestand. Der 65-Jährige hat sich gestern von seinen Mitarbeitern und Partnern in der Justiz verabschiedet. Der Jurist aus Limburgerhof stand fast 14 Jahre an der Spitze des Amtsgerichts in der Wittelsbachstraße.

Die sehr persönliche Abschiedsfeier mit über 100 Gästen hat gezeigt, dass mit Ansgar Schreiner nicht einfach nur ein Behördenleiter abtritt. Der Jurist hat sein Gericht als Teil der Gesellschaft gesehen. Als langjähriger Jugendrichter hat er sofort erkannt, welche Chancen das „Haus des Jugendrechts“ bietet, in dem Staatsanwaltschaft, Jugendamt und Polizei unter einem Dach zusammenarbeiten, um straffälligen Jugendlichen schnell die Konsequenzen ihres Handelns vor Augen zu führen. Deshalb hat Schreiner sich für „Kurzzeitarreste“ eingesetzt, bei denen Jugendliche erfahren, wie es ist, in einer Zelle eingesperrt zu sein. Rund 40 Jahre lang war Schreiner in verschiedenen Justizbehörden in der Pfalz tätig – darunter 37 Jahre als Staatsanwalt und Richter. Er wurde 1953 in Edesheim in der Südpfalz geboren und zog mit seinen Eltern als Kleinkind nach Limburgerhof, wo er heute noch wohnt. Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Ludwigshafen folgte das Jura-Studium auf der anderen Rheinseite. Danach arbeitete er zunächst für die Staatsanwaltschaft, und wechselte schließlich als Oberstaatsanwalt als Direktor ans Amtsgericht Germersheim. Dann folgte der Chefposten in Ludwigshafen, wo er als Richter Jugendstrafsachen und Strafrechtsfälle verhandelte. Schreiner hat das Amtsgericht 2004 übernommen und in der Stadt sowie der Region gut vernetzt. Er hat viele Neuerungen eingeführt: Er rief einen regelmäßigen Austausch aller Behördenleiter in Ludwigshafen ins Leben, veranstaltete einen eigenen Neujahrsempfang und einen „Tag der Menschenrechte“ oder ließ Stolpersteine vor dem Gerichtsgebäude verlegen, die an verfolgte Juristen in der Zeit der NS-Diktatur erinnern. Viele Redner dankten Schreiner für seine Arbeit und würdigten seinen Einsatz. „Er war ein Direktor mitten in der Gesellschaft und ist einfach ein netter Kerl“, meinte Landgerichtspräsident Harald Jenet. Der Nachfolger von Schreiner soll am Montag ernannt und bekannt gemacht werden. Im Ruhestand will sich Schreiner im Richterbund und außerdem in der Hospizarbeit engagieren. Als Kirchenmusiker und Chorleiter bleibt der bekennende Christ ebenfalls aktiv. Seine Arbeit habe ihm Spaß gemacht und sei sehr abwechslungsreich gewesen, sagte der 65-Jährige.

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