Ludwigshafen Es lebe die Diversität!

„Ich bin eure Hengstin!“ lässt Tahnee wissen. Sie möchte zeigen, „wo die Bärin steppt, wo die Hammerin hängt und wo die Fröschin die Löckinnen hat“. Die junge, offen lesbische Stand-up-Comedienne Tahnee hat nun mit ihrem ersten Solo-Programm „#geschicktzerfickt“ im Mannheimer Capitol gastiert.

Vor 14 Monaten war Tahnee mit demselben Programm schon einmal in Mannheim. Damals trat sie allerdings noch im erheblich kleineren Casino des Capitols auf, „jetzt zum ersten Mal im großen Saal!“, freute sie sich. Das Capitol war ausverkauft. Mehr als 600 Besucher, in der Mehrzahl Besucherinnen, waren gekommen, um sie zu sehen. Überhaupt ist die Popularität der 27-jährigen, rothaarigen Komikerin in der letzten Zeit mächtig gestiegen. Sie war inzwischen mehrfach bei „Nuhr im Ersten“ zu Gast, sie gehört zum Team von Sebastian Pufpaffs neuer ZDF-Comedy-Show „Geht doch!“, und sie hat den angesehenen Bonner Prix Pantheon gewonnen. „Sie hat Haltung, Humor und sie beherrscht ihr Handwerk“, formulierte die Jury in ihrer Begründung und das ganz offensichtlich zu Recht. Im Capitol jedenfalls hat Tahnee ihr begeistertes Publikum von Anfang bis Ende im Griff. Sie hüpft, tanzt und gestikuliert ausdrucksvoll, imitiert eine Elster ebenso wie Katze und Hund, singt im Stil von Shakira und Helene Fischer oder rappt im Gangsta-Style wie Schwesta Ewa. Ihre Parodie von Carolin Kebekus ist vom Original nicht zu unterscheiden. Überhaupt schüttelt sie in rasantem Wechsel verschiedenste Dialekte, Akzente und Stimmfärbungen scheinbar mühelos aus dem Ärmel. Bisweilen spricht sie dabei freilich so schnell, dass man ihr kaum noch folgen kann. „Es gibt nichts Schöneres als Diversität. Das ist das Geilste, was wir haben“, sagt Tahnee und hat sichtlich Spaß daran, in die unterschiedlichsten weiblichen Rollen zu schlüpfen. 15 Jahre Ballettunterricht hat sie hinter sich. „Ich wollte Musicaldarstellerin werden“, verriet sie in Mannheim, „aber auf der Bühne zu stehen und meine Meinung zu sagen, finde ich noch`n Tick geiler“. Die Themen, auf die es ihr dabei besonders ankommt, sind Frausein und Homosexualität. In einem Moment noch unverbindlich glatt als Spielerfrau und Moderatorin Sylvie Meis, führt sie im nächsten schon als Schauspielerin Katy Karrenbauer, die in der RTL-Serie „Hinter Gittern“ eine dominante Lesbe gab, mit beeindruckend basstiefer Stimme aus, dass es sehr unterschiedliche Ausprägungen von Weiblichkeit wie von weiblicher Homosexualität gibt. Sie geht auf Konfrontationskurs mit konservativen Dorfbewohnern, wenn sie vom Outing in ihrem Heimatort Heinsberg an der holländischen Grenze berichtet, wo man sich über sie das Maul zerrissen habe, sobald klar war, dass Tahnee Schaffarczyk „lepsisch“ ist. „Wie soll mir denn was fehlen, wenn ich da einfach nicht drauf stehe?“ entgegnet sie all jenen, die ihr vorhalten, ihr fehle nur ein Mann. Genüsslich demonstrierte sie, wie es wohl sein mag, mit einem Penis ausgestattet zu sein. Ihr erstes Comedy-Programm ist noch sehr auf diese eine Thematik konzentriert. Auch das nachfolgende „Vulvarine“, das im September startet, wird, dem Titel nach zu urteilen, wohl in dieselbe Richtung gehen. Dabei offenbart Tahnee Comedy-Potenzial für viel mehr.

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