Ludwigshafen Frech und vorlaut

Seit 2002 steht Sebastian Reich als Bauchredner, Puppenspieler und Illusionist auf der Bühne. In den vergangenen Jahren ist er dabei kaum ohne Nilpferddame Amanda zu sehen, der er den Durchbruch zu verdanken hat. Mit ihrem aktuellen Programm „Amanda packt aus!“ sind die beiden nun zu Gast im Capitol gewesen.

Bekannt wurden der Mann und sein Tier durch die Prunksitzung „Fastnacht in Franken“, die dem Bayerischen Rundfunk Jahr für Jahr hervorragende Quoten beschert. Reichs Prominenz und besonders die seines Stoff-Hippos sind, seit das Duo 2011 zum ersten Mal dort aufgetreten ist, enorm angewachsen. Zunächst nur im bayerischen und süddeutschen Raum, aber mehr und mehr auch darüber hinaus feiern sie Erfolge. Um den Bekanntheitsgrad, den sie mittlerweile erreicht haben, zu veranschaulichen, erzählte Reich von einem Erlebnis an der Käsetheke. Er habe hundert Gramm Schnittkäse verlangt, doch die Verkäuferin habe noch zwei Scheiben dazugegeben. „Für die Amanda!“, habe sie gesagt. „Schauen Sie mich an!“ forderte Reich das Mannheimer Publikum auf und schaute an sich herunter. „Darum schau` ich so aus! Ich krieg` immer mehr als ich möchte.“ Körpergewicht und Essen sind zentrale Themen der Show. Amanda, das Flusspferd, das Sebastian Reich mit der rechten Hand führt und mit hoher Stimme spricht, hat nämlich Hunger. Es leidet unter der von Herrchen verordneten Zwangsdiät, die ihr zuletzt eine kalorienarme Tomatensuppe bescherte: „Heißes Wasser in einem roten Teller“, klagt Amanda mit leerem Magen. Sie habe ihr Idealgewicht längst erreicht, ist sie überzeugt und singt zur Melodie von „We Will Rock You“: „We will, we will Pizza!“ „Ich bin nicht dick, ich bin lebensmittelschwanger“, lautet eine der Weisheiten, die sie im Laufe des Abends von sich gibt. Reich dagegen, übrigens gelernter Bäcker und Konditor, bekommt zu hören, dass der Bühnenboden für Schwerlasten wie ihn nicht geeignet sei. Es ist Hausmeister Schorsch, der diesen Warnhinweis gibt, ein blinder Maulwurf in Latzhose und damit eine weitere Figur, die der Ventriloquist, nun mit tieferer Stimme, kurzzeitig auf die Bühne bringt. Außerdem dabei: der Esel aus dem Stimmungsnotfallkoffer, der mit rauer Stimme immer wieder „Stimmung!“ einfordert und Kalauer ablässt, sowie der Spezi-Fisch, ein orangegelbes, am Bauch dunkelbraunes Meerestier, das wie eine Mischung aus Fanta und Cola aussieht. Noch bis vor zwei Jahren nannte Sebastian Reich sich Pierre Ruby, nach dem Künstlernamen seines Onkels und Lehrmeisters, dem er schon als Kind als Pierre Ruby junior auf den Bühnen zur Seite gestanden hat. Zunächst machte der Würzburger sich einen Namen im Gala-Geschäft, indem er für Unternehmen und Institutionen individuelle Shows entwickelte. 2006 wurde erstmals das Fernsehen auf ihn aufmerksam, sechs Jahre später startete Reich seine erste Solo-Tournee „Bauchlandung“ mit Nilpferddame Amanda. Amanda ist unzweifelhaft der Star der jetzigen Show, die sie kurzerhand zu der ihren erklärt und Reich an ihrer Seite zu ihrem Assistenten. Amanda ist frech und vorlaut und sagt, was sie denkt, wodurch ihrem Puppenspieler die undankbare Aufgabe zufällt, immer wieder zu beschwichtigen, abzuwiegeln oder den nötigen Respekt einzufordern. Als Flusspferddame flirtet sie mit den Männern im Publikum und nennt Sebastian „Mädchen“. Er tritt bei der Zugabe in roten High Heels auf die Bühne, doch sonst bleibt seine charmante, sympathische Vorstellung harmlos, spaßig und völlig kindgerecht.

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