Ludwigshafen Es wird kräftig gewerkelt

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„Wären sie nur nachts gekommen, da ist die Baustelle noch viel eindrucksvoller“, schmunzelt Branddirektor Peter Friedrich. Der Chef der Ludwigshafener Feuerwehr hat mit seinen Wehrleuten und vielen freiwilligen Helfern das ganze Wochenende lang an zwei Leichtbauhallen auf dem Messplatz gearbeitet – Tag und Nacht.

240 Flüchtlinge sollen in den Notunterkünften demnächst eine vorübergehende Bleibe finden. Weil die freiwilligen Helfer alle berufstätig sind, wird eben am Wochenende rund um die Uhr geschafft. Man merkt, dass hier kräftig hingelangt wird: In den Hallen, deren Rahmen und Wände schon stehen, wird geklopft und gehämmert, Sägen kreischen, Gabelstapler fahren Material heran. Die Stimmung ist offensichtlich gut. Neben den beiden Leichtbauhallen steht ein Zelt, in dem es Essen und Getränke für die 140 Helfer gibt. Die Leitung des Projekts habe das Technische Hilfswerk (THW) Ludwigshafen inne, die Wehrleute der Berufsfeuerwehr kommen in ihrer Freizeit vorbei, berichtet Friedrich. Das Gleiche gelte für Wehrleute der AbbVie Werksfeuerwehr. Das Unternehmen organisiere auch die Verpflegung. Von Freitagabend, 18 Uhr, bis Sonntagnachmittag, 16 Uhr, werde in sieben Schichten durchgearbeitet. THW und Feuerwehren haben versetzte Schichtwechsel, so dass es keine Probleme mit der Fortsetzung und Einweisung zu den Arbeiten gebe. Vermutungen, es müsse besonders schnell gehen, weil unerwartet früh oder unerwartet viele Flüchtlinge ankommen, widerspricht Friedrich. Planmäßig sollen auf dem Messplatz am 2. November 240 Flüchtlinge ankommen, die dann die beiden Leichtbauhallen beziehen. Das sei immer noch der aktuelle Stand. Allerdings seien die Nachtarbeiten notwendig, um mit den berufstätigen Freiwilligen die Anlagen durch Wochenendarbeit fertigzubekommen. „Die Leichtbauhallen sind 12,5 Meter breit und 55 Meter lang“, berichtet Friedrich. Zuerst wurden auf den Grundflächen Balken verlegt und der künftige Hallenuntergrund in die Waagrechte gebracht. Es gibt mehrere Isolierschichten gegen Feuchtigkeit und Kälte von unten. Der Hallenaufbau besteht aus Profilrahmen, die eine Art Fachwerk bilden. Die Wände bestehen aus Elementen die eine dicke Styrodur-Schicht in stabile Oberflächen fassen. Die Fenster sind doppelverglast und die Dächer bestehen aus stabilen Folienbahnen, die zwischen Innen- und Außendach ein Luftpolster festhalten. Das soll der Wärmeisolation dienen. Die Heizung soll über Warmluft für ein angenehmes Klima sorgen. „Die Hallen werden winterfest sein“, erklärt Friedrich beim Rundgang über die Baustelle. Dafür werden Ver- und Entsorgungsleitungen im Boden so tief verlegt, dass sie frostsicher sind. Hinter den Hallen, die Schlaf- und Aufenthaltsräume beherbergen, sind bereits mehrere Container aufgestellt worden. Dort sollen Wasch- und Sanitärräume sowie Kochgelegenheiten entstehen. Die Flüchtlinge müssen sich um ihr Essen selbst kümmern und bekommen dafür Essensgutscheine und Taschengeld. Ferner sollen Betreuer, Arzt, Sanitäter, der Sicherheitsdienst und ein Hausmeister hier Räume haben. Bisher habe der Aufbau reibungslos geklappt, sagt Friedrich. Es habe keine Zwischenfälle gegeben und auch die Anwohner hätten sich wegen der Nachtarbeit nicht beschwert. Voraussichtlich werden auf dem Messplatz ab November männliche Flüchtlinge untergebracht – doch das klappt nicht immer wie geplant. „Bei einer früheren Unterkunft waren 106 Männer angekündigt, von denen dann 24 ganz definitiv nicht männlich waren“, erzählt Friedrich. Familien versuche die Stadt zusammenzuhalten und in Häusern unterzubringen. Die „Bausätze“ der Leichtbauhallen habe die Stadt zunächst für zwei Jahre gemietet, sagt Friedrich. Was sie kosten, weiß der Feuerwehrchef nicht genau. Veranstaltungen, die bisher auf dem Messplatz stattfanden, seien nicht mehr wie gewohnt möglich, sagt Friedrich. Eine Ersatzlösung, zum Beispiel für den regelmäßig hier spielenden Zirkus, gebe es noch nicht. Auch der Flohmarkt könne in nächster Zeit hier nicht mehr stattfinden.

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