Ludwigshafen Englisch wird der Herr gepriesen

Einen eigenen Stil der Kirchenmusik entwickelten die Komponisten in England, nachdem 1534 die Abspaltung von Rom vollzogen war. Unter der Leitung von Markus Braun haben nun Vokalissimo Ludwigshafen und die Camerata Cordis Jesu zusammen mit Solisten Kathedralmusik der Tudor-Zeit in der Herz-Jesu-Kirche vorgestellt.

Papst Clemens VII. wollte die Ehe Heinrichs VIII. nicht für nichtig erklären, die englischen Bischöfe verweigerten dem Papst die Gefolgschaft. 1534 beschloss das englische Parlament, den König zum Oberhaupt der Kirche in England zu machen – die anglikanische Staatskirche war gegründet. Eine der Neuerungen, die in der anglikanischen Kirche eingeführt wurden, war der Gebrauch der englischen Sprache in Liturgie und Kirchenmusik. Als Gesänge waren zunächst nur Psalmen und in der Bibel überlieferte Gesänge erlaubt. Getrennt von Rom entwickelten die Anglikaner nun einen eigenen Stil. „Sing joyfully“, das titelgebende Stück des Programms in der Ludwigshafener Kirche, folgt Psalm 81. William Byrd (1542/43-1623) hat den Lobgesang sechsstimmig gesetzt. Hilfreich für die Transparenz des Klangs war bei der Aufführung, dass die Sänger des Chors Vocalissimo Ludwigshafen sich in drei Gruppen im Altarraum aufstellten. Die instrumentale Eröffnung des Konzerts war eine Sonate in D-Dur für zwei Trompeten, Streicher und Basso Continuo. Geschrieben hat sie Daniel Purcell (1664-1717), der wenig bekannte jüngere Bruder oder Cousin des berühmten Henry Purcell. Sehr schön zu hören war dabei der strahlende Klang der meist parallel geführten Trompeten, gespielt von Joachim Braun und Markus Metzger. Beeindruckend war der Wechsel der musikalischen Farben von festlich erhaben zu einer bedrückenden Stimmung im zweiten Satz, den die Streicher der Camerata Cordis Jesu eröffneten. Doch die dann einsetzenden Trompeten brachten die feierliche Stimmung zurück. Ein faszinierendes Werk ist Henry Purcells „O sing unto the Lord“. Der Komponist (1659-1695) war seinem König Karl II. schon als Sängerknabe zu Diensten, bevor er Hofkapellmeister und Organist in Westminster wurde. Karl II. fand den Stil der englischen Kirchenmusik zu langweilig und wünschte sich von Purcell spannendere Sachen, wie er sie in Frankreich und England gehört hatte. Und Purcell lieferte. Genannte Kantate fordert virtuose Solisten, in diesem Konzert waren das Julia Stratiros (Sopran), Simone Pepping-Sattelberger (Alt), Philip Niederberger (Bass) und Thomas Jakobs (Tenor). Sänger und Instrumentalisten wurden in verschiedenen Kombinationen gesetzt, der Chor blieb der englischen Tradition treu und übernahm das „Halleluja“. Georg Friedrich Händel wusste ebenfalls, dass er den Hörern seiner ernsten Oratorien auch etwas Fetziges bieten muss. Da setzte er sich zwischendurch an die Orgel und glänzte als Virtuose. Das tat in Ludwigshafen Christoph Utz an einer Truhenorgel, den Orchesterpart übernahm die Camerata Cordis Jesu. Das Konzert B-Dur (op. 4 Nr. 2) spielte Christoph Utz mit einem angenehmen Schwung und deutlichen Farben. Für einen rezitativen Teil wählte er ein weiches, dezentes Register und ließ diese Stimme ausdrucksvoll sprechen. Henry Purcells „Te Deum and Jubilate in D“, ein virtuoses eindrucksvolles Werk, zeigte noch einmal, wie dieser Komponist den englischen Stil geprägt hat.

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