Ludwigshafen Endlich am Ziel

Raffael Korte bejubelt sein Tor zum 3:1 beim vorentscheidenden 3:2-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken
Raffael Korte bejubelt sein Tor zum 3:1 beim vorentscheidenden 3:2-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken

«MannheimBernhard Trares ist die Nummer 15 und allein diese Zahl verrät, wie lang und beschwerlich der Weg des SV Waldhof heraus aus dem Niemandsland zurück auf die bundesweite Fußballbühne war. Ehe der 53-Jährige im Januar 2018 den Trainerposten bei den Blau-Schwarzen übernahm, versuchten sich 14 Kollegen mit mehr oder weniger Erfolg daran, die Mannheimer sportlich nach oben zu führen. Unter ihnen waren Massimo Morales oder Slavko Petrovic, die in den ersten Jahren nach dem Absturz in die Oberliga im Sommer mit großen Visionen begannen, ihren Dienst am Alsenweg aber mit überschaubarem Erfolg verrichteten. Nach dem Zweitliga-Abstieg und der parallel damit einhergehenden Insolvenz endeten die ersten Versuche der Rückkehr in den bezahlten Fußball stets im Herbst, als der Rückstand zur Tabellenspitze trotz Investitionen im Sommer immer schon zu groß geworden war. Die Ausnahme war die erste Saison von Trainer Viktor Olscha. Unter Präsident Hans-Joachim Bremme, der kurz nach dem Abstieg auf Hans Regelein gefolgt war, versuchte sich Maurizio Gaudino als Sportdirektor, aber der Ex-Profi schaffte es nicht, das Maximale aus den Möglichkeiten herauszuholen. In der Regentschaft des kürzlich verstorbenen Bremme fehlte den Blau-Schwarzen eine Aufbruchstimmung, die dessen Nachfolger kurzzeitig entfachte. Die Jahre unter Mario Nöll waren die wildesten in der jüngeren Vereinsgeschichte. Der Jurist aus Mannheim wurde im Oktober 2007 ins Amt gewählt und nutzte seine privaten Kontakte zu Dietmar Hopp, um Geld für den SVW zu generieren. Gemeinsam mit „Berater“ Rüdiger Lamm, der im Alltagsgeschäft als Manager fungierte und mit viel Geld teure Stars an den Alsenweg lockte. Es ging um die Qualifikation für die neustrukturierte Regionalliga, was im Sommer 2008 gelang. Nöll und Lamm waren im Verbund mit Trainer Alexander Conrad dafür verantwortlich, dass die Waldhöfer sportlich nicht weiter absackten. Verantwortlich war Nöll ein knappes halbes Jahr später auch für einen großen Knall rund um den SVW und viele negativen Schlagzeilen. In einer groß aufgezogenen Pressekonferenz beschuldigte der Waldhof-Präsident Mäzen Hopp des Wortbruches und verlangte mindestens eine Million Euro zusätzlich von dem Förderer der TSG Hoffenheim, der Nöll daraufhin den Gang „zu einem Psychiater“ nahelegte. Hopp stellte dem SVW zusätzliche Mittel in Aussicht, um eine Insolvenz zu vermeiden, stellte dafür aber die Bedingung eines Rücktrittes von Nöll. Der stellte sich erst quer, räumte im Januar 2009 aber seinen Posten, um eine Zahlungsunfähigkeit des SVW abzuwenden. Der angestrebte Aufstieg in die 3. Liga misslang ein paar Monate später. Nachdem das Budget stark gekürzt und der Abstieg ein Jahr später unter Waldhof-Legende Walter Pradt vermieden wurde, stürzte den Klub ein Lizenzentzug im Sommer 2010 in die nächste Krise – und in die Oberliga. Mit der Vereinsikone Günter Sebert als Sportlichem Leiter und Trainer Reiner Hollich gelang aber schon ein Jahr später unter dem Jubel von mehr als 18.000 Zuschauern durch ein 6:0 gegen den FV Illertissen der Wiederaufstieg. Zwischenzeitlich hatte der Klub in Steffen Künster auch einen neuen Präsidenten gefunden, der in seiner Amtszeit zwar nicht skandalfrei blieb, aber doch für mehr Kontinuität als seine Vorgänger stand. Künster war noch im Amt, als mit Hilfe der Unternehmer-Vereinigung „Mannheimer Runde“ im Sommer 2015 eine Aufbruchstimmung erzeugt wurde, die unter Trainer Kenan Kocak mit der Meisterschaft in der Regionalliga Südwest endete. Allerdings verlor Waldhof in den Aufstiegs-Playoffs gegen Westmeister Lotte. Kurz danach brach ein offener Konflikt der „Mannheimer Runde“ mit den Vereinsverantwortlichen aus, weil die Sponsorenvereinigung mehr Kontrolle im Klub übernehmen wollte und versuchte, Präsidiumsmitglieder aus dem Amt zu drängen. Es ging um Geld, um Eitelkeiten und um Macht – und endete mit dem Rückzug der Mannheimer Runde und dem Einstieg von Bernd Beetz als Geldgeber für den SV Waldhof. Der Unternehmer stopfte seither die Budgetlücken und ließ sich von zwei weiteren verlorenen Aufstiegsrunden gegen den SV Meppen (2017, unter Trainer Gerd Dais) und den KFC Uerdingen (2018, unter Bernhard Trares) trotz eines Spielabbruchs gegen die Uerdinger nicht von seinem Ziel abbringen, den SVW in die 3. Liga zu führen. Seit November 2018 ist Beetz nicht nur Mäzen, sondern auch Präsident und feierte nun den lang ersehnten Aufstieg mit den Blau-Schwarzen. 16 Jahre nach dem Absturz wird beim SV Waldhof ab Juli wieder Profifußball gespielt. Die Fans träumen schon vom Durchmarsch in die Zweite Liga und hoffen, dass die Probleme des Vereins endgültig überwunden sind.

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