Ludwigshafen Gesang der Marimba

Mit einem überaus ansprechenden Programm ist die Kammermusikreihe „So um 5“ in der Ludwigshafener Philharmonie in dieser Saison ausgeklungen. Am Werk waren fünf Philharmoniker: das Chiarina Quartett und der Soloschlagzeuger Simon Bernstein mit Musiken von Mendelssohn, des zeitgenössischen brasilianischen Komponisten Ney Rosauro und des 1944 in Auschwitz ermordeten Pavel Haas.

Der künstlerische Anspruch des Ensembles teilte sich gleich in den ersten Passagen von Mendelssohns a-Moll Quartett mit. Auf Anhieb wurden die Zuhörer gefangen genommen durch die prägnante Diktion und den vitalen Impuls des Vortrags. Die Erregtheit von Mendelssohns mit 18 Jahren komponiertem frühem Geniestreich, einer Art Trauermusik zu Beethovens Tod im Entstehungsjahr 1827 des Stücks mit mehr oder minder versteckten Huldigungen, hatte das Chiarina Quartett eindringlich vermittelt. Beeindruckend die Klarheit der Abläufe, dank einer konsequenten Linienführung bei perfekt ausgewogenem klanglichem Gleichgewicht. Was ganz besonders für die im Finale wiederaufgenommene Fuge des langsamen Satzes galt. Alles funktionierte bestens: die Tonabstufungen, die Akzentuierungen, die reaktionsschnell vollzogenen Übergänge und plötzlichen dynamischen Wechsel. Und nicht zuletzt: Die beiden Geiger Johanna Lastein und Felix Wulfert, Bratschistin Stella Sykora-Nawri und Cellistin Ruth Bántay profilierten sich einmal mehr als virtuose Spieler. Herausragend die kadenzartigen Soloeinlagen, die Johanna Lastein in der Manier der souveränen Primaria hinlegte. Was Virtuosität angeht, verfügt auch Simon Bernstein darüber in beträchtlichem Maße. Ney Rosauros erstes Marimbakonzert und seinen Part im Finale von Pavel Haas’ zweitem Streichquartett präsentierte er bemerkenswert bravourös, überaus gewandt und an den melodisch geprägten Stellen elegant. Das Motto des Konzertprogramms „Klangvolle Rhythmen“ beglaubigte sein Beitrag mit Nachdruck. Überzeugend wurde das Ensemble auch dem Farbenreichtum von Neys folkloristisch angehauchter, rhythmusbetonter Komposition gerecht, einschließlich ihrer herzzerreißend schmachtenden Melodien. Immerhin handelt es sich aber um ohrenfällig eingängige, stimmungsvolle Musik. In Haas’ Quartett gestaltete das Ensemble nach der Pause differenziert, empfindsam und brillant die alternierenden tönenden Bilder und Ausdruckssphären: die feine, melodisch inspirierte Naturidylle, die zarten Piano-Lyrismen, die stellenweise verhaltene Melancholie, die kontrastierenden bizarren Klänge und das wilde, tänzerisch entfesselte Pandämonium des Schlusssatzes.

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