Ludwigshafen „Hervorragende Werbeplattform“

Blick in die Rhein-Galerie beim verkaufsoffenen Sonntag im April 2018.
Blick in die Rhein-Galerie beim verkaufsoffenen Sonntag im April 2018.

„Shoppen, bummeln, Freunde treffen“ – das verspricht die Ankündigung der Marketinggesellschaft Lukom für den morgigen Sonntag. Von 13 bis 18 Uhr haben erneut die Einkaufszentren in der Innenstadt sowie mehrere Fachgeschäfte geöffnet. Mal eben einen Termin festlegen und die Türen öffnen – so einfach geht das bei verkaufsoffenen Sonntagen schon lange nicht mehr. Schließlich ist die Sonntagsruhe verfassungsrechtlich geschützt.

Hinzu kommt: Seit einigen Jahren können die Geschäfte nur öffnen, wenn es einen externen Anlass gibt, wie zum Beispiel ein Volksfest oder eine Messe. Dieser „Anlass“ sollte dann auch noch in der Nähe der geöffneten Geschäfte liegen und – so hat es das Bundesverwaltungsgericht in einem Urteil von 2015 entschieden – der eigentliche Besuchermagnet sein. Oder andersherum gesagt: Dass die Geschäftsleute in den Läden Umsatz erwirtschaften wollen, reicht als Begründung für einen verkaufsoffenen Sonntag nicht aus. Hervorgegangen sind diese Regelungen auch aus einer bestimmten Entwicklung: In den vergangenen Jahren haben Gewerkschaften bundesweit immer wieder gegen verkaufsoffene Sonntage geklagt – oft mit Erfolg. Könnte das auch Ludwigshafen drohen? „Wir sind der Ansicht, die Problematik Sonntagsarbeit nicht über die Maßen zu strapazieren“, sagt Michael Cordier. Er ist Geschäftsführer der Lukom und des Marketing-Vereins. In Rheinland-Pfalz sind laut Ladenöffnungsgesetz im Jahr maximal vier offene Sonntage möglich. „In der Innenstadt nutzen wir nur zwei davon, die Mitarbeiter in diesen Geschäften sind also an maximal zwei Sonntagen im Jahr zusätzlich im Einsatz“, ergänzt Cordier. Nachdem er und seine Kollegen die Termine für die verkaufsoffenen Sonntage mit den Centermanagern und dem Einzelhandel abgestimmt haben, müssen sie einen Antrag bei der Stadt stellen. Darin muss der Anlass, also die begründende Veranstaltung für die Geschäftsöffnung stehen. Im Falle des morgigen Sonntags ist es der Ludwigshafener Herbstzauber auf dem Berliner Platz in Verbindung mit dem Winterdorf auf dem Platz der Deutschen Einheit. Auch eine Besucherprognose muss der Antragsteller abgeben. Wobei es vor allem darum geht, zu zeigen, dass der Anlass mehr Besucher zieht, als der verkaufsoffene Sonntag selbst, der damit nur Nebensache sein darf. Die Lukom geht laut Cordier in ihrem Antrag von „etwa 140.000 bis 150.000 Besuchern aus der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar“ aus, die zum Herbstzauber und zum Winterdorf kommen. Beim verkaufsoffenen Sonntag liege die Besucherzahl bei etwa 40.000 bis 50.000 Personen. Bei all den Vorgaben, Gesetzen und Urteilen stellt sich die Frage: Lohnt sich ein verkaufsoffener Sonntag überhaupt noch für die Geschäfte in Ludwigshafen? „Für die Einkaufscenter nach unserer Einschätzung eigentlich immer“, sagt Cordier. Für die Einzelgeschäfte komme es unter anderem auf die Wetterlage an. „Die Geschäfte in der Innenstadt verstehen den verkaufsoffenen Sonntag aber durchaus als hervorragende Werbeplattform“, sagt der Lukom-Chef weiter. Dadurch kämen auch Kunden von außerhalb, die durch gute Beratung zu Stammkunden werden könnten, ist er vom Langfrist-Effekt überzeugt. Der Termin Anfang November wird durch mehrere Aspekte begünstigt: Er liegt am Anfang eines Monats, und die Kunden haben da noch mehr Geld auf dem Konto. Zudem hoffen die Händler zu Beginn der kalten Jahreszeit darauf, dass die Menschen sich mit neuer Kleidung eindecken – in einigen Städten wie zum Beispiel Mainz gibt es dazu noch den sogenannten Mantelsonntag. Auch denken die ersten Kunden allmählich an Weihnachten. Stichwort Weihnachten: Im Dezember gibt es übrigens keine verkaufsoffenen Sonntage. Denn im Ladenöffnungsgesetz – davon hat jedes Bundesland sein eigenes – ist festgehalten, dass die Geschäfte nicht an Adventssonntagen im Dezember öffnen dürfen. Ebenso wenig an „Ostersonntag, Pfingstsonntag, Volkstrauertag, Totensonntag sowie an Sonntagen, auf die ein Feiertag fällt“. November ist also sozusagen die letzte Chance – weshalb morgen in der Pfalz unter anderem auch in Mutterstadt und Neustadt die Läden ihre Türen öffnen.

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