Ludwigshafen „Einzigartige Vielfalt“

Ein Sinfonieorchester zu dirigieren, ist eine Herausforderung, die sich nur wenige Menschen vorstellen können. Es erfordert viel Übung, bis der Taktstock scheinbar mühelos durch die Luft schwingt. Als neues Landeszentrum für Dirigieren Baden-Württemberg wird die Musikhochschule Mannheim heranwachsende Dirigenten auf diesen Weg vorbereiten. Wohin er führt, hat Professor Stefan Blunier in der Gala zu den „Auftakt!“-Festwochen im Rosengarten eindrucksvoll gezeigt.

Kaum ein Stück hätte dies besser demonstrieren können als Benjamin Brittens „The Young Person’s Guide to the Orchestra“. In dem Eröffnungsstück zeigte Blunier mit dem Sinfonieorchester der Musikhochschule facettenreich das ausdrucksvolle Zusammenspiel des Klangkörpers. Nacheinander wurden in mehreren Variationen anschließend einzelne Instrumente solistisch beleuchtet. Virtuos wurde hier nicht nur das Orchester vorgestellt, sondern auch das Können der Studenten demonstriert. „Die Einrichtung des neuen Landeszentrums für Dirigieren Baden-Württemberg führt zu einer wesentlichen Veränderung des Profils der Musikhochschule“, sagte Präsident Rudolf Meister. „Die Studierenden auf die Arbeit in und mit den Ensembles zu befähigen, ist eine besondere Schlüsselkompetenz für den späteren Musikerberuf.“ Durch eine Vernetzung aller Bereiche der Hochschule soll das Profil geschärft werden, wie mit der Einrichtung der deutschlandweit ersten Professur für Dirigieren und Leitung von Blasorchestern. Mit dirigentischen Schwerpunkten von Oper, Sinfonik, Avantgarde bis Blas- und Jazzmusik wird eine einzigartige Vielfalt erreicht, die „national und international kaum an einer anderen Hochschule zu finden ist“, so Meister. Um dies aber auch durchsetzen zu können, „ist der lang ersehnte Ausbau des eigenen Konzert- und Theatersaals an der Hochschule nun dringlicher denn je“, betont er weiter. Musikalisch überzeugte das Konzert neben der hervorragenden Leistung der Musiker durch die abwechslungsreiche programmatische Zusammenstellung der Werke, die einen gelungenen Querschnitt der Orchesterliteratur demonstrieren. Mit Giovanni Bottesinis „Grande Allegro für Kontrabass und Streichorchester“ zeigte Gunars Upatnieks als Solist in waghalsigen Kadenzen sein Können und demonstrierte leidenschaftlich den warmen, vollen Klangs seines Instruments. Sopranistin Sonja Saric erfüllte mit ihrer voluminösen Stimme den Musensaal in Verdis Arie „Tacea la notte placide“ aus „Il Trovatore“ und präsentierte eine bemerkenswerte vokale Präzision in Dynamik und Vibrato. Alle Solisten sind Absolventen der Musikhochschule. So auch Fagottist Sebastian Stevensson, der in Carl Maria von Webers Konzert op. 75 bravourös jede fingerfertige Herausforderung meisterte und das viel zu selten honorierte Spektrum seines Instruments detailreich herausstellte. Den Abschluss bildete Gershwins „An American in Paris“, bei dem die Studenten das anspruchsvolle Klangbild einer chaotischen Großstadt professionell musikalisch zeichneten. Mit solch einem Klangkörper wird der erfolgreichen Ausbildung der zukünftigen Dirigierklassen wohl nichts im Wege stehen.

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