Ludwigshafen Elegien in Zeitlupe

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Malakoff Kowalski ist der neue Paradiesvogel der Musikszene. Der Sohn iranischer Emigranten ist in den USA geboren, kam dann mit seinen Eltern nach Hamburg und lebt heute in Berlin. Ähnlich wie Chilly Gonzales bewegt er sich zwischen den Stilen, schreibt Musik für Theater und Film und produziert eigene Alben mit melancholischen Songs. Mit diesen konnte man ihn auch beim Festival Enjoy Jazz erleben.

Weil der 37-Jährige eher im Studio zu finden ist als auf der Konzertbühne, war der Auftritt in der Heidelberger Providenzkirche eine der seltenen Gelegenheiten, ihn live zu erleben. Das Konzert bei Enjoy Jazz fand in Kooperation mit dem Klassikfestival Heidelberger Frühling statt. Musikalisch sieht sich Kowalski von Led Zeppelin, David Bowie, Schubert und Brahms inspiriert. Seit zehn Jahren produziert er eigene Alben, dreht Musikvideos und Filme, schreibt Musik für Theater und Film. Er war als Bühnenmusiker und Darsteller in Theaterabenden der Regisseurin Angela Richter zu erleben, uner anderem in einem Stück über Julian Assange und zuletzt in dem Whistleblower-Abend „Supernerds“ am Schauspiel Köln. Auf seinem dritten Album „I love you“ wirken Maxim Biller und Klaus Lemke mit und Helene Hegemann hat den Begleittext verfasst. Der Mann hat auf jeden Fall viele angesagte Freunde. Mit weißem Hemd und schwarzer Prinz-Heinrich-Mütze erinnerte Kowalski bei seinem Auftritt in Heidelberg ein wenig an einen Sargträger. Und die Musik, die er spielte, machte wenig Umstände, sich von solchem Bild zu lösen. In tiefer Melancholie versanken die Harmonien, die er am Klavier oder am Fender Rhodes Piano anschlug, dämmrige Elegien in Zeitlupe. Musikalisch waren seine Instrumentalstücke wenig ergiebig, beschränkten sich auf zwei bis drei Harmoniewechsel, die er ausdauernd kreisen ließ. Solche Klänge mögen gut sein, um in einem Film die richtige Atmosphäre zu erzeugen, im Konzert funktionieren sie nicht, sind harmonisch banal, kitschig und stimmen depressiv. So war das jedenfalls in Heidelberg, wo sich in der gutbesuchten Kirche eine merkwürdige Stimmung ausbreitete. Verhalten war der Applaus, und die Ansagen Malakoffs in dezentem Pietätston taten ein Übriges. Sobald Malakoff die Gitarre zur Hand nahm und seinen Gesang darauf begleitete, wurde es freundlicher. Von der „Papaya fruit“ sang er einen eigenen Song und ließ noch zwei weitere Songs aus fremder Feder folgen. „Nature boy“, das „wahrscheinlich schönste Lied der Welt“, sang er mit schmiegsamer Stimme. Die filmische Biografie über Serge Gainsbourg mit ihrer erotisch aufgeladenen Stimmung mit Kerzenleuchtern und roten Samttapeten hat Kowalski inspiriert. „So will ich auch leben“ sagte er sich und wollte seinen Song „Serge chez Juliette“ als Hommage an diesen Film verstanden wissen. „How I think of you“ ist Kowalskis bekanntester Song, den er gegen Ende des Konzerts anstimmte. Tiefe Melancholie auch hier.

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