Ludwigshafener Geschichte(n) Gründerväter der SPD: Vier Ludwigshafener führen die Arbeiterbewegung

Die Geschichte der sozialdemokratie in Ludwigshafen ist auf vier Unbeirrbare zurückzuführen.
Die Geschichte der sozialdemokratie in Ludwigshafen ist auf vier Unbeirrbare zurückzuführen.

Vier Ludwigshafener Handwerker waren Ende des 19. Jahrhunderts die Gründerväter der pfälzischen SPD. Drei von ihnen riefen am 11. Juni 1891 in Ludwigshafen den Sozialdemokratischen Agitationsverein für die Pfalz ins Leben. Daraus wurde später der Gau Pfalz der bayerischen SPD.

Die Spuren der ersten sozialdemokratischen Bewegung in Ludwigshafen sind noch heute zu sehen: Die politischen Nachfahren des Quartetts ehrten die „Parteigenossen der ersten Stunde“ Jahrzehnte später mit der Benennung von Straßen: Franz Josef Ehrhart (1853-1908) und Bruno Körner (1862-1927) sind Namensgeber von zwei Straßen im Stadtteil West, Josef Huber (1860-1940) wurde in Oggersheim Straßennamens-Pate und Friedrich Profit (1874-1951) in Friesenheim.

Die Anfänge der pfälzischen Sozialdemokratie waren zu dem Zeitpunkt schon älter. Sie wurden mit einem Arbeiterverein im April 1848 in Neustadt gestartet. Der Uhrmacher Josef Valentin Weber (1815-1895) war dessen Vorsitzender und ihm soll es zu verdanken sein, dass Mitglieder des nur kurzlebigen Vereins einen noch heute gültigen Namen bekamen: In der Arbeiterzeitung „Der Pfälzer Volksmann“ formulierte er als Ziel der Bewegung die „demokratisch-soziale Republik“ und verwendete in einem dazu gehörenden Aufruf erstmals den Begriff „Sozialdemokraten“. Der gängige Name lebte weiter – auch als der Arbeiterverein nach der Niederwerfung der 1848er-Revolution wieder von der Bildfläche verschwand.

Begriff „Sozialdemokratie“ stammt aus der Pfalz

Doch die Ideen des Arbeitervereins lebten im Verborgenen weiter. Nach einem Pfalzbesuch von Ferdinand Lasalle (1825-1864), des charismatischen Führers der Arbeiterbewegung, wurde 1864 wiederum in Neustadt eine Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) ins Leben gerufen. Doch auch diese Vereinigung ging schon nach wenigen Wochen ein. Aber in der Pfalz rumorte es und vor allem im damals noch selbstständigen Oggersheim gab es Ende Oktober 1871 erste Arbeitskämpfe der Textilarbeiter in der Samtfabrik. Dort bildete sich schließlich – so ein Bericht in der „Geschichte der Stadt Ludwigshafen“ – im November eine Ortsgruppe des ADAV. 1876 wurde in der Pfalz sogar ein erster „Arbeitertag“ abgehalten. Und Franz Josef Ehrhart war damals mit dabei.

Führender Kopf: Franz Josef Ehrhart
Führender Kopf: Franz Josef Ehrhart

Der gelernte Tapezierer war damals 23 Jahre alt. Der uneheliche Sohn einer Dienstmagd aus dem südpfälzischen Eschbach war ein unruhiger Mensch und ging ab 1877 zunächst auf Reisen. Er besuchte Brüssel, London und Paris – wo er wegen seiner aufmüpfigen politischen Auftritte mehrmals ausgewiesen wurde. Nach der Rückkehr in die Heimat lebte er zunächst in Mannheim – drei Monate brachte Ehrhart dort im Gefängnis zu, weil er Werbung für eine verbotene Zeitung gemacht hatte. Nach dem Umzug nach Ludwigshafen wurde Ehrhart SPD-Kommunalpolitiker, zog als erster SPD-Mann 1889 in den Stadtrat ein, wurde Mitglied des bayerischen Landtags (1893-1908) und des Reichstags (1898-1908) und war ab 1891 als „roter Pfalzgraf“ unumstrittener Führer der pfälzischen SPD. 1895 gab er mit der „Pfälzischen Post“ eine erfolgreiche Parteizeitung heraus.

Ein Trio entsteht

Mit dem Schriftsetzer Josef Huber, Sohn eines Oggersheimer Briefträgers, und dem Tischler Bruno Körner (der zeitweise eine Gaststätte betrieb) hatte er zwei jüngere Mitstreiter gefunden, die als Trio schließlich gemeinsam die SPD Pfalz führten: Ehrhart war bis zu seinem Tod 1908 erster Vorsitzender, Josef Huber sein Stellvertreter und Bruno Körner Kassier. Beide gehörten zu unterschiedlichen Zeiten dem Ludwigshafener Stadtrat, dem bayerischen Landtag in München oder – wie Ehrhart und Huber – dem Reichstag an.

Huber war noch bis 1933 Vorstandsmitglied der pfälzischen SPD. Auch er musste in früheren Jahren aus politischen Gründen ins Gefängnis. Vier Monate saß er wegen „Geheimbündelei“. Körner wurde 1923 während des sogenannten Ruhrkampfes für einige Monate von den Franzosen aus der Pfalz ausgewiesen.

Im Schatten dieses Trios hatte sich mittlerweile mit Friedrich Profit ein weiterer Ludwigshafener ins parteipolitische Rampenlicht geschoben. Der gelernte Schlosser war Gründungsmitglied der Eisenbahnergewerkschaft in Ludwigshafen, wurde von den Pfalzbahnen deshalb 1898 entlassen und fand über eine Anstellung bei der AOK (1900-1906) schließlich auf die Lohnliste der SPD. 1906 war er erster hauptamtlicher Parteisekretär seiner Partei (bis 1921).

Nach dem Tod von Ehrhart 1908 wurde Profit zum führenden SPD-Mann in der Pfalz, zog 1909 in den Ludwigshafener Stadtrat (bis 1920) ein und war von 1912 bis 1920 Landtagsabgeordneter. Der Teilnehmer an der deutschen Delegation (zuständig für die sogenannten Pfalzfragen) in Versailles nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde von 1921 bis 1933 führender Mitarbeiter in verschiedenen Positionen bei der Reichsregierung – als Oberregierungsrat, Reichskommissar und Ministerialrat. Nach 1945 widmete er sich dem Wiederaufbau seiner Partei in der Pfalz.

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