Ludwigshafen Feilschen um die Filetstücke

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Das Kapitel „Tortenschachtel“ ist mit dem jüngsten „Tatort“ abgefrühstückt. In den Blick rückt nun das „Metropol“. Derweil die Baustelle ruht, wird hinter den Kulissen um die letzten Filetstücke gefeilscht: 70 Prozent der Flächen sind bereits vermarktet.

„Ja, logisch.“ Ernst Hennrichs Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. Den „Tatort“ am Sonntagabend hat er sich wie fast neuneinhalb Millionen andere Zuschauer nicht entgehen lassen. Und trotz eklatanter Schwächen im Drehbuch fand er ihn „sehr gut“ – auch weil er „spannende Einblicke in die Stadt“ bot. Tatsächlich war selten zuvor so viel von Ludwigshafens Innenstadt in einer „Tatort“-Folge zu sehen. Hennrichs Interesse ist natürlich vor allem dem Umstand geschuldet, dass der Krimi ein letzter Abgesang auf die „Tortenschachtel“ war – das lange verwaiste Kaufhaus mit der markanten runden Form ist längst abgerissen. Für das SWR-Team um Ulrike Folkerts diente es in der zweiten April-Hälfte als perfekte Kulisse. Und bleibt jetzt vielleicht als „Totenschachtel“ in Erinnerung, weil dort zwei Männer erschossen wurden. In Wahrheit soll auf dem Berliner Platz bis 2017 neues Leben entstehen: rund um ein „Metropol“ getauftes Geschäftshaus. Hier kommt Hennrich ins Spiel. Der 63-Jährige ist Projektentwickler von Timon Bauregie. Das Unternehmen aus Ettlingen investiert 50 Millionen Euro an reinen Baukosten in den gläsernen Palast mit zwei ungleich hohen Türmen. Sie sollen 18 und 52 Meter in den Himmel ragen und zu architektonischen Wahrzeichen an dem täglich von 40.000 Passanten bevölkerten Nahverkehrsknotenpunkt werden. Glaubt man Hennrich, dann ist die Schar der Interessenten groß. 70 Prozent der Nettonutzfläche von 25.000 Quadratmetern seien schon vermarktet, sagt er. Denn während sich auf der von einem Zaun mit Hochglanzmotiven umringten Baustelle derzeit nichts tut, läuft die Marketingmaschinerie im Hintergrund auf Hochtouren. Hennrich zufolge steht Timon Bauregie aktuell mit 58 Unternehmen aus ganz Deutschland in Verhandlungen. Zuletzt hat mit Tchibo einer der größten Konsumgüter- und Einzelhandelskonzerne der Republik angeklopft. Firmensitz: Hamburg. Auch Fitnessketten wie der lokale Branchenprimus Pfitzenmeier haben laut Hennrich ein Auge auf den zentral gelegenen Standort geworfen, um dort ein Studio samt Wellness-Oase zu eröffnen. 15 Gastronomen aus Ludwigshafen, einschlägig bekannte Drogerie- und Supermarktketten sowie Apotheker aus dem Umland mischen ebenfalls mit. Vor Anfragen für exklusive Wohnungen und attraktive Büroräume kann sich der Investor angeblich kaum retten. Nur von Ärzteseite könnte mehr kommen, wünscht sich Hennrich. Im kleineren Turm kann er sich jedenfalls ein breit aufgestelltes medizinisches Angebot vorstellen. Wer auch immer hier Fuß fassen will: Mietverträge mit einer Laufzeit von zehn Jahren müssen alle unterschreiben. Nun geht es für Hennrich darum, den richtigen Mix zu finden. Das heißt: Welche Firmen und Dienstleister passen zum Haus, zum Umfeld, aber auch ins Raumkonzept? Denn je nach Konstellation gehen Flächen verloren, falls ein separater Aufzug für Wohnungen eingebaut werden muss, die oberhalb von Büros liegen, nennt Hennrich ein Beispiel. Unausgegoren ist auch das Thema Tiefgarage. „So viele Stellplätze wie möglich, so wenige wie nötig“, ist die Devise von Timon-Chef Günther Tetzner. „Über 100 sollen es schon sein“, sagt sein Mann vor Ort. Wo, ist noch unklar. „Das wird jetzt geprüft“, sagt Hennrich. Bis sich an der imposanten Baustelle etwas tut, vergehen noch Monate. Aktuell laufen Henrich zufolge diverse Gutachten: vom Schallschutz bis zum Verkehr. Deren Ergebnisse fließen in die Erschließungsplanung ein, die im Januar den Verantwortlichen der Stadt vorgestellt wird. Parallel dazu wird am Bauantrag gefeilt. Gibt’s dafür grünes Licht, folgt Mitte nächsten Jahres der erste Spatenstich. Um den Eröffnungstermin Ende 2017 herum ließe sich dann ebenfalls ein Krimi basteln. Arbeitstitel: „Mord im Metropol“. Stets um Aufmerksamkeit bemüht, würde Hennrich wohl nicht Nein sagen, falls der SWR erneut anfragen sollte. Schon eher: „Ja, logisch.“ Einwurf

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