Ludwigshafen „Ich rege mich auf“

„Niemand hat das Recht, verzweifelt zu sein“: Urban Priol.
»Niemand hat das Recht, verzweifelt zu sein«: Urban Priol.

„Tiefsinniges, brandaktuelles Kabarett“ wird Urban Priol laut Veranstalter bei einem Gastspiel in der Speyerer Stadthalle bieten. Vor seinem Auftritt hat der 56-Jährige ein paar Fragen beantwortet.

Sind Sie manchmal frustriert, wenn Sie zurückschauen und feststellen, dass die Menschen aus der Geschichte so wenig lernen?

Wenn ich ehrlich sein müsste, müsste ich natürlich sagen ja. Aber vielleicht lassen sich kleine Stellschrauben ja doch ändern. Es ist aber schon so, dass viele Fehler einfach wiederholt werden und Strukturen sich nicht verändern. Das Einzige, wo sich was getan hat, womit auch die Politiker nicht gerechnet haben, ist, dass sich die Menschen in den neuen Medien viel schneller austauschen. Alle denken aber immer noch, dass alles so bleibt, wie es ist. Ich muss mich ja immer durch diese ganzen Foren und Blogs wühlen, und da ist es schon oft sehr frustrierend, was da zum Teil für Meinungen von sich gegeben werden. Es ändert sich täglich was in vielen Dingen, man muss nur sehr viel aufmerksamer sein als früher. Und man muss viel mehr nachchecken und prüfen, ob das auch alles so stimmt. Verzweifelt man da als Kabarettist nicht manchmal am eigenen Tun? Nein. Von Matthias Beltz vom Frankfurter Fronttheater stammt der Satz: „Solange drei Menschen, die so aussehen wie wir, trotzdem weitermachen, hat niemand das Recht, verzweifelt zu sein“. Und daran halte ich mich auch. Wie informieren Sie sich über das aktuelle Geschehen in der Welt? Ein normaler Tag geht los mit der Selbstdisziplin, nicht sofort nach dem Aufwachen zum Smartphone zu greifen und zu sehen, was die Meldungen des Tages waren. Zuerst also Kaffee kochen und dann den Fernseher an. Zwischen 7 und 8 Uhr sehe ich eine Stunde Morgenmagazin. Da bin ich dann meistens für den Tag schon ganz gut in Wallung. Dann wird ein bisschen was gefrühstückt, und dann geht es zum Zeitungskiosk. Dort hole ich mir ganz old-school meine Tageszeitungen, fünf Stück. Und die lese ich dann quer. An einem Tag fange ich mit der „Bild“-Zeitung an und lese danach die „taz“, und am anderen Tag fange ich mit der „taz“ an und lese danach die „Bild“. Dieser Kontrast ist einfach immer sehr schön. Im Anschluss lese ich zwei überregionale und zum Schluss immer noch eine regionale Zeitung. Am Ende sehe ich mir an, was im Netz los ist. So sind durch Lektüre und Information fünf, sechs Stunden am Tag schon mal besetzt. Ist die regelmäßige Empörung bei Ihren Auftritten gespielt oder echt? Das ist echt. Ich rege mich kolossal schnell auf. Vor allen Dingen, wenn ich merke, dass uns da schon wieder jemand mit irgendwas verarschen will. Dann bin ich das HB-Männchen. Das geht ruckzuck. Termin Am Donnerstag, 7. September, um 20 Uhr in der Speyerer Stadthalle. Karten unter der Rufnummer 0621/101011.

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