Ludwigshafen Erlebnisfreies Urlaubsziel

Volker Heißmann und Martin Rassau haben ihr neues Programm so simpel wie treffend „Ein Duo kommt selten allein“ betitelt. Große Popularität genießen die fränkischen Komiker durch ihre regelmäßigen Auftritte in der Fernsehshow „Musikantenstadl“. Jetzt traten sie im Mutterstadter Palatinum auf.

Mutterstadt ist ein idealer Urlaubsort“, findet Rassau. „Wenn du 14 Tage nichts erleben willst, ist Mutterstadt ideal.“ Heißmann meint, das Gemeindezentrum Palatinum sei augenscheinlich größer als die ganze Ortschaft und schwärmt von einem „historischen Altstadtkern“, den es hier nicht gibt. Ohne ein bisschen lokales Bashing geht es auch hier nicht. Den Zuspruch ihres Publikums verdanken Heißmann und Rassau aber in erster Linie den fiktiven Charakteren Waltraud und Mariechen. Die beiden ewig lästernden Witwen in groß gemusterten, bunten Kleidern sind seit bald 20 Jahren fester Bestandteil der Prunksitzung „Fastnacht in Franken“, die dem Bayerischen Rundfunk beste Quoten beschert. Seit 2006 sind sie Stammgäste im „Musikantenstadl“ mit Moderator Andy Borg. Der 47-jährige Martin Rassau spielt dabei die zur Arroganz neigende Waltraud, die sich als Dame von Welt sieht, der zwei Jahre jüngere Volker Heißmann das zittrige, naive und ziemlich begriffsstutzige Mariechen. In ihre Travestie-Paraderollen schlüpfen die beiden auch im Palatinum. Ähnlichkeiten mit real existierenden Mutterstädtern seien nicht beabsichtigt, erklären sie vorab, weisen aber darauf hin, dass im Publikum einige mustergültig ähnliche Damen zu finden seien. In ihrer Show treten die beiden Fürther, die in ihrer Heimatstadt das Theater „Comödie“ betreiben, auch in weiteren Rollen auf. Rassau mimt die vergessliche Kundin eines Schusters, die nach mehr als drei Jahren einen alten Abholzettel gefunden hat und nun nachfragen möchte, ob ihre Schuhe überhaupt noch aufbewahrt werden. Schuhmacher Heißmann schaut im Lager nach. Als er zurückkommt, erklärt er: „Ihre Schuhe sind tatsächlich noch da. Am Freitag sind’s fertig.“ Solche Sketche leben weniger von überraschenden oder anregenden Pointen, als von den großzügig überzeichnenden Darstellungen und dem präzisen Zusammenspiel der Akteure. Heißmann, der sich gerne als „Deppendarsteller“ bezeichnet, agiert bevorzugt mit grenzdebilem Gesichtsausdruck, weit aufgerissenen Augen und tief herabgezogenen Mundwinkeln, während Rassau eher die normalen Parts übernimmt und dabei auch feinsinnige Wirkung entfaltet. Die Gags der beiden, ob anspruchslos oder albern, schlüpfrig oder derb, erhalten ihre Komik in erster Linie durch die Darstellung. Dass ihr Repertoire noch größer ist, beweist Rassau, wenn er eine Marionette der Augsburger Puppenkiste darstellt, und Heißmann, wenn er mit Bariton-Stimme „Es kommt auf die Sekunde an“ von Peter Alexander singt und damit nebenbei für sein Entertainment-Programm mit der Pavel Sandorf Big Band wirbt, mit der er im Januar auch in Limburgerhof gastiert.

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