Ludwigshafen Im Rausch des Chanson

Jacques Brel ist eine Chanson-Legende. Der Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz hat sich der Klassiker des großen Liedermachers angenommen. Mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen präsentierte er eine Auswahl an Brel-Chansons bei der Bunten Reihe im BASF-Feierabendhaus.

Die große Begeisterung erfolgte zu Recht. Es war eine sehr stimmungsvolle Aneignung der Brel-Chansons durch den französischen Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz, der lange schon in Deutschland lebt und hier große Erfolge feiert – auf den Bühnen wie im Film. Dominique Horwitz hat sich die Chansons von Brel zu eigen gemacht, kann sich vortrefflich hineinversetzen in den belgischen Rebell, der seine Heimat früh verließ, Frau und Kinder sitzen ließ und dem bürgerlichen Leben Adieu sagte, über welches er dann in Paris seine Spottlieder sang. Spießertum war diesem Unangepassten immer ein Dorn im Auge und dagegen sang er gerne an. Wie in „Les Flamandes“, dem Lied an die Flamen, die ohne Spaß in den Tag hineinleben. Oder „Les bourgeois“, worin Horwitz all sein schauspielerisches Talent hineinlegte, torkelte und schwankte, stöhnte, seine Abscheu gegen die Spießbürgerlichkeit zum Ausdruck brachte. Der 1957 geborene Horwitz ging gänzlich auf in diesen Liedern, in ihrem Lebenshunger, ihrer Intensität. Das Leben und die Liebe in vollen Zügen zu genießen – das gelang Horwitz ganz vorzüglich in seinem Vortrag. Genüsslich imaginierte er die schwül-heiße Stimmung eines Sommerabends von „Je suis un soir d’été“. Er steigerte sich wie besessen hinein in die akkordeonbegleitete Valse Musette von „Vesoul“, dem Lied über einen Mann, der beschließt, sich nichts mehr gefallen zu lassen. Und freilich sang sich Dominique Horwitz dabei in einen wahren Rausch, lieferte sich ganz aus. Die „R“ rollten eine halbe Ewigkeit in seinem Gesang und ebenso hedonistisch war seine ganze Vortragsweise – voller wilder Lust und schäumender Leidenschaft. Die Dynamik variierte er gleichfalls eingebungsvoll, wie in „Ces gens-là“ (Diese Leute), kontrastierte beschwörend leise Töne gegen extravertierte Gesänge über die Aufschneider, Spießer und Kleingeister. Ein fröhlicher Charleston begleitete „Comment tuer l’amant de sa femme“, dem Lied über die Möglichkeiten, wie der Liebhaber der Ehefrau umzubringen wäre. Die wunderbaren Arrangements, die Enrique Ugarte schrieb und die er selbst am Pult des Orchesters leitete, waren ein echtes Sahnehäubchen auf diese Lieder. Erlesene Farben hörte man dabei, gestopfte Trompeten und growlende Posaunentöne. Viele Facetten öffneten diese Arrangements, wunderbar klangvoll und gefühlvoll eingefangen von der trefflich musizierenden Württembergischen Philharmonie. Sahnige Streicher, große hymnische Elegien erfüllten die großen Liebeballaden.

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