Ludwigshafen Im Erfolgsmoment platzt die Bombe

„Wir reißen die Hütte ab“, sagte TFC-Trainer Philipp Grimmer (Mitte) bei der Meisterfeier.
»Wir reißen die Hütte ab«, sagte TFC-Trainer Philipp Grimmer (Mitte) bei der Meisterfeier.

«LUDWIGSHAFEN.» Im Moment des größten Erfolges folgte die schockierende Nachricht. TFC-Trainer und Meistermacher Philipp Grimmer wird die Mannschaft nicht mehr in der neuen Liga trainieren. Er trat zurück. Das verkündete Grimmer am Samstag, nachdem seine Mannschaft vor rund 300 Zuschauern mit 9:6 (6:4) gegen den Tabellenvierten SC 80 Frankfurt II gewann und ohne Verlustpunkt die Hallensaison beendete.

Die Zeiger der Uhr wandern auf 19.15 Uhr zu. Die letzten Minuten einer Hallenrunde, die wohl in die Geschichte des TFC eingehen wird, sind angebrochen. Diesen ganz besonderen Moment möchte der Ludwigshafener Coach ganz allein genießen. Kein leichtes Unterfangen in einer tobenden Halle. Auf der Strafbank findet Philipp Grimmer ein ruhiges Plätzchen. In sich gekehrt sitzt er da, den Kopf auf den Armen aufgestützt. Weit weg ist er mit seinen Gedanken. „Das war in diesem Moment einfach nur noch Gänsehaut“, sagt er. Noch vor dem Abpfiff steht er wieder auf. Christian Hanz, der TFC-Vorsitzende und Betreuer der Herren, nimmt seinen Erfolgstrainer in die Arme. Die Augen sind gerötet und das eine oder andere Tränchen bahnt sich einen Weg über ihre beiden Gesichter. „Das waren fünf saugeile Jahre. Klar, es gab auch mal Tiefpunkte, aber das Positive überwiegt“, erklärt Grimmer. Die Anspannung, der Druck der letzten Wochen löst sich – vor allem bei den Protagonisten, die acht Spiele lang für ihren Traum gelebt haben. „Wir haben immer vom Aufstieg gesprochen. Wenn nicht jetzt, wann dann. Philipp wollte davon zu Beginn der Saison nichts hören, das war für ihn kein Thema“, verrät TFC-Mannschaftskapitän Michael Fechtner, neben Sebastian Minges und Goalie Valentin Jeblick, der erfahrenste Akteur de TFC Ludwigshafen. Grimmer spricht am Samstag von einer perfekten Saison. In acht Spielen haben die Löwen 80 Tore geschossen, aber nur 20 bekommen. Elf Punkte Vorsprung sind es auf den Tabellenzweiten TGS Vorwärts Frankfurt. Nochmals Vollgas geben, das wollten sie im letzten Spiel gegen SC 80 Frankfurt II. „Das war heute nicht vergleichbar mit der Frankfurter Mannschaft aus dem Hinspiel. Die haben richtig gute Jungs dabei“, resümiert Grimmer. Die mit Bundesligaspielern angereisten Hessen machen dem TFC zwar das Leben schwer, den unbedingten Willen zum Sieg, den haben an diesem Abend die TFC-Herren. Den Samstag wollen Ludwigshafens Herren jetzt nur noch genießen. Fabian Magin gibt nicht nur als Stürmer eine gute Figur ab, sondern macht sich auch ganz gut als Anheizer, schreit „Aufstieg“ und zieht die Mannschaft und die Zuschauer mit. Das Feierprogramm hat es in sich. Beim TFC-Vereinswirt „Vasiliko“ auf der Parkinsel knallen zunächst die Sektkorken. „Unser Wirt tut mir leid. Wir reißen die Hütte ab“, sagt Grimmer lachend. Das allerdings hoffen die Vereinsverantwortlichen dann doch nicht, steht das Gebäude ja noch nicht allzu lange. Im Mannheimer Club „Chaplin“ wollen sie in der späten Nacht und am frühen Morgen weiterfeiern. „Danach habe ich die Jungs zum Frühstück beim Bäcker eingeladen“, berichtet Grimmer, der am Sonntag schon wieder beim D-Knaben-Spieltag im Einsatz ist. Über seinen Rücktritt hat Grimmer das Team in dieser Woche informiert. „Es war keine Entscheidung gegen die Mannschaft, sondern für die Familie“, betont Grimmer, der auf dem Feld erst einmal keine Spiele seiner ehemaligen Mannschaft sehen möchte. „Um Abstand zu bekommen“, sagt er. „Wir sehen das mit einem ganz, ganz großen weinenden Auge“, unterstreicht der TFC-Vorsitzende Hanz. „Wir müssen es akzeptieren. Es muss ja nicht für immer sein“, erklärt der Vorsitzende, der gemeinsam mit Sportdirektor Norbert Grimmer bereits nach potenziellen Trainerkandidaten Ausschau hält. „Wir suchen jemanden, der zum TFC passt, die Leistung der Mannschaft mindestens halten oder weiterentwickeln kann“, beschreibt Hanz. Philipp Grimmer geht dem Verein nicht verloren. Er trainiert weiterhin die B-Knaben und den D-Bereich.

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