Ludwigshafen Frau Sportabzeichen

Ohne Bewegung kann Ulla Walther-Thiedig nicht. Sport ist der Mittelpunkt in ihrem Leben. Gestern gab es ein kleines Jubiläum zu
Ohne Bewegung kann Ulla Walther-Thiedig nicht. Sport ist der Mittelpunkt in ihrem Leben. Gestern gab es ein kleines Jubiläum zu feiern.

«Ludwigshafen.» Es ist nicht so einfach, sich einmal in aller Ruhe länger mit Ulla Walther-Thiedig zu unterhalten. Schon gar nicht während einer Sportabzeichen-Veranstaltung. Länger heißt zehn Minuten. Gestern beim Last-Minute-Sportabzeichen in der Ludwigshafener Leichtathletik-Halle kommen die Teilnehmer im Fünf-Minuten-Takt. Sie wollen alle etwas wissen. Ulla Walther-Thiedig ist eben bekannt als „Mrs. Sportabzeichen“. Vor zehn Jahren kam ihr die Idee, zwischen Weihnachten und Silvester eine zentrale Veranstaltung zum Sportabzeichen zu organisieren. In der Nacht blitzte der Einfall auf. Sie erläuterte dem Sportbund Pfalz den Geistesblitz – und zack, war das Last-Minute-Sportabzeichen ins Leben gerufen. „Die ersten drei Jahre hatten wir mehr Prüfer als Teilnehmer“, erinnert sich Walther-Thiedig. Dann aber wurden es immer mehr Sportler, die kamen. Walther-Thiedig war erleichtert. Denn ein Scheitern hätte an ihrem Ego gekratzt. Ulla Walther-Thiedig ist seit 2000 Sportabzeichen-Beauftrage für den Sportkreis Ludwigshafen. Walther-Thiedig war geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Sie war Lehrerin an der Adolf-Diesterweg-Schule – seit 1971. Von Beginn an hatten ihre Schüler das Sportabzeichen abzulegen. Die Jungs murrten öfter. „Sie durften erst danach kicken“, erzählt die 74 Jahre alte Walther-Thiedig. Die Adolf-Diesterweg-Schule sammelte so fast jedes Jahr die meisten Sportabzeichen in Rheinland-Pfalz. 2000 wurde ihr schließlich das Amt des Sportabzeichen-Beauftragten übertragen. Ein Jahr später ging Walther-Thiedig nach 32 Jahren Lehrertätigkeit in den Ruhestand. Zur Ruhe kam sie aber dadurch nicht. Sport blieb der Mittelpunkt ihres Lebens. Sport ist ihr Leben. Walther-Thiedig ist da ziemlich kompromisslos. Ihre erste Ehe scheiterte unter anderem, weil ihr damaliger Mann mit dem vielen Sport nicht klar kam. Noch immer steht der Sport an erster Stelle bei Ulla Walther-Thiedig. Doch mittlerweile geht sie Kompromisse ein. Zwei Ereignisse haben dafür gesorgt. Es waren die Geburten ihrer beiden Enkel. Diese haben „der Oma“ den Blick über den Rand des „Sporttellers“ eröffnet. Walther-Thiedig strahlt, wenn sie über ihre beiden Enkel erzählt. Sie strahlt aber auch, wenn es um Sport geht. Denn der Sport begleitet sie seit ihrem sechsten Lebensjahr – in verschiedenen Funktionen. Walther-Thiedig war erfolgreiche Leichtathletin. Mit acht Jahren begann sie bei der VTZ Zweibrücken, wurde später mit TS Germersheim süddeutsche Mannschafts-Meisterin im Fünfkampf und als Seniorin zweimal deutsche Vizemeisterin im Hochsprung (TG Oggersheim). „Sport bedeutet mir eben sehr viel“, betont sie und ergänzt: „Er hält mich auch sehr jung.“ Noch heute leitet sie Gymnastikkurse für die BASF und für die TG Oggersheim. Den Sportbund Pfalz unterstützt sie bei Veranstaltungen. Die Liste des ehrenamtlichen Engagements von Walther-Thiedig ist aber wesentlich länger. Sie war Jugendwartin des Leichtathletik-Verbandes Pfalz, von 1992 bis 2004 bei der Sportjugend, ging dann zum Sportbund und wurde noch Sportabzeichen-Beauftragte des Sportkreises Ludwigshafen. Ulla Walther-Thiedig, die seit 1967 in Ludwigshafen lebt, erhielt für ihr ehrenamtliches Engagement 2015 von der rheinland-pfälzischen Landesregierung den Sport-Obelisken. Dabei wollte die 74-Jährige schon längst kürzertreten. Mit 70 wollte sie als Sportabzeichen-Beauftragte aufhören. Sie hatte auch schon einen Nachfolger eingearbeitet, erzählt sie. Doch der sprang wieder ab, noch bevor er angefangen hatte. Nun ist Walther-Thiedig 74 Jahre alt. Sie ist immer noch voller Leidenschaft dabei. Sie beantwortete gestern alle Fragen gelassen, scherzte mit den vielen Helfern und herzte diese. Denn Walther-Thiedig weiß, dass sie es ohne ihre Mannschaft nicht schaffen würde. Die Wertschätzung ihrer Helfer bedeutet Walther-Thiedig viel. Für jeden gab es daher gestern ein kleines Geschenk. Für Walther-Thiedig ist der Sport ihr größtes Geschenk. Solange sie noch alle Übungen in den Kursen vormachen kann, ist alles in Ordnung für sie. „Denn“, sagt Walther-Thiedig, „ich mache nur das, was mir Spaß macht.“

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